Humor & Satire
Willst du den Männern gefallen?

Meine Nachbarin die schöne Charlotte, war schon früher eine ganz Flotte. Stand immer gern im Rampenlicht, Rücksicht auf andere nahm sie nicht. Trug die Kleider nach neuester Mode,

damals, beim Konzert, war es das Rote.

Grell geschminkt, mit langen Wimpern, begann sie sofort damit zu klimpern.

Die Frauen schauten neidisch auf sie, ph, dachte sie, was kümmern mich die. Stieg auf die Bühne, küsste den Sänger, den Frauenaufreißer und Fremdgänger.

Hatte ihn schon länger im Auge, wollte testen ob er im Bett was tauge. Flirtet, trieb neckische Scherze, mit Seidenschal und brennender Kerze. Beugte sich vor mit keisendem Po, Haare fingen Feuer, brannten lichterloh. Hin waren Wimpern und auch das Kleid, sie weinte heftig, keinem tat sie leid. Der Sänger lachte, behandelte sie roh, alle Frauen waren schadenfroh.

In der Zeitung auf der Titelseite, Charlotte mit entblößter Oberweite.

Die Leser der Stadt fanden es obzön,

im Playboy war sie ganz nackt zu sehen.

Bei Charlottes Fernsehinterview, sahen Millionen von Zuschauern zu. Einer vom Film machte sie zum Star zahlte horrende Summen als Honorar. Traf sie zufällig gestern vorm Haus,

Charlotte sah einfach umwerfend aus.

Den Busen vergrößert, Botox gespritzt,

Haare gefönt, die Lippen gespitzt,

silberne Ringe in Nase und Ohr

kam sie mir wie eine Puffmutter vor.

Sie musterte mich von oben bis unten,

hat sogleich folgende Worte gefunden:

"Willst du im Leben es zu etwas bringen,

musst auch du das Schicksal zwingen.

Mach es wie ich, setz dich in Szene. box dich durch, vergiss die Migräne.

Willst du den anderen Männern gefallen, zieh dich aus, das wirkt bei fast allen, umhüll dich mit Duft, trag Stöckelschuh, mach beim Küssen die Augen zu,

trag Kleider wie ich, mit nichts drunter,

das macht sie neugierig und putzmunter."

Charlotte, sag ich und lächle sie an,

du kennst doch meinen netten Mann,

wir lieben uns nackt oder mit Sachen,

brauchen vorher keine Pläne zu machen,

will nur ihn und das schon seit Jahren,

er ist perfekt und in der Liebe erfahren.

"Du mußt es ja wissen", sagt sie zu mir

und warf ins Schloss laut die Haustür.

Werd meinen Mann nicht vor ihr warnen,

wenn sie versucht ihn zu umgarnen,

mit roten Lippen und Stöckelschuh.

Sehe vom Fenster gelassen dabei zu.

Text: Martina Wiemers

Buchcover:refinery29.com

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