Biografien & Erinnerungen
Mein Tagebuch - Von Verbrechern, Irren und dem Eigenleben von Gerüchten

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"Warum man sich einen Scherz an falscher Stelle verkneifen sollte"
Veröffentlicht am 02. Oktober 2022, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal ...
Warum man sich einen Scherz an falscher Stelle verkneifen sollte

Mein Tagebuch - Von Verbrechern, Irren und dem Eigenleben von Gerüchten

Von Verbrechern, Irren und dem Eigenleben von Gerüchten





oder: Warum man sich einen Scherz an falscher Stelle verkneifen sollte


Meine heutige wahre Geschichte aus meiner Vergangenheit ereignete sich in meinem letzten Frühling in Thüringen. Vor dem Umzug der Familie zurück nach Brandenburg und dem letzten Jahr, bevor für mich der Ernst des Lebens begann: Die Schulzeit. Meine besten Freunde damals waren die Geschwister Frank und Heike sowie Steffi. Alles Kinder von Arbeitskollegen meines Vaters und in etwa in meinem Alter. Wir spielten, sofern es die Witterung zuließ, gerne zwischen den Plattenbauten der Neubausiedlung. Dort

gab es, wie in der DDR üblich, überall kleinere Spielplätze und Klettergerüste etc. im Schatten der vereinzelt stehenden Bäume. Nun trug es sich eines Tages zu, dass ein Gerücht unsere Aufmerksamkeit erregte. Darin hieß es, dass man auf der Suche nach einem Mann mittleren Alters war, der im Nachbarort aus der Nervenklinik ausgebrochen war. Eigentlich keine große Sache. Kam wohl hin und wieder vor, da es sich nicht um eine geschlossene Anstalt mit potentiell gefährlichen Insassen handelte. Die meisten Patienten waren nicht gefährlich und nur auf kurze Zeit hier. Doch für uns

war das Ganze recht spannend und beflügelte unsere Phantasie. Und nicht nur unsere. Denn nur nach ein paar Stunden wurde aus dem Mann mittleren Alters angeblich ein Bankräuber. Später handelte es sich um einen mehrfachen Mörder, der merklich hinkte und eine furchtbar große Narbe im Gesicht hatte. Zum Glück fasste die Polizei, die auch mit Lautsprechern um die Mithilfe der Bevölkerung bat, den Typen recht schnell. Die „Gefahr“ war gebannt und es wurde wieder still in der Gerüchteküche. Etwa zur gleichen Zeit ereignete sich

jedoch noch eine kleine Geschichte im Zusammenhang mit der Nervenklinik, die ich aber nur vom Erzählen meiner Eltern her kannte. Ein Mieter aus dem Nachbar-Aufgang unseres Wohnblocks wurde über längere Zeit immer merkwürdiger, ohne jedoch gefährlich für andere und sich selbst zu werden. Nach einigen Monaten willigte er auch auf das Drängen seiner Familie hin ein, sich für einige Zeit in besagter Klinik untersuchen zu lassen. Er entschloss sich also, sich freiwillig einweisen zu lassen und bekam einen Termin, an dem er sich dort melden sollte. Sein Schwager begleitete ihn

dorthin. Das Gelände, auf dem die Klinik stand, war von einer Mauer aus Ziegelsteinen umgeben. Die beiden waren etwas früh dran und klingelten am Tor. Doch niemand erschien, um ihnen zu öffnen. Also lehnte der Schwager sein Fahrrad an die Mauer und stieg darauf, um über die Abgrenzung zu schauen. Da beide annahmen, dass die Klingel nicht funktionierte, wollte nun der Schwager über die Mauer klettern und sich dann bemerkbar machen. Doch gerade, als er rittlings auf der Mauer saß, wurde das Tor von einem

