Biografien & Erinnerungen
Mein Tagebuch - Von einem holprigen Start, viel Glück und dennoch einer ausgelassenen Kindheit

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"Warum mein Schutzengel schon recht zeitig die Ärmel hochkrempeln und seinen Dienst antreten musste"
Veröffentlicht am 09. Oktober 2022, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: xiebiyun - Fotolia.com
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Über den Autor:

...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal ...
Warum mein Schutzengel schon recht zeitig die Ärmel hochkrempeln und seinen Dienst antreten musste

Mein Tagebuch - Von einem holprigen Start, viel Glück und dennoch einer ausgelassenen Kindheit

Von einem holprigen Start, viel Glück und dennoch einer ausgelassenen Kindheit



oder:



Warum mein Schutzengel schon recht zeitig die Ärmel hochkrempeln und seinen Dienst antreten musste


Rückblickend gesehen hatte ich eine sehr glückliche und zufriedene Kindheit. Auch wenn mir das Schicksal schon vor dem Start in das Leben einige Steine in den Weg gelegt hatte. Doch bis heute habe ich (auch dank meines optimistischen Denkens und mithilfe meines persönlichen Schutzengels) alle Hürden mit Bravour gemeistert. Bereits die Schwangerschaft mit mir war wohl recht schwierig. Da ich so kurz nach der Geburt meiner Schwester gezeugt wurde, war der Organismus meiner Mutter noch nicht wieder voll

hergestellt. Die Folge: Ab dem 6. Schwangerschaftsmonat gab es immer häufiger Zwischenfälle, sodass die ständige Gefahr bestand, mich als Embryo zu verlieren. Die letzten Wochen und Monate wurde meiner Mutter daher eine strenge Bettruhe verordnet. Und das, obwohl sie sich eigentlich ja um einen Säugling (nämlich meine Schwester) kümmern musste. Das war bestimmt nicht einfach und sehr strapazierend für die Nerven. Denn Haushalt und alles drum und dran blieben an meiner Uroma hängen, in deren Haus meine Familie ja damals lebte. Und Uroma Hedwig war nicht

einfach, kann ich euch sagen. Wie halt alte Menschen manchmal sind. Die ersten Jahre meines Lebens hatte ich sie ja auch noch kennengelernt. Da meine Mutter in den letzten Monaten der Schwangerschaft schlecht schlafen konnte, verschrieb ihr der Arzt damals ein beliebtes Medikament. Contergan. Die älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch an die Schlagzeilen. Für alle anderen habe ich hier mal einen Link rausgesucht, damit ihr wisst, von was ich hier gerade schreibe: "Der Contergan-Skandal: eine Tragödie und ihre Geschichte"


Bei Interesse einfach markieren und im Internet suchen. Contergan war ein Schlaf- und Beruhigungsmittel und wurde in den Jahren 1957 bis 1961 besonders gerne an Schwangere verschrieben. Doch dann häuften sich die Missbildungen bei den Säuglingen, deren Mütter das Mittel eingenommen hatten. Bereits eine Tablette zur falschen Zeit in der Schwangerschaft konnte ausreichen, um die fatalen Folgen auszulösen. Babys kamen mit verkürzten oder gar fehlenden Gliedmaßen zur Welt. Wie gesagt, wer möchte, kann sich gerne im Internet

besser informieren. Mir blieb dieses Schicksal zum Glück erspart, denn meine Mutter nahm aus Überzeugung keinerlei Tabletten während der Schwangerschaft ein. Auch wenn ihr Arzt es damals unwissend empfohlen hatte. Das zweite Mal Glück in meinem Leben hatte ich dann direkt während der Entbindung, da sich die Nabelschnur um meinen Hals gewickelt hatte und drohte, mir die Luft abzuschnüren. Im letzten Moment bemerkte das wohl ein Arzt und handelte blitzschnell, indem er mein Herausflutschen stoppte und mich von

meinem „Würgestrick“ befreite. Jedoch war ich bei der Geburt sehr klein und zierlich, fast wie ein Frühchen. Und das sollte auch noch lange so bleiben. Und meine Gesundheit war ziemlich angeschlagen. Ständig kränkelte ich vor mich hin, jeder Keim oder Virus war gefährlich für mich. Ich brauchte eine besondere Fürsorge und Pflege. Und das ging noch mehrere Jahre weiter so. Kein Wunder also, dass ich auch nicht in die Kinderkrippe oder anschließend in den Kindergarten gehen konnte. Meine Mutter und der Kinderarzt hatten es wohl mehrfach versucht, aber sobald ich 2 oder 3 Tage mit anderen Kindern

zusammen war und spielte, bekam ich irgend eine ansteckende Krankheit und musste für mehrere Wochen zu Hause bleiben. Irgendwann gaben sie die versuche auf. Der Kinderarzt schrieb mich Krippen- beziehungsweise Kindergarten-unfähig (auch so ein Ding, was es damals in der DDR gab) und ich durfte meine frühe Kindheit zu Hause verbringen. Was meiner Mutter gar nicht schmeckte. Besonders nach unserem Umzug. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. Für heute soll es das erst einmal gewesen sein.

