Biografien & Erinnerungen
Ein Leben in Wanderschuhen - FB 95 - WEGE Beitrag 2

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"?Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.? (Aristoteles)"
Veröffentlicht am 13. Januar 2022, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
?Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.? (Aristoteles)

Ein Leben in Wanderschuhen - FB 95 - WEGE Beitrag 2






"Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." (Aristoteles)

Ein Leben in Wanderschuhen


Wir sind unsagbar traurig. Irene – nicht nur meine Mutter, nein, sie hatte zwei Kinder, meine Schwester und mich im Doppelpack – fehlt sehr! Und auch in unserer Gemeinschaft wird immer eine Lücke bleiben. Ihre Lebenswanderschaft währte 79 Jahre, die vergangenen zehn verbrachte sie in unserer Mitte. Nun ist sie

weitergezogen, wie man an ihren Schuhen ablesen kann. Die Wege, die sie gegangen ist, führten in die Gegenwart ... In ihren Schuhen ist sie ihren Weg gegangen, aus der Mitte Europas, bis ans Ende des Kontinents, von einem Ende der Welt bis zum anderen. Letztlich wurde ihr die Fremde zum Freund, zur Familie, zum Halt. Wanderer KANN man nicht aufhalten ... Der amerikanische Schriftsteller Thornton Wilder hat einmal gesagt: Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; als Brücke dazwischen ist unsere Zuneigung und Liebe.

Da ist ein Land der Lebenden.

Wir haben dieses Land mit ihr erlebt. Manche von uns sind mit ihr einige Schritte gegangen, andere fast den gesamten Lebensweg. Wir haben gemeinsam gefeiert und über so vieles gelacht, wir haben miteinander geweint und auch getrauert. Und über die Zeit haben wir viele Erinnerungen gesammelt und können noch mehr erzählen. Wir haben mit ihr über Blumen gesprochen und durch dieselbe … Wir haben mit ihr über Kunst und Literatur, über Musik und Malerei gesprochen und immer etwas gelernt – auch über uns. Wir haben je nach Laune über Gott und die Welt gesprochen, und immer etwas

gelernt – auch über uns. Wir haben über unsere Wege gesprochen, die längst Gegangenen und die über die Kommenden, und immer etwas gelernt – auch über uns. Nun hat sie ihre Heimat gefunden – ganz nah bei uns, da hat sie ihren Platz. Sie wird in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen sein. Sie hat Spuren hinterlassen. Sie war gut, wie sie war. So bleibt sie im Land der Lebenden … Da ist ein Land der Toten, sagt der Dichter. Darüber können wir nichts sagen. Aber wohl jeder trägt eine Vorstellung davon in sich. Wir wissen nicht, wie es dort sein wird und was sie

dort erwartet. Dahin ist sie nun unterwegs und wir können ihr nur hilflos nachblicken. Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und als Brücke zwischen beiden steht unsre Zuneigung und Liebe. Diese Brücke ist stark; sie wird lange halten; bei einigen von uns für alle Ewigkeit. Es ist eine Brücke, gebaut aus Steinen der Liebe, befestigt mit unseren Tränen, verfugt mit unseren Erinnerungen und unseren guten Gedanken.

Lasst diese Brücke stark sein, als Verbindung zu ihm; als Verbindung über die Grenze hinweg, über die Grenze zwischen dem Land der Lebenden

und dem Land der Toten. Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und da ist als Brücke zwischen beiden unsere Liebe und Zuneigung. Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Dávid zsoltára. Az Úr az én pásztorom, nem szűkölködöm. Füves legelőkön terelget, csendes vizekhez vezet engem. Lelkemet felüdíti, igaz ösvényen vezet az ő nevéért. Ha a halál árnyéka völgyében járok is, nem félek semmi bajtól, mert te velem vagy: vessződ és botod megvigasztal

engem. Asztalt terítesz nekem ellenségeim szeme láttára. Megkened fejemet olajjal, csordultig van poharam. Bizony, jóságod és szereteted kísér életem minden napján, és az Úr házában lakom egész életemben. "Zeit ist ein kostbares Gut, das gemeinsam erlebt, für die Ewigkeit reicht." (KK)

Tschüss, adieu, viszontlátásra, bis dann und irgendwann …


in memoriam an meine Mutter

14. April 2021





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Hörbuch

Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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Enya2853 Liebe Katharina,
ein so berührender Beitrag, mit einer subtilen Melodie, in der Liebe und Wetschätzung, aber auch Dankbarkeit mitschwingen. Bei aller Trauer werden letztlich die wunderbaren Erinnerungen, die du hier zeichnest weiterschwingen. Für mich hat es so viel Tröstliches, an diese Brücke zu denken zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten. Und ja, ich denke, dass jede gemeinsam erlebte Stunde für die Ewigkeit reicht.
Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht einfach war, diese Rede zu halten, sie hat mich sehr berührt und wird nachhallen.
Das Cover ist sehr schön und passt wunderbar.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Diese Rede ging erstaunlich gut, nur einmal ganz kurz ... Ich hatte fast vierzehn Tage sie zu gestalten. Dem WWW sei Dank, dass ich Worte fand, die passend gemacht werden konnten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich welche finden musste. Dieses Mal allerdings blieben sie fast im Hals, aber nur fast. Beim nächsten Mal wird alles besser, leichter ... DAS kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen!
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Schön, wie Du die Segel setzt. Lieben Gruß Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Das Ungewisse lässt unserer unserer Phantasie unendlich viel Raum. Was bleibt sind gute Gedanken.
Deine Zeilen habe ich sehr gerne gelesen.
Dir ein erfolgreichen, gesundes Neues Jahr.
Mit ganz lieben Grüssen Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Das Ungewisse tröstet. Ich wurde einmal gefragt: Wie ist das, wenn ich gehen muss? Ich antwortete: Du musst nicht gehen, Du wirst getragen ...von vier Engeln mit Leintuch. War nicht nur für mich tröstlich, dieser Gedanke.
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Sehr einfühlsam ist dein Text geworden liebe Katharina.
Ungarisch ist zwar nicht meine Muttersprache, sie ist dennoch interessant.
Lieben Gruß
Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Ich spreche ungarisch nur sehr rudimentär, dabei lebe ich hier seit 2008. Aber die zweisprachige Rede galt den anwesenden Ungarn.
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ein toller Text, sanft, einfühlsam voller Erinnerungen und Liebe.
Es hat mir Freude bereitet, ihn zu lesen, liebe Katharina.
Ich hoffe es geht Dir gut und wünsche Dir Gesundheit und Glück.
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Mein Vortrag ging gut, auch wenn es schwer war. Das Ungarische habe ich selbstredend an kompetente Zungen abgegeben, aber es war MIR wichtig, dass ein Teil ungarisch war. Danke für den Zuspruch. In der Erinnerung zittert meine Stimme immer noch ...
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Uii, super, liebe Katharina, schon dein zweiter Beitrag, Wie schön, wir freuen uns.
Vorerst liebe Grüße
Enya - im Namen der Jury
Vor langer Zeit - Antworten
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