Kurzgeschichte
Daniel - Erinnerungen SP 98

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"mein neuer Beruf war Vamp"
Veröffentlicht am 15. Mai 2022, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Feedre
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Über den Autor:

Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung. Aus China
mein neuer Beruf war Vamp

Daniel - Erinnerungen SP 98




Wenn man zurückblickt auf Erinnerungen

sieht man, dass abwarten manchmal

die falsche Entscheidung war



für Daniel


























Die Schatztruhe mit dieser schmerzhaften Erinnerung hatte ich seit Jahren nicht mehr geöffnet. Sie liegt sehr tief in mir begraben.

Damals veränderte eine Nacht mein ganzes nachfolgendes Leben.

Ich hatte eine Affäre. Er hieß Daniel und war verheiratet. Ich war mir nicht sicher, ob es Liebe war. Wir hatten eine schöne Zeit in unseren Betten, auch in der Küche, im Wohnzimmer und so weiter. Es war eine unproblematische Beziehung, dynamisch und leidenschaftlich. Im nachhinein gestehe ich, dass ich nicht weiß, wie er über unsere Beziehung dachte. Ich habe nicht sehr tief geschürft bei ihm, denn ich war selbst erst ein Jahr geschieden. Fühlte mich frei wie ein

Vogel, der überall hin fliegen konnte, wo er wollte und das sollte auch so bleiben.

"Mach ein Ende", raunten mir meine Freundinnen ins Ohr - "ein verheirateter Mann das hat doch keine Zukunft."

Über Zukunft machte ich mir damals auch keine Gedanken. Das hatte ich hinter mir, abgestreift wie ein Fell im Frühjahr. Ich genoss die Gegenwart und mehr als alles andere, meine Freiheit. Und ich ließ das Mädchen, das nach Unabhängigkeit und Freiheit in mir schmachtete, aus mir heraus.

Mein neuer Beruf war Vamp. Ich sammelte das Leben und so manchen Mann, wie Blumen auf einer Frühlingswiese.


Daniel wusste um dieses Vergnügen das ich

mir in aller Unschuld gönnte. Wenn er mich zügeln wollte, verwies ich ihn auf die Tatsache einer Madame, die zu Hause auf ihn wartete.

"Ich liebe dich, ich werde warten, bis du dich ausgetobt hast, sagte Daniel.

Wie großzügig dachte ich und war voller Rebellion. Ich hatte keine Antwort für ihn und ließ mich treiben.

Daniels Anrufe und Besuche bei mir bekamen Seltenheitswert. Am Telefon war er kurz angebunden. Irgendwann in dieser impulsiven, übermütigen Zeit wurde mir klar, dass ich ihn schmerzhaft vermisste und brauchte.

Ich rief ihn an. Er begrüßte mich mit dem Satz:

"Ich habe die Scheidung eingereicht. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein. Und du?"

Ich war sprachlos und fand das eine Wort nicht. Mein Ja versteckte sich hinter dem "für immer." Statt dessen fragte ich lauwarm "Bist du sicher?"

"Was für eine Frage - natürlich bin ich sicher."

Für immer, - das war für mich ein dreizackiger Speer auf dem man mich fangen und aufspießen und am Grill drehen konnte, bis ich gar war. Ich war konfus und verabredete mich mit Daniel für kommenden Sonntag. Ich brauchte ein paar Tage Zeit um nach zu denken, rief sämtliche Freundinnen an und verbrachte die Nächte am Telefon. Die Meinungen gingen weit auseinander von...."ach ein geschiedener Mann, der ist doch für alle Zeit versaut", - oder - " ja dann greif zu, wenn der sich wegen dir scheiden

lässt ist er ein Jocker."

Ich hatte keine Ahnung ob er sich wegen mir scheiden ließ. Vielleicht war seine Ehe schon lange im Eimer und er schnappte sich eben die nächst Beste. Mich! Im Moment sah es bei mir nach Selbstwert Problemen aus. Ich war eher der heimliche Typ, der hinter dem Vorhang abwartete, wer zum Schluss auf dem Podium stand und Applaus bekam. Großer Gott hast du nix gelernt in deinem Leben, sagte ich zu mir abends vor dem Badezimmerspiegel...natürlich nicht, antwortete der Spiegel, das kann man nicht lernen, man hat es, oder nicht.

Dann kam der Sonntag und ich war von den vielen Telefongesprächen völlig wirr und unsicher - alles war noch schlimmer.

Wir hatten uns für zwanzig Uhr verabredet. Um zwanzig Uhr dreißig sah ich das erste mal nervös auf die Uhr. Er kommt nicht - er hat kalte Füße bekommen, dachte ich. Um neun Uhr schenkte ich mir ein Glas Rotwein ein, der wartend und atmend wie ich auf dem gedeckten Tisch stand.

Ich lief zur Haustür. Dann in den Garten. Völlig sinnlos, Daniel hatte einen Schlüssel. Um halb zehn rief ich ihn an. Der Anrufbeantworter war dran. Um zehn begann ich mir Sorgen zu machen, dass ihm vielleicht etwas passiert ist.

Er will mich weichkochen - dachte ich, als es schon fast elf Uhr war. Ich setzte mich an den liebevoll gedeckten Tisch und ließ mir den Krabbensalat schmecken, den ich zur Vorspeise gemacht hatte und trank ein Glas

Sekt dazu.

Es war halb zwölf als das Telefon klingelte. Es war das Handy von Melanie. Daniels Frau. Ich überlegte ernsthaft, ob ich dran gehen sollte, denn ich konnte mir denken, was die für eine Moralpredigt für mich auf Lager hatte. Lass die Finger von meinem Mann, er gehört mir - so in der Art. Aber Melanie sagte schluchzend:

Daniel ist heute Abend um halb acht mit seinem Motorrad tödlich verunglückt. Sie schluckte und schluchzte ins Telefon:

"Er war auf dem Weg zu dir!"










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Feedre

Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.

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AnneSeltmann Puh...eine sehr mitgehende Geschichte, die ein jähes Ende nimmt...die mich ganz tief berührt hat!

LG

Anne
Vergangenes Jahr - Antworten
Feedre Vielen Dank liebe Anne für deinen Kommentar...Merci
lieben Gruß Feedre
Vergangenes Jahr - Antworten
Enya2853 Eine bittersüße Erinnerung, liebe Feedre.
Deine Geschichte hat mich angefasst, berührt, nachdenklich gestimmt.
Wie schwer wir uns doch manchmal tun, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht. Ist ja auch richtig, hierbei nicht leichtfertig zu sein. Dennoch: Das Leben wartet nicht, bis wir in die Gänge kommen, und man kann nicht wieder- oder nachholen.
Das Ende deiner Geschichte ist tragisch, und ich kann verstehen, dass einen so etwas lange nicht loslässt.
Am Ende sollten die positiven Erinnerungen bleiben und die Schuldgefühle und das Bereuen verdrängen.

Eine gut geschriebene Erinnerung, die mir sehr gefällt.
Dass es diesmal an Rechtschreibung und Zeichensetzung etwa mangelt, weißt du inzwischen selbst.

Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Liebe Enya hab vielen Dank für deine Worte, ja ich weiß, stand schon immer auf Kriegsfuß mit den Kommas, wenn es um längere Texte geht.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei dir und schicke einen lieben Gruß auf die Reise
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Die Story ist hervorragend! Es fehlt an Kommatas, die nicht oder falsch gesetzt wurden. In Rechtschreibung mangelt es. Die Absätze könnten besser sein. Insgesamt: Außer Rechtschreibung hat mich die Geschichte gefangen genommen. Das Ende könnte man vielleicht anders gestalten, aber da ist vielleicht die Kürze die Würze. Ein feiner Beitrag, den ich nur positiv bewerten kann.
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Danke Günter...ja mit Kommas stand ich
schon immer auf Kriegsfuß....:-))))
wünsch dir einen schönen Tag
lieben Gruß
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine sehr gefühlvolle Erinnerung, die bitter endete.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Hallo Manuela
Hab ganz herzlichen Dank für alles...freut mich riesig
einen lieben Gruß ins Wochenende
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
PuckPucks Nee, nee, nee, das sind ganz unfaire Vorwürfe, die du dir machst. Wie konntest du wissen, dass er verunglücken würde? Auf der Basis solch tragischer, elementarer Ereignisse treffen wir nicht unsere Alltagserfahrungen. Du hast gut für dich und dein wieder jubelndes Herz gesorgt. Das ist eine tragische Wendung. Aber sie war für deine Entscheidungsfindung, ob du mit diesem Mann zusammenleben möchtest, eben nicht relevant; noch nicht. Mach ihn nicht zum Märtyrer, du tolle, freie Frau.
Ich kann dem Freiheitswillen einer geschiedenen Frau so sehr nachfühlen.
Deine Judith
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre WOW...:-))) Dankeschön...:-)))
Ja ich denke auch so, aber du weißt ja, wie das ist. Im letzten kleinen Winkel des Hirnkastel sitzt ein kleiner Flüsterteufel und ab und zu meldet er sich zu Wort...vielleicht werde ich ihm mal die Miete erhöhen, vielleicht zieht er dann aus...lach
Komm gut durchs Wochenende und ein liebes Merci von mir
Saludo von mir
Vor langer Zeit - Antworten
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