Mias Chaos
Chaos.
Chaos im Haus, Chaos in ihrem Kopf.
Mia schüttelte ihn, als könnte sie damit die Dinge wieder an den rechten Ort zu bringen.
Das funktionierte natürlich nicht!
Schmutziges Geschirr, herumfliegende Hundehaare und schmuddelige Fenster, die das Grau da draußen, noch grauer erscheinen ließ.
Und das waren ja nur drei der vielen Baustellen, die es in ihrem Haushalt momentan gab.
Dann war da auch noch das Ding mit
Jan....
Jan war weg und wie es aussah, würde er wohl nicht wieder kommen.
Mia fand es seitdem wirklich schwer sich aufzuraffen, um wenigstens ein paar der dringendsten Angelegenheiten zu erledigen
Wofür denn auch?
Sie legte sich ein Sofakissen aufs Gesicht und schrie mit aller Kraft hinein.
Der ganze angestaute Frust der letzten Wochen und Tage, der wie ein riesiger Stein schwer auf ihrer Brust lag, hatte ihr also noch nicht die Luft genommen.
Nur die Lebensfreude.
Sie ertrank geradezu in einem Meer aus Grautönen, das ihr Leben vollkommen zu
erfüllen schien.
Doch da spürte sie etwas kühles und feuchtes an ihrem kraftlosen Arm, der noch immer das Kissen hielt.
Kühl und feucht und fordernd.
Grunzend zog sie das Kissen weg und drehte ihren Kopf in die Richtung der Forderung.
Ein paar große goldbraune Augen sahen sie an.
In dem Blick erkannte Mia jede Menge Gefühle, die sie unmöglich ignorieren konnte.
Ihre eigenen ja, das ging!
Aber keinesfalls die von Fred, dem freundlichsten Pitbull der
Welt.
Den hatte Jan ihr geschenkt, als sie noch ein Paar gewesen waren.
Fred starrte sie an und sabberte.
In Mias Kopf klickte es und alles was vorher schief und krumm in ihrem Leben hing, fiel in Reih und Glied an die gewohnten Plätze.
Das graue Meer war nicht mehr grau, sondern gesprenkelt mit anderen Farben und plötzlich empfand sie alles sehr einfach und klar.
Aufstehen, Fred Futter geben, Spazierengehen, Duschen, einen Kaffee trinken und dann das Haus neu organisieren.
Oh ja...Jans Zeug musste entsorgt
werden, die Möbel umgeräumt, nur nach ihrem Geschmack diesmal.
Und Fred brauchte neue Leckerlis.
Mia sah aus dem Fenster.
Es regnete und das Wasser lief an der Scheibe herunter. Spülte ihr Elend weg und ließ das Gras in ihrem Garten mit sattem Grün leuchten.
Das war das Gute am Grau, es war neutral und man konnte immer andere Farbtöne dazu mischen.
Ihre liebsten Farben waren grün und goldbraun.Hoffnung und Treue.