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Über den Autor

vagabundinchen
...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal in der Woche Linedance und probiere gerne mal was Neues aus. Freundschaften sind mir sehr wichtig. Wenn ihr mir schreiben wollt, dann traut euch ruhig. Ich beiße nicht.
Ansonsten viel Spaß beim Lesen...

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Nereus Mal wieder vor der Anmeldung geschrieben, darum der Gast. Status
LG
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Liebe Ines, wieder habe ich dazugelernt. Ich dachte Du seiest in der DDR geboren, denn dort gab es das Schlafmittel meines Wissens nach nicht, hätte ja Devisen gekostet. Na wie dem auch sei, gern verfolge ich Deinen Gang ins Leben und auch das in ihm
dankend lieben Gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Hallo Markus, ja, ich stamme aus der DDR und das Medikament Contergan gab es auch hier. Man munkelt, dass die Pharmaindustrie auch Versuchsreihen in anderen Ländern starten wollten und die ahnungslosen DDR Bürger sozusagen nichts ahnend als Versuchskaninchen benutzt wurden. Die sind nicht erst heute so
skrupellos.
Kannst du auch im Internet nachlesen. Natürlich weiß ich das nur aus Erzählungen meiner Eltern. Also ohne Gewähr.
Hab noch einen schönen Abend
Lieben Gruß
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Liebe Ines,
es ist richtig, dass in der DDR die meisten Kinder Krippen und Kindergärten besuchten und dort häufig von Erkälungsinfekten und Magen-Darm-Viren befallen wurden. Besonders zarte und anfällige Kinder wurden zeitweilig "krippenunfähig" geschrieben. Wenn du ähnlich einem Frühchen eingestuft wurdest, war dein Geburtsgewicht vielleicht an der Untergrenze von 2500 g. Die Nabelschnurumschlingungen bei der Geburt sind sehr häufig, 30 bis 40%, meistens jedoch harmlos. Früher erschraken die Hebammen anscheinend mehr, ich kenne das auch.
Was aber nicht zutrifft, ist die Conterganverschreibung in der DDR. Es gab hier insgesamt ganze 8 Fälle, wobei die Mütter sich das Medikament illegal aus dem Westen besorgt hatten. Dort war es frei verkäuflich in jeder Apotheke zu haben.
Es ist richtig, dass in der DDR tatsächlich auch für BRD-Konzerne vor Neuzulassungen Arzneimittelstudien durchgeführt wurden. In der DDR waren die Zulassungskriterien generell strenger. Es gab viel weniger frei verkäufliche Mittel als jetzt.
Diese Conterganaffäre der Firma Grünenthal war ein großer Skandal und du kannst froh sein, dass es mit dir nichts zu zu hat. Es hat in deiner Biografie eigentlich nichts zu suchen, weder mit Schutzengel, noch ohne ;-)
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Liebe Fleur, danke für deinen Kommentar. Viel Info, danke dafür. Wie gesagt, alles, was in dieser Zeit geschehen ist, stammt logischerweise aus Erzählungen meiner Mutter, die ich hier nur weiter gegeben habe. Und da in unserem Ort ein typisch Contergan-missgebildetes Kind gewohnt hat (übrigens ein sehr nettes Mädchen, die immer ihren Weg im Leben gegangen ist), welches in meinem Alter war, habe ich diesbezüglich an den Worten meiner Mutter nicht gezweifelt. Aber wer weiß, vielleicht entstammt es auch ihrer Fantasie oder ich hatte damals was falsch verstanden. Ich bin jedenfalls froh, dass ich gesund geboren wurde.
Lieben Gruß aus Berlin Biesdorf
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Hatte nicht bemerkt, dass ich ausgeloggt worden war, sorry!
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Ines, die Mutter dieses Mädchens wird sehr unglücklich gewesen sein und hat bestimmt nicht wahr haben wollen, dass sie das durch die Tabletteneinnahme selbst verursacht hat. Möglicherweise wusste sie zum Zeitpunkt der Einnahme noch gar nicht von der Schwangerschaft, alles ist möglich.
Ich kannte auch so ein gleichaltriges Kind, einen Jungen, seine Mutter war Röntgenassistentin. Es hieß, er sei durch die Röntgenstrahlen missgebildet.
Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
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