Von dem Konkurrenzdenken zwischen Geschwistern und dem Leiden als zweites Kind der Familie :-)
oder:
Warum genau das auch vorteilhaft für das spätere Leben ist
Als kleiner Mensch mit einem älteren und gleichgeschlechtlichen Geschwisterkind musste ich nicht nur die getragene und zu klein gewordene Kleidung meiner Schwester anziehen. Dieses Second Hand–Recycling-Ding spiegelte sich auch in unserem Spielzeug wieder, wie an den beiden folgenden Beispielen gut zu erkennen ist.
Anfangs gab es nur einen kleinen quietschenden Holzkinderwagen mit wackelnden Rädern in unserem Kinderzimmer. Und bei unseren täglichen Spaziergängen war er immer mit dabei.
Als ich dann in das Alter kam, in dem ich auch einmal einen Puppenwagen schieben wollte, wurde ein neues Modell dazu gekauft. Ich durfte ab da an das klapprige Gestell fahren, meine ältere Schwester bekam den neuen Kinderwagen. Mit toller Federung und einem ganz anderen Fahrgefühl. Und viel Platz für all die Puppen und Teddybären, die mit auf den Spaziergang mussten.
Natürlich gab es ab da viel Streit, denn auch ich wollte den super Wagen schieben und ließ das einfache Holzmodell einfach links liegen.
Um wieder Friede in der Familie und
unter uns Geschwistern zu bekommen, kaufte meine Mutter für meine Schwester daraufhin einen Tretroller. Ein tolles Gerät. Logisch, dass sie daraufhin gerne den neuen Kinderwagen an mich abtrat.
Doch der war auf einmal gar nicht mehr so interessant für mich. Denn so ein Tretroller spielte doch in einer ganz anderen Liga. Und mit genügend Quengelei, Ausdauer und Nachdruck schaffte ich es auch jedes Mal, meinen Willen durchzusetzen. Ein gutes Training für das spätere Leben. Denn so habe ich beizeiten gelernt: Nur wer seine Interessen kundtut und , wenn nötig,
auch durchsetzt, kommt im Leben weiter.
Und da meine Schwester immer schon so einen eher ruhigen, schüchternen oder in bestimmten Situationen ängstlichen Charakter hatte, standen meine Chancen gar nicht so schlecht. (Auch wenn ich noch gar nicht mit dem Roller fahren konnte. Letztendlich durfte ich den Roller schieben und meine große Schwester zottelte mit dem Kinderwagen hinterher)