Gedichte
In Erinnerung an Corazon

0
"Weil die Trauer unbeschreiblich ist"
Veröffentlicht am 19. Oktober 2022, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, ...
Weil die Trauer unbeschreiblich ist

In Erinnerung an Corazon

Keine war mir ferner und niemand je so nah

nie hatte ich verstanden, doch sie war immer da  

Keine war so spröde und so zerbrochen zart

Das All ist leer geworden und die Quasare kalt  

Sie war mein Mondlicht, war in jedem Gedicht

sie war das Rauschen der Meere, das zweite Gesicht  

Sie war nur ein Kind, frech, eigensinnig und verrückt

Äonenalt ihr Blick als Thebens Prophetin entrückt  

Ich rufe jede Nacht in den Schlund der Zeit

Gib sie zurück einmal nur für eine Ewigkeit  


Manchmal betrachte ich das Wasser an meinen Händen

wie ein kalter Kuss und das Meer stürzt auf mich nieder  

Manchmal höre ich deine Schreie in der Nacht

deine Erinnerungen und deine Angst

dann umfasse ich dich so sanft ich kann

ganz leicht, du willst nicht gedrückt sein

Ich wiege dich in den Schlaf

Du lächelst

Morgen hätten wir uns geküsst

und laut gelacht 

Ich habe dich so sehr geliebt

>

0

Hörbuch

Über den Autor

AndriVento
Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, Musil...bald eigene Gedichte, zerzweifelt, existentialistisch, pubertär. Der Traum davon Schriftsteller zu werden.
Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen habe ich die Literatur verloren, vergessen, nach ganz hinten geräumt. Dreißig Jahre lang. Bis, ja bis erste Geschichten auf Facebook entstanden, kurze Betrachtungen und bald wieder ein erstes Gedicht. Es ist seltsam, als hätte man eine Münze gefunden die vor langer, langer Zeit unter einer Diele verschwunden ist.
Etwas rostig, glanzlos, wertlos inzwischen und doch so faszinierend.

Leser-Statistik
9

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Annabel Sehr bedrückend - wie das Gefühl eben ist, wenn man einen geliebten Menschen nicht mehr berühren kann. Du hast das Gefühl so nah rübergebracht. Respekt! Hab einen angenehmen Abend wünscht Annabel
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
1
0
Senden

169701
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung