Science Fiction
Puzzles - Fiktionale Kurzgeschichte

Puzzles

von

Simon Käßheimer

1.

Es geschah an einem Dienstagmorgen vergangener Zeit. Ich wollte eben aufstehen und war noch etwas verschlafen als mir ein Haar auf einem Blattfetzen der dem Boden gehörte auffiel. Er schien mit etwas Strom geladen zu sein und unter Spannung zu stehen. Elektrisch geladen könnte man auch sagen. Ich beobachtete es kurz ehe ich dem Unscheinbaren seinen Lauf lies. Es blitzelte und blitze leicht was mich zum Umdrehen erneut brachte als ich mich schon abgewendet. Und plötzlich begann sich das Plättchen mit verschmolzenem Haarrest zu bewegen.

Erst leicht dann schneller und ruckartiger und eh ich mich versah war es gewachsen und verwachsen und schien keineswegs aufzuhören. Ein kleines weißliches Knäulchen bildete sich daraus. Es wuchs. Es wuchs sich aus und füllte langsam den Fußboden nach einer viertel Stunde wohl. Genau beobachtend konnte ich das aber nicht genau erschätzen. Es werden wohl auch ein paar Minuten mehr gewesen sein. Ich lies das Ganze auf dem Bett sitzend nicht mehr aus den Augen! Nach etwa funfundzwanzig Minuten setzte es langsam aus und das Wachstum stoppte erst leicht dann spürbar und das

Gestrüpp von Haarlinien in einem unendlichen Netz wurde schwingend. Schwingend sagte und schreib ich – nun es wurde in Schwingung versetzt. Wie und wo und warum kann ich so speziell nicht sagen. Es schien sich alles milimeterhaft leicht zu bewegen. Ich ahnte es nicht und wusste es nicht. Es war eine Art Kommunikation und kommunizieren. Es schien vielleicht eine Bitte gewesen zu sein den plötzlich verband sich das Gestrüpp aus Haarfäden mit einer der Steckdosen meines Zimmers. Es hatte wohl Energie gesucht und gebraucht inzwischen und sie gefunden in Form des üblichen Wechselstroms; mit dem es weiterwuchs

und sich ausbreitete und nährte. Doch mehr tat das Ganze nicht erst mal. Es schien sich auf die haltende Schwingung zu konzentrieren und einzustimmen. Und mit einem Male war es als ob ich etwas wahrnahm. Es waren so eine Art Tagträume oder Ideenbilder die in meinem Geist herumwirbelten oder fest schwirrten. Ich konnte sie mit dem Lauf der Zeit besser wahrnehmen und es gelang mir sie zu deuten in einfachen Wünschen. Da war die Suche nach Puzzles ein treibender Wunsch. Nicht Rätsel im Ganzen. Puzzles, zerlegbare Bilder die schön und den Planeten abbildeten. Das war das Gesuchte. Doch warum die

Suche? Es schien mir noch länger ein Rätsel zu sein; obgleich das Ganze irgendwie auf mich einen Sinn machte wenn es sich um ein Fremdes Lebewesen handelte das ich da vor mir hatte und das sich ausbreitete soweit es wollte.

2.

Wo hörte die Frage nach Puzzles auf? Bei Fotos, Bildern, Literatur oder Daten gar? Diese Frage beschäftigte mich doch wohl nicht das Wesen aus Netzlinien. Es wollte kommunizieren und die Puzzles waren wohl nur die gewöhnlichen geschaffenen Denkaufgaben und Herausforderungen aus Pappe, Bild und Rätsel. Fasziniert davon wohl, erneuerte das Ganze seinen Wunsch in meinem Kopf und Intensivierte ihn. Puzzles, schöne Bilder der Erde und der Kunst. Langanhaltendes forderndes Rätsel, Mysterium und Kunstwerk. Darauf waren

seine Wünsche gerichtet. Es suchte das Puzzle und Puzzles als solches! Wie viele Menschen hätten wohl eines zur Hand oder gar an der Wand gehabt. Aus und auf Pappe oder Karton. Ich besaß keines, in Reichweite zumindest; und so blieb des Lebewesens Wunsch erst einmal unbeschieden. So fügte sich alles letztlich anders – das Wesen kappte seine Verbindung zu mir; bald und bald darauf auch zum Netzstrom – zerfiel kurz folgend und was übrig blieb waren brüchige Gespinste von Haarstruktur in meinem Zimmerraum. Wer’s nicht erlebt hält es für Fiktiv … . Ich Berichtete

hier. Petro Lomo

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Text und Cover(bild):

2022 © Simon Käßheimer