Mitarbeiter geöffnet und ein Pfleger schaute hinaus auf den Gehweg. Wo immer noch unser Nachbar stand. Und nun auf seinen Schwager zeigte, der sich in luftiger Höhe befand. Dabei begrüßte er den Pfleger und meinte zum Scherz, dass er ihn da oben hier abliefern wolle. Das war natürlich nicht ernst gemeint und jeder, der unseren Nachbarn kannte, wusste, dass er ständig nur Quatsch erzählte. Na ja, jedenfalls hatten die zwei Männer im Anschluss ziemlich zu tun, um das Missverständnis aufzuklären. Denn beide hatten ihre Ausweise wohl nicht dabei. Und so mussten erst einmal alle beide

eine Nacht in der Klinik verbringen. Man behielt einfach beide dort, bis sich die Familie meldete den nicht bestellten Schwager mittels Ausweispapier auslöste. Tja, man sollte sich eben genau überlegen, mit wem man scherzte. Oder auch lieber nicht. Einige Wochen später kam auch unser Nachbar wieder zurück, mit einigen Medikamenten, die nur ab und zu neu eingestellt werden mussten.

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Über den Autor

vagabundinchen
...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal in der Woche Linedance und probiere gerne mal was Neues aus. Freundschaften sind mir sehr wichtig. Wenn ihr mir schreiben wollt, dann traut euch ruhig. Ich beiße nicht.
Ansonsten viel Spaß beim Lesen...

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Brubeckfan Och, in der Psychiatrie ist niemand ohne Grund ...
Schmunzelnde Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Hallo Gerd, na ja, soviel ich weiß, sollten nur die Medikamente eingestellt werden. Also wohl eher ein harmloser Typ. Aber wie gesagt, ich war noch zu jung, um das aktiv beurteilen zu können.
Lieben Gruß aus Berlin
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Aber für den Schwager fand sich sicher auch ein Grund ;-)
Du kennst doch "Pension Schöller"...
Winkewinke aus Berlin zurück,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Ja, stimmt, Gerd. Irgendwas wird schon dran sein. Ich halte mich für "normal" und wäre jedenfalls nie im Leben auf die Idee gekommen, über die Mauer einer Anstalt zu klettern. Egal, ob rein oder raus... Wäre mir viel zu peinlich, wenn mich jemand dabei beobachten würde. :-)
LG aus Berlin Biesdorf
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan recht schöne Gegend!
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen stimmt, ich war auch als Kind noch lange böse mit meinen Eltern, nachdem wir wieder an den Stadtrand von Berlin zurück gezogen sind. Aber es ging nicht anders. Das werde ich demnächst auch noch einmal hier näher erläutern.
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Von Verbrechern, Irren und dem Eigenleben von Gerüchten..."
Liebe Ines, der Ringelnatz meinte grinsend dazu:
»Zwei Bauern stiegen über einen Zaun.
Der eine war grünlich,
der andere war braun.
Ist das nicht eigentümlich?« ...smile*
LG
Bleistift :-)
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Ja, so spielt das Leben. Schön, dass dir meine kleine Erinnerung ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte.
Lieben Gruß aus Berlin Biesdorf
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
Nereus Liebe Ines, so ist es mit den kleinen Witzchen eben
auch ich erfuhr es so manches mal, das meine nicht verstanden wurden und ich mit beiden Füßen im Fettnapf landete
schmunzelnd gelesen, mit der Erinnerung: 2 Insassen üben den Ausbruch über die Mauer, am entscheidenden Tag kehrt der Eine in die Zelle zurück zu seinem Kumpel. " es geht nicht heute", "warum?", "das Tor ist offen"
LG Markus
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Ja, ich hatte auch mal einen Chef, der meine sarkastischen Anmerkungen oder Witze nie verstanden hat. Da muss man echt aufpassen, dass das niemand in den falschen Hals bekommt. Aber mit der Zeit erkennt man, wer auf der gleichen Wellenlänge ist.
Liebe Grüße aus Berlin
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
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