Romane & Erzählungen
Der alte Mann im Park

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"Der alte Mann im Park"
Veröffentlicht am 11. April 2022, 18 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Was gibt es über mich zu sagen....? -Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt..... -Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte. -Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein. . -Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!
Der alte Mann im Park

Der alte Mann im Park

Titel

Es gibt irgendwo eine kleine Stadt. Nicht sooo klein, aber doch so, dass jeder jeden vom Sehen kannte. Und wie in allen menschlichen Ansiedlungen hatten sich bestimmte Bräuche, Traditionen und öfter vorkommenden Ereignisse etabliert. Eins jener Ereignisse war die Ankunft eines alten Mannes, der die Stadt jedes Jahr wieder besuchte, meist im Spätsommer. Niemand kannte seinen Namen, aber den „Alten im Park“ kannte jeder. Dieser sah etwa so aus, wie man sich den Zauberer Merlin oder auch Gandalf vorstellte, allerdings nicht in einem wallenden Gewand, sondern in einem gut sitzenden, dunkelblauen Anzug und dazu weiße Sportschuhe. Und wie jedes Jahr gingen zu dieser Zeit viele Leute in den Park, denn der Alte war ein beliebter Geschichtenerzähler und

gab, wenn gefragt, auch schon mal den einen oder anderen guten Rat. Und am letzten Samstag war ich auch da, als der alte Mann von der Zeit berichtete. „Ist euch schon mal aufgefallen“, begann er gemütlich,“dass die Menschen ständig auf die Uhr sehen, aber dennoch nicht wissen, wie spät es ist?“ Er schmunzelte und nahm dankend einen Becher Kaffee an, den ein junges Mädchen vom nahen Kiosk geholt hatte. „Immerzu laufen wir der Zeit hinterher – und holen sie doch nie ein….“ Er sah seine Zuhörer einen nach dem anderen an, die zustimmend nickten, wenn der Blick des Alten auf sie fiel. „Und wisst ihr, warum das so ist?“ Überall Kopfschütteln, nur eine ältere Dame sagte: „Weil die Zeit nicht gleichmäßig

läuft...?“ Sie schien nicht ganz sicher, doch der Geschichtenerzähler nickte wohlgefällig und fuhr fort mit seiner Story. „Weil die Zeit nicht nur nicht gleichmäßig verläuft, sondern auch weil das Zeitempfinden jedes Menschen ganz unterschiedlich ist. Ihr kennt das sicher auch: Manchmal, zum Beispiel wenn wir warten müssen, dann schleicht die Zeit langsam dahin. Vergnügen wir uns, ist es so als ob die kostbare Zeit nur so dahin rast. Wenn wir älter werden, scheinen die Jahre immer schneller zu vergehen...“ Die Angehörigen jener Gruppe unter den Zuhörern nickten bestätigend, die meisten von ihnen mit deutlich erkennbarer Wehmut oder hörbarem Seufzen. Der alte Mann nahm einen Schluck Kaffee und sprach weiter: „Und um uns mit anderen abzustimmen, haben wir uns auf eine allgemeine Zeit verständig, die sogenannte 'Pseudo-Zeit'!

Das ist die Zeit, die unsere Uhren anzeigen. Doch weil der Biorhythmus, die innere Uhr eines jeden Menschen, anders tickt, fällt es sehr vielen schwer, zum Beispiel pünktlich zu sein. Ohne Uhr zu leben, ist nahezu unmöglich geworden…“ Er nahm wieder einen Schluck Kaffee. „Und das ist schade, denn wenn man zu schnell rennt, übersieht man so viel Schönes… Meine Lieben, nehmt euch dann und wann etwas von eurer Zeit, der für euch realen Zeit und atmet durch. Seht, was es zu sehen gibt und erinnert euch: Ihr seid ein Teil davon. Jedes menschliche Wesen kann dieses Gesamtbild entweder schöner oder schlechter machen! Durch sein Verhalten im Verhältnis zu seinem 'Behältnis!'“ Der Alte schmunzelte über sein Wortspiel. „Denn so sprach Zarathustra: Es ist EURE Wahl, ob ihr Gutes oder Schlechtes tut!“ Damit erhob sich der alte Mann und schickte sich an, den Park zu verlassen, versprach aber,

am folgenden Tag wieder zu erscheinen. Am Sonntagnachmittag saß der alte Mann also wieder auf seinem Stammplatz im Park. Und selbstverständlich war ich auch wieder da, um zuzuhören. Es waren bereits einige andere Besucher anwesend und ich gesellte mich dazu. Dieses Mal hatte ich Kaffee mitgebracht und überreichte diesen dem Geschichtenerzähler, welcher sich mit einem freundlichen Nicken bedankte und mich anstrahlte. Er sah schon cool aus mit seinen langen, fast weißen Haaren und dem Bart. Und aus der oberen Gesichtshälfte zu den Seiten der prominenten Nase leuchteten zwei wache, blaue Augen. Dann sah er wieder alle, die da waren, für einen Moment direkt an. „Ich möchte heute eine Geschichte erzählen, die von zwei Steinen berichtet, und bin gespannt, was ihr am Ende dazu meint. Er setzte sich bequemer hin, nahm einen Schluck Kaffee und

begann: „Es gibt an einem mittelgroßen Berg noch heute den Abhang, an dem sich dies zutrug. Vor sehr, sehr, SEHR langer Zeit lag dort ein Stein. Doch nicht für lange. Schon nach wenigen 100000 Jahren spaltete sich der Stein und von da an lagen die beiden Teile stets beieinander, ganz so als wollten sie warten, bis eine Laune der Natur sie wieder zusammenfügen sollte. Schon waren Millionen Jahre vergangen. Die Steine erlebten den Aufstieg des Lebens und dessen Niedergang mehrere Male. Doch egal welche Katastrophe sich ereignete, die zwei Steine lagen nebeneinander, so wie sie immer gelegen hatten. Dann kam eine andere Lebensform hervor, die Säugetiere, Vögel, neue und alte Formen von Reptilien und Fischen und und und… Die zwei Steine ließen unbewegt die Geschichte an sich vorüberziehen, sahen Kriege, Seuchen, Hungersnöte, Naturkatastrophen… Doch lagen

sie noch immer so da, wie seit dem Tag, an dem sie gespalten wurden. Die Luft wurde schlechter, die Natur verdreckte, es gab sauren Regen, ein Ozonloch, aber die zwei Steine lagen ungetrennt beieinander. Dann eines Tages kam ein Kind daher. Es stampfte missmutig seines Weges daher und hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Im Vorbeigehen bekam der eine der zwei Steine einen Tritt und rollte den Abhang hinunter…“ Der Alte nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Die Geschichte war offensichtlich zu Ende. „Oh…“, machte eine der anwesenden Damen. Der alte Mann nickte sinnend. „Was fällt euch dazu ein?“, fragte er dann und sah wieder einen nach dem anderen an. „Dass wir … manchmal gar nicht merken, wenn wir etwas zerstören?“, schlug ein junges Mädchen vor. „Jaaa.“ Der Alte nickte. „Was

noch?“ „Vielleicht, dass wir uns bewusster in dieser, unserer Welt bewegen sollten!“, lautete der zweite Ansatz. „M-hmm.“ Abermals nickte der Geschichtenerzähler. „Noch jemand?“, wollte er dann wissen. Dieses Mal war ich es, der antwortete: „Dass nichts auf Dauer unverändert bleibt!“ „Sehr gut!“, rief der Alte aus und ich war sehr stolz. „Alle drei habt ihr die richtige Antwort gegeben“, erklärte der alte Mann. „Aber es gibt so vieles, was wir – noch – nicht verstehen, worauf wir keinen Einfluss haben oder wogegen wir machtlos sind. Denkt immer daran: Der Mensch ist keineswegs Herr der Erde, sondern ein Teil von ihr. Und seid sicher, sie käme ohne uns aus.“ Eine Weile standen die Zuhörer schweigend da, auch der Alte sagte

nichts. Dann platzte ein etwa 12 jähriger Junge mit der Frage heraus: „Warum sind wir hier? Wozu das alles?“ Der Alte lächelte. Es war klar zu sehen, dass sämtliche Anwesenden nur darauf gewartet hatten, dass jemand diese Frage stellte. Alle sahen den Alten erwartungsvoll an. Konnte er darauf eine Antwort geben? „Nun, meine Lieben, ich kann versuchen, zu erklären wie ich das sehe. Aber es wird eine längere Erzählung. Warum treffen wir uns nicht morgen am Nachmittag wieder hier?“ Alle bekundeten ihre Zustimmung und einige sagten, sie würden ein wenig Proviant mitbringen. So zerstreute sich das Publikum. Auch ich machte mich auf den Heimweg. Morgen, nachmittags. Ja, das passte. Ich würde also auch wieder dabei sein. Dieses Mal war die Zuhörerschaft weit größer

als am Wochenende. Es sah ganz so aus, als wollten viele Leute erfahren, wozu das alles hier. Nun, wer wollte das nicht? Ich jedenfalls wollte! Der alte Mann saß bereits auf der Parkbank und bekam soeben einen Becher frischen Kaffee überreicht. Mehrere der Anwesenden hatten Picknickkörbe dabei. Abermals sah der Alte jeden für einen Moment direkt an. Dann nahm er einen Schluck Kaffee, räusperte sich und begann: „Meine Lieben, heute werde ich euch meine Sicht, meine Antwort auf die Frage nach dem Warum erklären. Das wird etwas dauern, aber wie ich sehe, habt ihr Verpflegung mitgebracht.“ Er grinste und sprach dann weiter: „Es mag wohl sein, dass einigen von euch die Antwort nicht gefällt oder genügt, Aber wenigstens sollte es für einen neuen Denkansatz gut sein.“ Wieder nahm er einen Schluck aus dem

Becher. „Seht ihr, den Menschen in den modernen Nationen, denen es gut genug geht, dass sie nicht hungern müssen und auch nicht in Angst leben, sie könnten getötet werden, wenn sie ihren Schlupfwinkel, sag ich jetzt mal, verlassen. Es sei ihnen von Herzen gegönnt, doch was sie allzu leicht vergessen ist, dass es vor kurzer Zeit noch das Hauptziel eines jeden Menschen war, am Leben zu bleiben! Es gab Hunger, Krankheit, Katastrophen, Kriege… Die Lebenserwartung war längst nicht so hoch wie heutzutage. Und wenn man sich vor Augen hält, wie die Lebensumstände der Normalbürger noch vor gerade mal 200 Jahren waren… Und warum haben sie das alles durchgehalten? Damit es ihren Kindern einmal besser gehen soll! Und wie sieht es in der Gegenwart aus? Immer weniger Kinder werden geboren, aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Der Grund, am Leben zu sein ist das

Leben zu erhalten!“ Noch ein Schluck. „Jetzt muss ich kurz überlegen, wie ich weiter mache… Genau: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, ob ein im Wald fallender Baum Geräusche macht, wenn nichts da ist, was hören kann? Oder ob etwas schön ist, wenn niemand da ist, der es schön finden kann? Kann jemand sich selbst erfahren, wenn die Erfahrungen nicht abgespeichert werden können? Das Leben ist Träger des Bewusstseins, das Bewusstsein die Quelle und gleichzeitig Empfänger. Kann das Universum mit allen Multiversen existieren, wenn es nicht wahrgenommen wird? Das bringt uns zu der Frage, wie nehmen wir etwas wahr? Nun, für die meisten Menschen endet das Ich-Bewusstsein an den Grenzen ihres Körpers. Das Ich ist im Grunde auf den Lebenserhaltungstrieb programmiert. Es kooperiert mit anderen Ichs, um am Leben zu bleiben. Dann können wir auch

den Standpunkt annehmen, dass unser Körper nur eine Art Interface ist und für ein höheres Selbst so etwas Ähnliches wie eine Sonde darstellt. Denken wir einen Augenblick an die zahllosen Kameras, Mikrophone und andere Sensoren, die alle über Internet verbunden sind. Ich merke, einige von euch denken jetzt an künstliche Intelligenz und dergleichen. Würde eine AI nicht genauso gut das Bewusstsein tragen? Nun, ich denke nicht, oder zumindest noch nicht. Denn ein Großteil unserer Emotionen beruhen auf körpereigenen, biologisch-chemischen Prozessen. Und das kann nur im Fleische gefühlt und gelernt werden. Stellt euch mal vor, ihr seid alle die Sensoren desselben Wesens. Das ist, wie wenn ich meine Fingerspitze in den Kaffee tippe, um zu fühlen, wie heiß er ist. Nicht das Universum bringt Bewusstsein hervor, sondern umgekehrt! Soweit

verstanden?“ Der Alte ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern. Einige wirken verwirrt, andere ablehnend, doch die meisten saßen mit großen Augen da und versuchten, das Gehörte in ihr Paradigma einzuarbeiten. Es war ein strahlender Spätsommernachmittag. Die ersten Körbe wurden ausgepackt und bald war ein gut gelauntes Picknick im Gange. Der Geschichtenerzähler verspeiste ein Wurstbrot und schmunzelte dabei vor sich hin. Ich war sicher, er war gespannt, wie wir, die wir hier saßen und lauschten, seine nächsten Erklärungen aufnehmen würden. Nicht weit weg tollten ein paar Hunde herum und am anderen Ende des Parks warf eine Gruppe Jugendlicher einen Frisbee hin und her… Es war schön, dort zu sein. Im Hier und Jetzt, wenn man so will. Etwa 20 Minuten später begann der alte Mann von neuem: „Wir können uns nun fragen wie

stelle ich mir das höhere Ich vor? Wie hoch, oder wie groß ist es? Ist das höhere Ich wiederum ein Teil eines noch höheren Ichs? Das bleibt jedem Einzelnen überlassen, sei es als Einzelwesen, sei es als eine Facette einer größeren Existenz. Ich selbst gehe davon aus, dass alles eins ist und dass was unten ist auch das ist, was oben ist. Dieses Muster findet ihr in allen denkbaren Bereichen. Die Fraktaltheorie bestätigt das im Großen und Ganzen.“ Er schwieg und dann grinste er spitzbübisch. „Aber ich will mal ganz ehrlich sein: 42 ist sehr wahrscheinlich die bessere Antwort!“ Alle lachten, der Alte am lautesten. Damit war der Nachmittag vorrüber. Alle packten zusammen und auch der Geschichtenerzähler Erhob sich und verließ mit gemütlichem Lächeln den Park.

Ende des 1. Teils

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Nepharit
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-Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt.....
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