Nun stand also fest, dass wir wieder eine neue Wohnung brauchten. Da es aber nicht eilte, weil wir ja momentan versorgt waren und uns nur verbessern wollten, schaute ich mich in Ruhe um. Und siehe da, direkt im Haus nebenan wurde Ende des Jahres eine passende Wohnung frei. Zweieinhalb Zimmer und ein Bad mit Badewanne (zugegeben wieder in dem gleichen hässlichen Grün). Es gab sogar eine eigene Waschküche.
Allerdings besaß die Wohnung keine Toilette. Damit man nun nicht ständig
die Hosen wechseln oder in den Mini-Etagen-Garten seiner Notdurft nachgehen musste, gab es ein klitzekleines Kabuff am Ende des Flures, das gerade groß genug war, um ein Toilettenbecken inklusive sehr kleinem Waschbecken (natürlich beides ebenfalls in einem ausgebleichten Grün) zu fassen. Drehen im Raum war kaum möglich, ohne dass man Gefahr lief, in die Toilette zu fallen. Beim Sitzen stieß man mit dem Kopf fast an das Waschbecken, welches direkt neben einem in der Höhe des Gesichts an der Wand verankert war. Also viel bewegen durfte man sich nicht. Muss man aber nun auch nicht unbedingt. Das Ganze erinnerte mich sehr stark an die
früheren Plumpsklos, auch wenn dieses hier eine Wasserspülung hatte. Und die derbe Holztür, die mithilfe von einem kleinen Haken „verbarrikadiert“ werden konnte, besaß kein Loch in der Form eines Herzens. Schade. Das hätte dem Ganzen wenigstens noch einen Hauch Nostalgie verliehen.
Da es in der Toilette keine Heizung gab und das minimal ausfallende Fenster direkt unter der Zimmerdecke nicht richtig schloss, hielt sich der Drang, das stille Örtchen aufzusuchen, stark in Grenzen. Zumindest im Winter. Aber die Miete war günstig. Von daher... OK. Ich war schon immer für Abenteuer zu haben
und Luxus hat mich noch nie gereizt. Und da mein Sohn genauso gepolt war wie ich, zogen wir im Januar ein.
Draußen waren es, wie im Bayerischen Wald im Winter üblich, so um die 20 Grad rum. Minus, versteht sich. Nur gut, dass wir in der neuen Wohnung eine Ölheizung stehen hatten. Aber blöd, dass diese defekt war. Also packten wir uns abends gut ein und krabbelten in unsere Schlafsäcke. Mit den zusätzlichen Steppdecken obenauf war die Nacht ganz erträglich. Auch wenn ich mir irgendwie vorkam wie die Raupe Nimmersatt nach einem ausführlichen Fressgelage.
Inzwischen war mein Junior ja fleißig in der Schule und ich hatte Arbeit gefunden. Wir waren also den Tag über unterwegs. Ich rief meine Vermieterin an, welche, o Wunder, die Schwester von meiner vorherigen Vermieterin war, der Fleischerfachfrau-Oma. Die versprach, einen Handwerker vorbei zu schicken, der dann auch prompt am Nachmittag antanzte.
Gute Nachricht: Er fand ziemlich schnell den Schaden.
Schlechte Nachricht: Er benötigte für die
Reparatur ein Ersatzteil, welches er nicht auf Lager hatte und das frühestens in drei Tagen kommen würde. In vier Tagen könne er es dann frühestens einsetzen.
Insgesamt war mir das jetzt etwas zu lange. Dazu kam, dass ich mich mit solch einem Ölofen nicht auskannte. Den hier musste man oben öffnen und mit einem Streichholz anzünden. Aber dabei war einiges zu beachten, da es sich um ein recht altes Modell handelte. Zudem der Öltank unten in der Waschküche so gut wie leer war und aufgefüllt werden müsste. Was wiederum sehr ins Geld ginge.
Da ich aber in der Vergangenheit schon häufiger mal in Wohnungen mit einem Dauerbrandofen gewohnt hatte und diese Dinger liebte, entschloss ich mich, mich nach einem solchen Gerät in einem gebrauchten Zustand umzuschauen. Wenn wir denn den eiskalten Nachmittag und noch eine frostige Nacht überstehen würden.
Draußen waren es minus 20 Grad und in der Wohnung etwas über 0 Grad. Aber gefühlte mindestens minus 15 Grad. Schließlich gefror bereits der alte Kaffee in meiner Glaskanne. Eiskaffee auf
bayerische Art, sozusagen. Und dabei war es noch nicht einmal dunkel vor den Fenstern. Die Tiefsttemperatur würden also erst noch kommen.
Im Laufe des Abends brachte ich schnell den Müll hinaus vor das Haus und stellte die Tonne an die Straße, da die Müllabfuhr morgen kommen sollte. Ich hatte mich dafür nicht extra noch mehr angepellt, als ich eh schon war. Denn das ging ja schnell und lohnte den Aufwand gar nicht für die paar Schritte.
Als ich nun wieder hineinkam, wunderte ich mich, wie warm sich das doch in der Küche anfühlte. Klar, war ja auch ein
Temperaturunterschied von rund 20 Grad. Doch kurze Zeit später zitterte ich wieder. Und da kam mir die Idee.
Jedes Mal, wenn mir zu kalt wurde und ich es kaum noch aushielt, dann zog ich meinen dicken Pullover aus und ging für wenige Minuten im T-Shirt auf die verschneite Straße. Wirklich nur einen Moment, aber das genügte, damit ich mich drinnen im dicken Pullover wieder für eine Weile wohlfühlte. Einfach genial. Wenn ich nicht Angst gehabt hätte, mich ernsthaft zu verkühlen, hätte ich ewig so weitermachen können.
Da das aber natürlich keine
ernstgemeinte Option sein konnte, machte ich mich am nächsten Nachmittag (nach meiner Schicht) auf dem Weg zum hiesigen Gebrauchtwarenhändler und erstand einen kleinen Dauerbrandofen, der mir glücklicher Weise auch gleich geliefert und angeschlossen wurde. Es gibt eben doch noch nette Menschen. Sowie einen Strom-Radiator für das Zimmer meines Sohnes.
Fortan mussten wir nicht mehr frieren, wenn da nicht das Problem mit dem Heizmaterial gewesen wäre. Inzwischen war Sonntag und kein Geschäft offen. Also musste ich, wohl oder übel, durch die Nachbarschaft streifen und mir ein
paar Scheite Holz erbetteln.
Etwas Gutes hatte die ganze Sache jedoch. Ich bekam das Geld für den Ofen von meiner Vermieterin erstattet und wegen der ganzen Huddeleien brauchten wir im Januar keine Miete zahlen.
:-)
So,das war es für heute. Bald gibt´s mehr. Für heute wünsche ich euch allen da draußen noch einen schönen Abend
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen