Journalismus & Glosse
Heizen für den Frieden - Glosse zur SP 96

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"Heizen für den Frieden - Glosse zur SP 96"
Veröffentlicht am 06. März 2022, 12 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und ...
Heizen für den Frieden - Glosse zur SP 96

Heizen für den Frieden - Glosse zur SP 96




Vorwort Das ursprüngliche Thema für die Schreibparty 96 hieß „ Was wird sein, wenn Corona vorbei ist?“ Aus aktuellem Anlass wurde dieses Thema mit „Krieg in der Ukraine“ ergänzt. Auf Letzteres bezieht sich die nachfolgende hochsatirische Satire.







Heizen für den Frieden













Was soll der Quatsch vom Klimawandel? Uns macht der Sonnenschein doch froh: Wir sparen uns den Wintermantel und Stahl-Schneeketten ebenso! Ein jeder will doch nicht erfrieren und heizt daher sein Häuslein ein! Was sollen all die Spar-Allüren an Heizöl, Gas und Sonnenschein? Warum vermiest man uns das Heizen? Ein jeder hat's doch gerne warm! Man will uns wohl zum Wahnwitz reizen, frivol und nie ideenarm. Bevor im Diskurs zu ermüden erfassen wir 'nen heiklern Grund: Wir heizen nämlich für den Frieden! Denn dieser Grund ist höchst profund:

. Je mehr wir Öl und Gas verjubeln, so sehr macht Russland mehr Gewinn. Mit dieser Riesenschar an Rubeln hat Putin allerhand im Sinn. Was hat er vor, der Russenbengel? Er will ja stets nur Gutes tun und sieht sich schon als Friedensengel - Europa darf in Frieden ruh'n! Wer sonst kann Friedensheere führen und der Ukraine scharf entbieten sie nun zu entnazifizieren - denn ohne Nazi herrscht stets Frieden! Wenn Putin dann gerechterweise den Nobel-Friedenspreis gewinnt, dann loben wir uns stolz ganz leise, dass wir die Finanzierer sind!

Nachlese: Den Stoff für diese Satire lieferte Wladimir Putin höchstpersönlich durch seine Rede in der Nacht zum 24. Februar 2022, mit der er seinen Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen versuchte. Der folgende Text besteht aus Zitate der FAZ und der Stadtredaktion; In der Nacht auf Donnerstag hat der russische Präsident einen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. In seiner Rede rechtfertigt Wladimir Putin diesen Zug damit, dass Zusammenstöße zwischen Russland und der Ukraine, die er als "nationalistischen Kräfte" bezeichnet, unvermeidlich seien. "Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie bereiten sich vor, sie warten auf einen günstigen Moment. Jetzt beanspruchen sie sogar den Besitz von Atomwaffen. Das werden wir nicht zulassen", sagt er in seiner Ansprache. Und er spricht von einer

"Entnazifizierung". Hier ein Ausschnitt aus seiner Rede: "Das Ziel der russischen Spezialoperationen ist es, die Menschen zu schützen, die acht Jahre lang vom Kiewer Regime misshandelt und ermordet wurden. Zu diesem Zweck werden wir versuchen, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren und diejenigen vor Gericht zu bringen, die zahlreiche blutige Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, einschließlich russischer Bürger, begangen haben." Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat die gesamte Rede Putins im Wortlaut veröffentlicht. Dass die Ukraine von Nazis befreit werden müsse, bezeichnet der Russland-Experte Andreas Umland als eine Lüge. "Putin behauptet, ein Land zu 'entnazifizieren', das einen Präsidenten mit jüdischem Familienhintergrund hat", schreibt der Analyst des Stockholm Centre for Eastern European Studies, Swedish Institute

of International Affairs in einem Post auf LinkedIn. Und weiter: "2019 gewann der russischsprachige ukrainische Jude Selenskyj freie Wahlen mit einem Ergebnis von 73 Prozent. Er ersetzte einen nichtjüdischen Amtsinhaber, der gegen einen jüdischen Herausforderer die schlimmste Niederlage eines Präsidentschaftskandidaten in der ukrainischen Geschichte hinnehmen musste." Als Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag einen ungerechtfertigten Militärangriff auf die Ukraine ankündigte, tat er dies mit einer dreisten Erklärung. Putin forderte die ukrainischen Streitkräfte auf, ihre Waffen niederzulegen, und warnte andere Länder vor einer Einmischung. Außerdem erklärte er, er wolle einen Völkermord an russischsprachigen Menschen verhindern und

strebe die „Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“ an. Besonders diese letzte Aussage ist aus einer Vielzahl von Gründen absurd und unbegründet. So gibt es keinerlei Belege für einen Völkermord in der Ukraine. Das US-Außenministerium, ehemalige ukrainische Diplomaten und Propaganda-Experten sind sich einig, dass Putin diese Behauptung lediglich aufstellt, um eine breit angelegte Desinformationskampagne zu unterstützen, die einen Vorwand für die Invasion der Ukraine, eines souveränen und demokratischen Landes, liefern soll. „Wir haben keine Belege für eine ukrainische Aggression oder einen Zitat ‚Völkermord durch die ukrainische Armee‘, von dem Putin zuletzt sprach“, so Nina Jankowicz, Fellow am Wilson Center, zu PBS News. Und weiter: „Es gibt schlichtweg keine Beweise.“

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Hörbuch

Über den Autor

Friedemann
"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und Mitschüler ihre Opfer waren) eine Vorliebe habe. Gemäß meinem Motto - Humor ist das Knopfloch, mit dem wir verhindern können, dass uns der Kragen platzt - kommt hierbei allerdings der Humor (meistens) nicht zu kurz.

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FLEURdelaCOEUR Putins Kriegsüberfall ist absolut unentschuldbar, auch wenn sein Frust in mancher Hinsicht vielleicht nachvollziehbar ist. Was Entnazifizierung anbelangt, so gibt es in der Westukraine manche Bestrebungen zu Verherrlichung und Glorifizierung des Nationalisten, Antisemiten, Nazikollaborateurs und Kriegsverbrechers Stepan Bandera, was sich an Denkmälern und Straßennamen erkennen lässt. Und vorneweg Andrij Melnyk, der Botschafter in Deutschland, der legte dem Bandera in München Blumen aufs Grab. Das konnte man im Spiegel lesen. Viele jüngere Leute rechnen sich ganz offen der Faschoszene zu. Oder die Asowbataillone. Allerdings gibt es in Russland ähnliche Phänomene, paramilitärische Verbände, z. T. aus den Tschetschenienkriegen hervorgegangen ...
Dennoch rechtfertigt das alles nicht Putins Krieg.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Fleur,
ich stimme Deiner Einschätzung und Deinen Argumenten in vollem Umgang zu, auch dass viele Streitpunkte ihre Kehrseite haben. Besonders krass wurde ja um die Halbinsel Krim gestritten, deren Streit fast schon lachhafte Episoden hatten wie hier (aus Wikipedia): „Dass Sewastopol heute zur Ukraine gehört, ist das Resultat eines historischen Zufalls. 1954 verschenkte der damalige Generalsekretär der kommunistischen Partei, Nikita Chruschtschow, die Halbinsel Krim aus den Händen der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik … Solange die Sowjetunion existierte, war dies nur eine politische Geste ohne Folgen“

Liebe Grüße und ein herzliches Dankeschön für Deinen Beitrag und Dein Futter für mein Sparschweinchen,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Lieber Friedemann, ich freue mich, dass du mir zustimmst!
An Chrustschows Krim-Verschenkung kann ich mich noch erinnern, da war ich in der 4. Klasse und lernte bereits russisch. Die Krim sah ja auf dem Atlas aus wie ein Anhängsel der Ukraine, aber in der Hafenstadt Sewastopol lag schon unterm Zaren die russische Kriegsmarine.
Als wir 2009 dort mit dem Kreuzfahrtschiff einliefen, rannte da ein Mann herum, der uns laut schreiend "auf russischem Boden herzlich begrüßte" und dann von zwei Männern abgeführt wurde.
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Guten Morgen, liebe Fleur,
es ist interessant zu wissen, dass auch Angela Merkel wie Du hätte wissen müssen, unter welchen Umständen die Krim zum letztenmal der Ukraine zugesprochen wurde. Daher wundert mich, mit welcher Penetranz unsere Kanzlerin bei fast jedem Kontakt mit Putin die Rückgabe der Krim forderte. Ein gutes Beispiel also, wie ratsam es ist, bei jeder Aktivität auch deren Kehrseite zu kennen.

Liebe Grüße und ein weiteres Dankeschön,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Nun ja, im März 1954 war Angela allerdings noch nicht geboren ... Aber in der Sowjetunion und auch in der DDR war das eigentlich allgemein bekannt.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Du hast nur zu recht, mein Lieber. Ein super gelungenes Satire Gedicht - bei dem einem allerdigs das Lachen im Halse stecken bleibt ...
Liebe Grüße
Angie
Ich liste Deinen Beitrag, das ist doch in Ordnung?
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Angie,
es freut mich sehr, dass Dir dieses satirische Gedicht gefällt, obwohl Dir – oder gerade weil Dir – das Lachen vermutlich doch im Hals stecken blieb. Also das Merkmal einer (oft zynischen) Glosse, was ich in meinem Vorwort als höchstsatirische Satire bezeichnete und was manchmal auch als Satire über die Satire zutrifft. Zum besseren Verständnis habe ich inzwischen auf dem Titelblatt den Untertitel in „Glosse zur SP 96“ umgetauft.

Der Zynismus dieser Glosse beruht hauptsächlich darauf, dass ich mich beim Schreiben in die Rolle eines Deutschen versetzt habe, der trotz der immer schlimmeren Schandtaten Putins dessen Fan bzw. Bewunderer geblieben ist und dessen Einmarsch in die Ukraine er mitsamt deren angekündigten Entnazifizierung als Heldentat einstufte, die den Russen und Ukrainern endlich wieder Frieden bescherte. Ihm, dem Fan, war es wichtiger, mit hohem Öl- und Gasverbrauch Putins Feldzug mitzufinanzieren als die Klimakrise mitzubeenden.


Liebe Grüße und herzlichen Dank für Besuch und Lob,
Friedemann

PS: Dank auch für Deine Auflistung dieser Glosse im Forum, mit der Du mir zuvorkamst.
Vor langer Zeit - Antworten
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