Wenn der Sohn schlauer als erlaubt ist
oder:
Wenn der Sohn schlauer als erlaubt ist
Können auch Kinder im Kindergartenalter logisch denken? Schauen wir mal:
Gestern, am heiligen Abend habe ich euch ja erzählt, wann ich das erste Mal am Weihnachtsmann gezweifelt hatte. Bevor ich wieder lange Zeit nicht davon abzubringen war, dass er tatsächlich existiert. Nachdem ich aber von Zuhause ausgezogen bin und selbst Kinder hatte, hat mich dann doch irgendwann die Erkenntnis wie ein Vorschlaghammer getroffen, dass das mit dem Weihnachtsmann, mit Rudolf und seiner roten Nase und dem ganzen anderen Gedöns eine riesengroßer Schwindel war.
Natürlich wollte ich diese ganzen
Weihnachtsillusionen meinen Kindern auch wenigstens eine Weile bewahren. Und spielte dementsprechend wie alle Eltern mit und beschwindelte meine Ableger, solange sie noch klein genug waren.
Mit vier Jahren war Marion ganz schön aufgeklärt. Das war klar, lebte er doch mit zwei mehrere Jahre älteren Schwestern zusammen. Da schnappt man schon mal etwas auf, viel früher, als seine gleichaltrigen Freunde aus dem Kindergarten. Wobei wir auch schon beim heutigen Thema wären.
Der Kindergarten, in dem auch ich
damals als pädagogische Helferin (schöne Bezeichnung für unterbezahltes und ungelerntes Mädchen für alles) arbeitete, veranstaltete jedes Jahr natürlich eine Weihnachtsfeier am Nachmittag, bei der Eltern und Kinder zu Kaffee/Kakao und Kuchen zusammenkamen. In Folge dieser Veranstaltung erschien natürlich auch der Weihnachtsmann und verteilte kleine Geschenke an die Kinder, die die Eltern vorab mitgebracht hatten. Also die Geschenke, die Kinder waren schon den ganzen Tag über im Kindergarten.
:-D
Die ganze Sache lief so ab, dass die
Kinder brav und mit leuchtenden Augen auf dem Schoß der Eltern saßen und vom Weihnachtsmann mit tiefer Brummstimme aufgefordert wurden, ein Gedicht aufzusagen, ein Lied zu singen oder einfach nur gefragt wurden, ob sie denn auch immer artig waren. Was diese natürlich, meist schüchtern und sich an Mutters Rockzipfel festkrallend, bejahten. So auch mein Sohn, der schon immer ziemlich schüchtern war, wenn andere ihn beobachteten. Und bei den vielen fremden Erwachsenen und dem bärtigen Kerl mit der tiefen Stimme sowieso. Dachte ich zumindest. Denn er hielt sich ziemlich bedeckt und kleinlaut. Bis... ja
bis...
der Weihnachtsmann sich verabschiedete, allen noch einmal zuwinkte und den Kindergarten verließ. Da entwickelte mein Sohn ein Eigenleben und fing an, sich anzuziehen. Als ich ihn fragte, wo er denn hinwolle, meinte er nur trocken, er gehe jetzt mit Papa zusammen nach Hause.
Natürlich versuchten sämtliche Erzieherinnen und ich, ihn davon zu überzeugen, dass das eben ja nicht sein Papa, sondern der Weihnachtsmann war. Aber Mario ließ sich nicht beirren und meinte, dass der aber die gleichen Stiefel
angehabt hatte, mit denen Papa immer rumlief. Da sich mein Arbeitstag dem Ende zuneigte, machte ich mich also fertig und zog auch meinen Sohn an, immer darauf bedacht, etwas Zeit raus zu schinden. Denn wir fuhren mit dem Auto heim, mein Mann musste vorher aber den Weg durch das Dorf mit dem Fahrrad zurücklegen. Und natürlich auch noch zuerst ankommen, damit unser kleiner Schwindel nicht auffällt.
Als wir dann nach Hause kamen, arbeitete mein Mann wieder auf dem Hof und war natürlich auch nicht weg gewesen. Selbst sein Chef, der Großbauer, der den Hof gepachtet hatte
und auf dem wir wohnen durften, bestätigte die ununterbrochene Anwesenheit von Dieter. Also konnte er gar nicht als Weihnachtsmann verkleidet im Kindergarten gewesen sein!
:-D
Wie auch immer, so richtig überzeugen konnten wir Mario nicht mehr, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Ich war da wirklich in dem Alter noch viel naiver.
:-)
Ich hoffe, der gestrige Tag war ganz nach euren Vorstellungen, ob ihr nun noch an den Weihnachtsmann glaubt oder nicht.
Für heute wünsche ich euch, wie immer, noch einen schönen Abend
… und passt auf euch auf
Euer vagabundinchen