Biografien & Erinnerungen
Mann kann mit Frauen nicht ... - Geschichten aus Mauritius

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"Mann kann mit Frauen nicht ... - Geschichten aus Mauritius"
Veröffentlicht am 10. März 2022, 16 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Christian Bass wurde im September 1978 in der Freien und Hansestadt Hamburg geboren; wuchs in in Ahrensburg auf und lebte von 2009 bis 2015 auf der kleinen Insel Mauritius im Indischen Ozean. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Essen. Er studierte Journalismus und Digitale Fotografie. Im Jahr 2011 gründete er cbvisions photography und begann seinen ganz eigenen Traum zu leben. Bereits im Jahr 1988, begann er Gedichte und kleine Geschichten zu ...
Mann kann mit Frauen nicht ... - Geschichten aus Mauritius

Mann kann mit Frauen nicht ... - Geschichten aus Mauritius

Mann kann mit Frauen nicht ...

Mann kann mit Frauen nicht einkaufen gehen, schon gar nicht an einem verregnetem Sonntagvormittag. Hätte er dies bloß vorher beachtet, dann wären diese aufkommenden Gewitterwolken bestimmt an ihm vorübergezogen. Aber im nach hinein ist Mann halt klüger. Das erste Problem begann bereits an der nicht überdachten Bushaltestelle nahe ihrer Residenz: Sammeltaxi oder Bus? Natürlich konnten sie sich nicht einigen. Sie verabscheute den langsamen, Kakerlaken verseuchten Bus und er die überfüllten, nach Schweiß miefende Hühnerstange im hinteren Teil des klapprigen Schrotthaufens auf vier Rädern, der bei jeder Bodenwelle und Unebenheit kummervoll aufächzte. Nun ja, noch bevor sie sich so richtig zerfleischen konnten, schlich ein einsamer Bus

in ihre Richtung und sofort schnellte sein Arm hervor und signalisierte dem schläfrigen Busfahrer, dass zwei weitere, todesmutige Seelen ein Himmelfahrtskommando wünschten. Er ließ ihr nicht einmal die Chance, dagegen zu rebellieren. Manchmal ist Mann halt schneller als Frau, auch wenn das selten von Klugheit zeugt. Gegen das weibliche Elefantengedächnis hatte Mann nichts zu gewinnen. Dennoch, in solchen raren Momenten freute er such halt über seinen kurzzeitigen Sieg. Gegen ihre Erwartungen, ergatterten sie sogar eine Kakerlaken freie Sitzbank für sie alleine, irgendwo in der Mitte des Busses. Wen interessierte es da schon, dass sich das Fenster nicht mehr schließen ließ und es munter herein regnete? Nass waren sie ohnehin schon. Er hätte ihr vielleicht einmal in die Augen schauen sollen, denn dann hätte er bestimmt erkannt, welch düstere Gewitterwolken sich über ihm

zusammenzogen. Langsam rollte der Bus dem ehemaligen Fischerdörfchen Grand Baie entgegen, ließ sich hin und wieder von eiligen Radfahrern überholen und verpennte dann auch noch eine gut gefüllte Haltestelle. Der Busfahrer bremste kurz ab, realisierte offenbar, dass er die Haltestelle verfehlte und gab dann erneut gas. Anstatt richtig in die Eisen zu steigen wird hier im Nordwesten von Mauritius halt einfach weitergefahren. Für den kurzen Augenblick sind Mann und Frau vereint in ihrer Schadenfreude. Diesmal hatte es andere erwischt. Gott-Sei-Dank. Mann muss halt auch mal Glück haben, gesteht sie ihm zu. Langsam zuckelt der Bus vorbei an den kleinen Touristenboutiquen und dem beinahe Menschenleeren öffentlichen Strand der großen Bucht. Kaum kommt die nächste Haltestelle in Sicht, jene, die dem Supermarkt am nächsten ist, drückt Frau erleichtert auf den

Halteknopf. Nichts. Kein Signal ertönt. Sie drückt noch einmal, etwas fester und ausdauernder. Wieder nichts. Nun war halt Mann gefragt und griff, ihre Proteste überhörend, über sie hinweg und versuchte sein Glück. Er presste den Knopf mit all seinem männlichen Ego und siehe da, ein kaum wahrnehmbarer Pfeifton ertönt. Das machte ihm Mut, es gleich noch einmal zu probieren, dabei noch etwas mehr Kraft in den Druck zu legen. Und er schaffte es tatsächlich, das Signal für einen kurzen Moment lautstark durch den Bus erschallen zu lassen. Glücklich, ließ er von dem Druckknopf ab, warf seiner Frau einen triumphierenden Blick zu und grinst fröhlich die letzten Farbtupfer aus den Gewitterwolken. Nur widerwillig verringert der Busfahrer nun

seine ohnehin kaum vorhandene Geschwindigkeit und kommt direkt an der Haltestelle zum Stillstand, jedoch hielt er die Tür geschlossen, scheint den längst nachgelassenen Regen nicht in den Bus lassen zu wollen. Nun muss Mann umständlich die Tür manuell aufziehen. Frau drängelt etwas hinter ihm, verweist darauf, dass der Supermarkt schon sehr bald schließen würde und wenn er doch etwas zum Abendessen wünschte, müsse er sich nun einmal, ausnahmsweise, etwas beeilen. Er ignoriert ihre Ungeduld und hantierte weiter am Hebel der Tür herum, der ganz anscheinend auch nicht mehr das tat, wozu er wohl irgendwann einmal konstruiert worden war. Dennoch gelingt es ihm, nachdem er fast sein ganzes Gewicht auf den Hebel stemmte, diesen nach unten zu drücken. Sofort sprang die Tür auf und er stieg die Stufen hinab, und trat auf den Bürgersteig hinaus. Sofort machte er sich

auf den Weg zum Supermarkt. Er kam nur ein paar Schritte weit, dann folgte auch schon der giftige Kommentar: „Kannst du nicht einmal warten?“ Natürlich konnte Mann warten, also blieb er stehen, schaute sich nach seiner Frau um, wollte ihr gegebenenfalls behilflich sein. Doch was mußten seine aufmerksamen Augen erblicken? Obwohl er damit hätte rechnen können, überraschte es ihn doch; sie hatte tatsächlich die vielen bunten Schaufenster der überteuerten Boutiquen der Shopping Village gesichtet und kam wieder einmal nicht an ihnen vorbei, ohne nicht wenigstens ein kleines bisschen von den bildhübschen, die Figur betonenden Kleidungsstücken zu träumen und sich darüber aufzuregen, dass die Ladentüren an einem Sonntag fest verschlossen waren. Mann wartete geduldig neben ihr, säuselte ihr hin und wieder eine klitzekleine Lüge ins Ohr. Natürlich würde dieses Kleid dir besonders gut

stehen; ja, der Bikini ist genau für deine Figur geschneidert. Und stimmte ihr mehrmalig zu, wie schade es doch war, dass die Ladentüren nicht vor ihr aufschwangen und sie zum entleeren seiner Kreditkarte einluden. Und kaum wagte Mann es sich, einmal auf die Uhr zu schauen, denn der Supermarkt hatte eben nicht unendlich geöffnet, schon gar nicht an einem Sonntagvormittag, giftete ihn Frau sofort an, wieso er denn bitte-schön so ungeduldig sei. Sie musste ja auch seinen Schneckenritt im öffentlichen Bus mitmachen. Ob er denn wüßte, wieviele Sammeltaxis sie überholt hätten? Natürlich wusste Mann so etwas nicht. Wieso denn auch, unnützes Wissen wurde halt nicht auf dem begrenzten Platz im Gehirn gespeichert. Aber sie wollte mal nicht so sein, und man könne jetzt gemeinsam zum Supermarkt schlendern. Das Betrachten der überteuerten Mode in den Schaufenstern, hatte sie gnädig

gestimmt und die Gewitterwolken erst einmal von der Entladung abgehalten. Und so kam es dann auch, dass sie ohne weiteren Zwischenstop die kleine Nebenstraße hinauf zum großen Parkplatz des Supermarktes gingen. Vorbei an gemütlichen, jedoch um diese Zeit noch geschlossenen Restaurants. Und dort sollte sich das Unwetter noch weiter zuziehen. Noch bevor sie den Parkplatz erreichten, begann sie eine Diskussion darüber, welcher Weg denn nun der kürzeste sei. Diagonal an den parkenden Autos vorbei, die Parkfläche als Fussweg nutzend oder doch der eigentlich für Fussgänger markierte Zebrastreifen, der in einem rechten Winkel zum Haupteingang angelegt war. Während Mann den doch zeitsparenden, lebensgefährlichen, diagonalen Weg bevorzugte, war Frau halt die Klügere und ließ nichts auf ihre eigene Sicherheit kommen. Um nicht noch mehr Zeit mit unnützen Wortgefechten zu vergeuden, entschlossen sie sich ganz einfach

getrennte Wege bis zum Eingang zu gehen. Vereint im Stolz und beseelt mit dem Gedanken, ja nicht nachgeben zu wollen, marschierten beide nun über den Parkplatz und mussten am Ende feststellen, dass sie gleichzeitig im Ziel eintrafen. Doch Frau konnte sich eine Niederlagen nun einmal nicht eingestehen, selbst wenn es nur ein Unentschieden war. Sie hätte recht gehabt. Ihr rechtwinkliger Weg sein eindeutig der kürzere gewesen. Wenn der alte Opa mit seiner Gehilfe sie nicht blockiert hätte, wäre sie ja vor ihm eingetroffen und hätte wieder einmal auf ihn warten müssen. Was sollte Mann darauf noch erwidern? Mit dem Wissen, Mann könne ohnehin nichts richtiges darauf sagen, schwieg er. Ein mächtiger Fehler, der die Gewitterwolken näher an ihre Explosion brachte. Nun wollte sie wissen, ob er gekränkt sei, da sie ja dieses Wettrennen gewonnen hatte. Welches

Wettrennen? Und ob er ihr nicht dazu gratulieren würde, dass sie von Anfang an recht hatte und sie nun seinetwegen Zeit verloren hatten. Elefantengedächnis, wie? Und der Opa mit Gehilfe? Ach komm, was solls. „Ja, natürlich hattest du recht, mein Schatz. Schuldige, ich war mit meinen Gedanken gerade woanders.“ „Doch nicht etwa bei dieser üppigen Brünetten da vorne?“ „Nein.“ Mist! Wie habe ich die nur übersehen können? Wow! Echt heißes Gerät; und diese Lippen … können bestimmt gut … „Und das soll ich dir glauben?“ „Ja. Für mich gibt es nur dich, mein Engel! Das weißt du doch.“ „ALSO DOCH! ICH HAB ES JA GLEICH

GEWUSST!“ Mann kann ihr nun einmal nichts recht machen, da Frau ja nunmal immer Recht hatte. Er gibt ihr klein bei, murmelte eine gehauchte Entschuldigung und zog seinen Kopf ein, folgte ihr stumm wie ein begossener Pudel. So langsam nahm auch er das sich stark zusammenbrauende Unwetter wahr. Mann! Lass sie bloß gewinnen!, kreischen die Alarmglocken in ihm - durchaus nicht ungehört. Doch leider befand sich der Übersetzer FRAU-MANN/MANN-FRAU noch im Wochenendurlaub.

Anmerkung

Auf Mauritius sind die Supermärkte an sieben Tagen die Woche geöffnet; sonntags nur halbtäglich, wohingegen die meisten anderen Geschäfte sonntags geschlossen hatten und am Samstag nur einen verkürzten Öffnungstag. Die Sonntagsregel betrifft auch die Feiertage, wobei dann, sollte der Feiertag an einem Wochentag stattfinden, die anderen Geschäfte überwiegend ebenfalls verkürzt geöffnet sind.

Die Busse auf Mauritius sind überwiegend schon veraltet und nicht immer in einem schlechten Zustand. Es gibt in den meisten Fällen nur einen vorderen Einstieg. Die Fahrkarte wird bei einem Kontrolleur, der generell durch den Bus wandert gekauft. Sollte es einmal keinen Fahrkartenverkäufer geben, so wird diese direkt beim Busfahrer gekauft. An den meisten Bushaltestellen hält der Bus nur,

wenn jemand aussteigen will. Wartende Gäste müssen dem Busfahrer per Handzeichen signalisieren, dass sie mitfahren möchten.

Das Bussystem wird durch öffentliche Sammeltaxis entlastet. Bei diesen Taxis handelt sich meistens um Autos, die am deutschen TÜV scheitern würden. Die Fahrt mit dem Sammeltaxis kostet das gleiche, wie ein Busticket, jedoch kann man überall ein- und aussteigen. Je mehr Fahrtgäste das Sammeltaxi hat, desto mehr verdient der Fahrer. Dementsprechend werden die Gäste zusammengequetscht. So kann auf dem Beifahrersitz schon mal drei Menschen platz nehmen und hinten passen fast immer auch vier bis fünf Gäste hinein. Bei manchen Strecken ist das Sammeltaxi vom Vorteil, dennoch habe ich meistens den Bus bevorzugt.

Diese Geschichte hat sich genauso zugetragen.

Natürlich habe ich manches hier etwas überspitzt formuliert.

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Über den Autor

Krishan
Christian Bass wurde im September 1978 in der Freien und Hansestadt Hamburg geboren; wuchs in in Ahrensburg auf und lebte von 2009 bis 2015 auf der kleinen Insel Mauritius im Indischen Ozean. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Essen. Er studierte Journalismus und Digitale Fotografie. Im Jahr 2011 gründete er cbvisions photography und begann seinen ganz eigenen Traum zu leben. Bereits im Jahr 1988, begann er Gedichte und kleine Geschichten zu schreiben. Bereits elf Jahre später konnte er eine erste Veröffentlichung verzeichnen. Weitere sollten in sporadischen Abständen folgen, jedoch verhinderte eine lang anhaltende Schreibblockade seine Karriere. Wo er in den Jahren 2000 und 2001 noch zahlreiche, erotische Kurzgeschichten in Zeitschriften und Magazinen veröffentlichte und es 2002 erneut schaffte, ein Gedicht in einer Anthologie unterzubringen, sollte sein Durchbruch noch bis zum Jahr 2011 warten, wo er erstmals eine Kurzgeschichte in einer Anthologie unterbrachte und damit seine Karriere in Gang setzte. Seit dem folgten zahlreiche Veröffentlichungen. Sein Hauptwerk umfasst Gedichte, Songtexte, Kurzgeschichten und Kompositionen. Er schreibt sowohl auf Deutsch, wie auch auf Englisch.

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