Kurzgeschichte
Gibs auf!

0
"Gibs auf!"
Veröffentlicht am 27. April 2022, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: diavolessa - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Gibs auf!

Gibs auf!

"Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich daß es schon viel später war als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn

atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: ‚Von mir willst Du den Weg erfahren?‘ ‚Ja‘ sagte ich ‚da ich ihn selbst nicht finden kann‘ ‚Gibs auf, gibs auf‘ sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.“ Diese düstere, atemlos erzählte Parabel Kafkas zeigt auf erschreckende Weisedie Unsicherheit menschlicher

Verhältnisse , denn der Hüter der Ordnung verweigert dem Verzweifelten Hilfe und Orientierung. Und ansonsten ist niemand in der Nähe, der helfen könnte. Vor dem Hintergrund dessen, was sich derzeit auf der Weltenbühne ereignet, wirkt Kafkas grandiose Parabel besonders düster und apokalyptisch...

0

Hörbuch

Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

Leser-Statistik
15

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Drehpunkt Ja zu dieser Petition die dem Schutzmann politisches Kalkül vorwerfen. So wie man es aus amerikanischen den Polizeifilmen kennt. Gehorsam führt nicht selten zu Verbissenheit.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Cassy,
da hast du ja wieder was zum Nachdenken geliefert.

"Man ist in der höchsten Not allein", sagt das kaputte Genie Kafka im einsamen Schlupfloch auf der Prager Burg.
Aber ja, all die Führer, Propheten, Kaiser sind im Ernstfall nackt, und die besonders selbstsicher Tuenden sind die schädlichsten. Der Polizist hier ist höchst inkompetent, doch wenigstens ehrlich und wohl selber unglücklich.
Andererseits darf man doch Mindestkompetenzen verlangen. Maskenpflicht oder nicht, Panzer oder nicht ... bitte ohne Eiertanzchaos; Eltern dürfen Kinder nicht emotional verhungern lassen ... usf.

Viele Grüße!
Gerd
der nun eine traurige Ballade brummt, die schon seine Motter sang
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Welche Ballade denn? Die Brücke am Tay?
Herzlichen Dank
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan ;-) der mit dem roten Schal (aber nicht Momper)
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Gibs auf!..."
Ist das nicht gar herrlich ersonnen, das kannte ich von Kafka noch nicht,
aber es ist leider so was von real, dass einem das kalte Grausen kommt,
vor allem für die Zukunft...
Super gefunden und auf's reale Leben gemünzt, liebe Cassy... ...smile*
LG zu Dir ins schöne Rheinland
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Dat iss fein jeluurt, leeven Fründ! Dä Kafka is eine Ächtung Fundgrub!
Mach et joot un vergiss net zu lachen!
LG
Et Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Liebe Enya,
Vielen Dank für deinen treffenden Kommentar. Und auch die Dublonen sind derzeit sehr willkommen.
LG
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Da stimme ich dir absolut zu.
Diese Parabel ist sehr bildhaft und die Bilder lassen sich auf viele Situationen übertragen. Und sie erschrecken.
Egal, welche man im Sinn hat, immer wird eine zunächst gehegte Hoffnung zerschmettert.
Die Frage des Schutzmannes "von mir?" weist nahezu auf eine Absurdität hin, diese Frage überhaupt zu stellen.
Die Hoffnung ist vergebens.
Die Macht der Turmuhr, die anzeigt, dass es "viel später" ist als gedacht, ist erschreckend und signalisiert m.E. ein "Zu spät".
Und am Ende - "mit dem Lachen allein sein wollen" klingt ungeheuer überheblich.

Ob man die Orientierung eines einzelnen Menschen meint, der Jugend oder der Menschheit schlechthin - ja, es ist sehr düster, was Kafka hier aufzeigt. Und es steigert die Furcht und Ohnmacht.

Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
8
0
Senden

169069
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung