Vom Ausräumen und Aufräumen – Teil 2
... und warum jeder eine zweite Chance verdient hat
Tja, da war er nun, der Fox. In unserem Leben, als vollwertiges Familienmitglied. Wie sich ziemlich schnell herausstellte, war er ziemlich schlau. Eigentlich voll cool, denn so begriff er schnell, wenn man ihm Tricks beibrachte. Schon bald nach seinem Einzug konnte er die üblichen Kommandos tadellos ausführen: „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Mach bitte“ sowie „Dreh dich“ und „Sei Tot“ klappten perfekt und das bereits nach wenigen Wochen. Doch aus seiner Intelligenz ergab sich auch das Problem, dass er sich schnell langweilte und dann anfing,
Blödsinn zu machen.
Wenn ich ihn nicht beschäftigte, dann konnte es passieren, dass er sich an meinem Eigentum vergriff, oder besser, sich in ihm verbiss. :-D Also suchte ich ständig nach neuen Spielen.
Mein Sohn war damals Teenager und dementsprechend sah auch sein Zimmer aus. Genau wie in meiner Kindheit lagen auch bei ihm im Zimmer überall die Klamotten herum. Bei ihm waren es meistens die getragenen Socken. Eines Tages, ich saß in der Wohnküche, kam Fox aus dem Zimmer meines Sohnes und brachte mir eine der zusammen
geknautschten Socken. Ich nahm sie ihm ab, bedankte mich. Und da ich gerade ein paar Leckerlis auf dem Tisch liegen hatte, gab ich ihm eines.
Von da an war das Zimmer meines Sohnes immer aufgeräumt, denn Fox rannte so lange geschäftig zwischen den beiden Räumen hin und her, bis nichts mehr auf dem Boden lag. Längst hatte ich mir angewöhnt, einen Wäschekorb in der Ecke der Küche zu platzieren.
Dann kam der Tag, an dem mein Sohn auszog. Zu Beginn nahm er nur ein paar persönliche Sachen mit. Den größten Teil seines Hab und Gutes verblieb bei mir.
Der Auszug wurde natürlich zu einer Umstellung, nicht nur für mich als Mutter, sondern auch für den Hund. Denn nun fehlte ihm der Nachschub an getragenen herumliegenden Socken. Innerhalb kürzester Zeit hatte er den Fußboden des Zimmer blitzblank aufgeräumt. Da Fox aber weiterhin seine Leckerlis haben wollte, begann er nun, Regale und Schränke auszuräumen. Alles, was in seiner Reichweite war, wurde einzeln angeschleppt und mir in die Hand gegeben. Es dauerte, bis ich ihm das wieder abgewöhnt hatte. Vorerst half nur, die Tür zu schließen und geschlossen zu halten.
Im Laufe der Zeit wurde Fox dann etwas ruhiger und gesitteter. Er sammelte immer noch alles auf, was seiner Meinung nicht auf den Boden gehörte, was toll war, denn so musste ich mich nicht bücken. Das war praktisch. Ich trainierte ihn auch darauf, verlegte Dinge zu finden: Hausschlüssel, Sonnenbrille, Geldbeutel. Ok, manchmal brachte er den falschen Gegenstand, aber im Normalfall fand er schneller als ich das Gesuchte. Natürlich war er stubenrein und wenn er einmal raus musste, dann brachte er mir meine Straßenschuhe. Praktisch eben, solch ein Hund. Und wie gestern bereits
erwähnt, sammelte er auch jeden kleinen Splitstein ein, sobald es draußen kalt war und gestreut wurde.
Und deshalb bin ich der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Ich hätte so viel verpasst, wenn ich Fox nach seinem ersten Fehltritt wieder ins Tierheim gebracht hätte. Ich bin froh, dass er mich 16 Jahre lang meines Lebens begleitet hat.
So, das war es erst einmal für heute. Wenn das Wetter morgen einigermaßen ist, werde ich euch wieder eine Sehenswürdigkeit von Berlin zeigen. Lasst euch überraschen.
Ich wünsche euch allen da draußen einen schönen Abend
… und passt auf euch auf.
Euer Vagabundinchen