Nun aber... neues Leben, ich komme
oder...
Unsere Fahrt ins Blaue (- weiße Bayern)
Teil 3
Tja, da stand ich nun mit meiner neuen Erkenntnis und ohne die geringste Ahnung, was und vor allem wo ich nun neu anfangen wollte. Aber da ic schon immer ein eher praktisch veranlagter Mensch war, hieß es nicht lange zaudern. Und wenn schon, denn schon. Wir hatten ja geplant, in den bayerischen Wald zu ziehen. Dann würde ich das nun auch machen. Ich bekam ja mein monatliches Arbeitslosengeld, war also erst einmal finanziell abgesichert. Auch wenn es nicht viel war, so sollte es reichen, um über den Monat zu kommen, sofern man sparsam lebte. Und sparsam kann ich
echt gut. Das hat mich das Leben gelehrt. :-)
Problem eins war also gelöst. Zeit für das Nächste. Die Wohnungsfrage. Mein Mann blieb hier, da er ja bei dem Bauern, auf dessen Hof wir wohnten, weiterhin arbeiten konnte. Er behielt sich jedoch die Möglichkeit offen, mir zu folgen, wenn ich zum Beispiel eine geeignete Pension zur Pacht finden würde. Oder falls sich die ältere Dame dann doch noch umentschied und unser Angebot annahm. Bis dahin würde ich schon irgendwo unterkommen. Notfalls würde ich halt ein paar Tage auf einem Campingplatz schlafen, bis sich eine
geeignete preiswerte Unterkunft finden ließ.
Die Frage wegen eines Transportmittels stellte sich nicht. Da mein Mann nie einen Führerschein gemacht hatte, war unser Auto für ihn unbrauchbar. Für mich jedoch war er Gold wert. Denn zum Einen konnte er mich in mein neues Leben transportieren und zum Anderen war der 5er BMW für mehrere Nächte bequem genug zum Schlafen, wenn man die Sitze ganz herunterklappen würde. Hatte ich in der Vergangenheit schon ausprobiert. Ich sah der Zukunft also vollkommen entspannt entgegen. Irgendwas würde sich schon finden.
Blieb nur noch die Frage, ob mein Sohn, der damals14 Jahre alt war und als Nesthäkchen das einzige von drei verbliebenen Küken im elterlichen Nest saß, mit in das neue Leben starten wollte. Da er jedoch recht selbstständig war, überließ ich ihm die Entscheidung, obwohl mir die Antwort schon von vornherein klar war. Schließlich war er ein echtes Mama-Kind, da Papa zwar auch hier wohnte, aber nie Zeit für die Kinder gehabt hatte. Und Mama, also ich, hatte den ganzen Haushalt, die Erziehung und all die täglichen Problemchen gemanagt, während Papa,
wenn er denn mal zu Hause war, mürrisch am Küchentisch saß und seine Ruhe haben wollte. Tja, selber Schuld, wenn ihn letztendlich keiner so richtig leiden konnte.
Was meinem Sohn letztendlich seine Entscheidung zusätzlich noch erleichterte, war die Tatsache, dass sich seine Sommerferien so um drei Wochen verlängerte. Wir würden also erst einmal zu zweit fahren.
Am nächsten Tag packte ich also kurz entschlossen ein paar Sachen, die wir mitnehmen wollten, in blaue Müllsäcke und legte sie in den alten BMW. In meinem Geldbeutel hatte ich noch rund
60 Euro an Bargeld, auf meinem Girokonto weitere knapp 300 Euro. Das musste für die nächsten Tage reichen. Mein Mann spendierte mir noch eine volle Tankladung, mit der ich rund 600 km weit kommen würde. Und da ich schon immer weiter in den Süden auswandern wollte, war auch die Fahrtrichtung klar.
Große weite Welt – wir kommen! Jedenfalls erst einmal so weit, wie uns unser altersschwacher, aber treuer BMW fuhr.
Morgen geht’s weiter. Ich hoffe, es hat euch bis hierhin gefallen und ihr bleibt
weiter am Ball.
Für heute wünsche ich euch allen da draußen einen schönen Nachmittag
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen