Die können mich alle mal!
oder...
Manchmal darf man das Arbeitsamt nicht ernst nehmen
Die Vorbereitungen für den Umzug waren in vollem Gange. Die Sachen waren gepackt, die Abmeldung bei der Schule erledigt. Wir waren startklar, für den Weg in ein neues, besseres Leben.
Und dann bekamen wir am Tag unserer Abreise einen Anruf von der Besitzerin unserer zukünftigen Pension. Sie hätte noch einmal mit ihrem Sohn gesprochen und der meinte, es wäre besser, gleich die gesamte Summe für das Anwesen zu verlangen. Und nun würde sie nur unter dieser Bedingung verkaufen. Peng! Damit wurden unsere ganzen Pläne über
den Haufen geworfen. Denn so viel Geld konnten wir beim besten Willen nicht auftreiben. Nicht bei Dieters niedrigen Einkommen als einfacher Angestellter bei einem Landwirt und meinem Arbeitslosengeld. Nicht einmal mit dem Startkapital vom Amt für eine Existenzgründung.
Eine Familien-Krisensitzung wurde anberaumt. Wieder einmal. Mein Mann moserte herum, dass er ganz zufrieden ist und sowieso nie wirklich weg wollte. Hier ginge es uns doch gut. Wir hätten nicht viel, aber es reicht doch, um über die Runden zu kommen. Aber mir schwebte ein anderes Leben vor. Ich war
mit meinen 42 Jahren fühlte ich mich einfach noch zu jung, um untätig zu Hause herumzusitzen. Ich hatte mich in den letzten Monaten selbstständig um Arbeit bemüht, aber kein Glück gehabt. Der Arbeitsmarkt war hart umkämpft. Und ich als Frau und als 3-fache Mutter in den mittleren Jahren, die als ungelernt gehandelt wurde, hatte da keine großen Chancen auf einen anständigen Job, von dem man auch leben konnte.
Ursprünglich hatte ich ja in der Landwirtschaft gelernt und gearbeitet. Aber die „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“, wie es damals so schön hieß, existierten ja nicht
mehr. Ich versuchte mit meinem erlernten Beruf als Melkerin noch in Tierparks/Zoos unterzukommen. Aber die blockten nur ab, auch wenn ich in meinem Fach einmal eine der Besten gewesen war. Man bevorzugte dann doch lieber junge und kräftigere Arbeiter, die zupacken konnten. Auch wenn es mir nicht so explizit gesagt wurde. Es folgte eine Absage nach der anderen. Und was mir angeboten wurde, waren schlecht bezahlte zeitlich beschränkte oder gleich Halbtagsjobs, bei denen ich viel arbeiten musste für so wenig Geld, dass ich weiterhin auf staatliche Hilfe angewiesen wäre. Das wollte ich einfach nicht mehr und kam für mich auch nicht auf Dauer
infrage.
Das Arbeitsamt war mir auch keine große Hilfe. Meine mir zugewiesene Mitarbeiterin riet mir im Vertrauen, dass es für mich keine Arbeit mehr geben würde und ich solle mich doch in meinem Alter einfach zurücklehnen und mit dem auskommen, was ich vom Staat bekäme. Schließlich hätte ich ja 28 Jahre Vollzeit gearbeitet und nebenbei auch noch drei Kinder geboren und großgezogen. Da solle ich es nun doch ruhiger angehen, bis die Altersrente griff. Würden ja alle so machen. Meinte die Sachbearbeiterin mit gesenkter Stimme und zwinkerte mir verständnisvoll zu. Bevor sie mich aus
dem Termin entließ.
An diesem Tag entschloss ich, mich selbst um mein Leben zu kümmern. Doch hier, in meiner alten Umgebung, konnte das nichts werden. Ich war wild entschlossen, für einen Neuanfang. In einer neuen Umgebung. Und wenn es sein musste, dann eben ohne meinen Mann, der anscheinend der gleichen Meinung wie die Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes war.
Und so fasste ich einen Entschluss.
Welches, erfahrt ihr aber erst morgen. Denn heute ist Dienstag und ich habe
heute meinen wöchentlichen recht lustigen senilen-Senioren-Schummel-Skipo-Bo-Kartenspiel-Termin :-) mit meinen beiden älteren Damen hier aus dem Haus. Und Kaffee, und Kuchen und vielleicht auch einem kleinen Likörchen.
Also dann, ich wünsche euch allen da draußen noch einen schönen Abend
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen