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Wünsche, Wünsche, Wünsche - Schreibparty 96

Schreibparty 96 „Was ist wenn Corona vorüber“

Wünsche, Wünsche, Wünsche Ich wünsche mir Leichtigkeit zurück. Ich wünsche mir, nicht raten zu müssen, ob mein Gegenüber unter seiner Maske lächelt. Ich wünsche mir, dass meine Nachbarin die Einsamkeit übersteht, da sie sich vor Angst komplett zurückgezogen hat. Ich wünsche mir, dass der Besuch bei meinen Enkeln nicht mit der Frage beginnt. „Oma, darf ich dich knuddeln oder habt ihr wieder Corona in der Arbeit?“

Ich wünsche mir volle Spielplätze.

Ich wünsche mir unbeschwerte Arztbesuche für alle, die eine Behandlung benötigen.

Ich wünsche mir endlich ehrliche Anerkennung für viele Berufe. Ich wünsche mir, dass Statistiken nicht mehr alles entscheiden, weil darüber nachgedacht wird, warum manche so schlecht ausfallen. Ich wünsche mir, dass ich "meinen" Rentnern in der morgendlichen Zeitungsrunde wieder viele gute Nachrichten vorlesen kann. Ich wünsche mir, dass ich nicht erschrecke, wenn meine Katze hustet.

Ich wünsche mir, in einer Schlange am Eisstand anzustehen und die Kinder vor und hinter mir bei ihren Gesprächen belauschen zu können, weil der Abstand nicht zwei Meter beträgt. Ich wünsche mir, dass ich irgendwann meine Konzertkarten einlösen kann, die ich 2019 zum Geburtstag bekam. Ich wünsche mir mehr als sonst, dass ich das alles nicht ohne meinen Partner erleben muss. Ich wünsche mir, dass meine Freundin wieder „normal“ auf eine Einladung zum Kaffee reagiert.

Ich wünsche mir, dass ich selbst entscheiden darf, ob ich mich zum dritten Mal impfen lasse, ohne bei Nichterfüllung meinen Job zu verlieren, während 30 Prozent der Bevölkerung ungeimpft herumläuft. Ich wünsche mir, dass „meine“ Rentner Besuch zu jeder Tageszeit und ohne Beschränkungen bekommen dürfen. Ich wünsche mir Urlaub ohne Rücktrittversicherung planen zu können. Ich wünsche mir Kinderturnen ohne Maske. Ich wünsche mir, dass das politische Kaspertheater endlich aufhört.

Ich wünsche mir, dass meine halbe Familie nicht 7000 Kilometer weit weg gezogen wäre, um ihren vier Kindern einen soliden, sicheren und vernünftigen Schulalttag zu gewährleisten. Ich wünsche mir für meine Enkel hier, dass dieses Schulchaos endlich aufhört. Ich wünsche mir für „meine“ Rentner, dass sie die Pflege bekommen die ihnen zusteht (und die sie bezahlen) und nicht darunter leiden müssen, dass immer mehr Pflegepersonal dem Irrsinn entflieht. Ich wünsche mir geregelte Dienstpläne für alle zurück.

Ich wünsche mir volle Cafes mit gut gelaunten Gästen. Ich wünsche mir, dass der Tag nicht mit dem vorsichtigen Blick auf die Corona-Warn-App beginnt. Ich wünsche mir, dass wir nicht jeden Tag einen kompletten Müllsack mit Schnelltest-Abfall entsorgen müssen. Ich wünsche mir, dass es nie wieder Homeoffice in Verbindung mir Homeschooling gibt und dass die betroffenen Eltern ihre Nerven regenerieren können. Ich wünsche mir, dass nicht jeder Schnupfen

zum persönlichen Supergau wird.

Ich wünsche mir, dass Menschen wieder miteinander und nicht übereinander reden. Ich wünsche mir, dass das Wort „Spaziergang“ seinen faden Beigeschmack verliert.

Ich wünsche mir, dass wir uns als Familie nicht strafbar machen, wenn wir uns treffen. Ich wünsche mir Akzeptanz oder wenigstens Toleranz der eigenen Meinung. Ich wünsche mir, dass Worte wie Boostern, Quarantäne, Corona und Homeschooling aus unserem Wortschatz verschwinden und das

Wort „positiv“ nicht länger negativ ist. Ich wünsche mir, Klarheit, Knappheit und vor allem Logik in politischen Entscheidungen. Vor allem aber wünschte ich mir, dass ich nie über diese Wünsche nachdenken müsste, weil es sie nicht geben würde. © Memory (Februar 2022)