Geschafft! Was lange währt, wird endlich gut.
Heute Morgen habe ich euch ja schon erzählt, dass ich heute zum Bürgeramt muss. Den Termin hatte ich mir hart erkämpft. Wegen dem blöden Corona läuft ja alles bei den Behörden auf Sparflamme. So auch bei den Bürgerämtern. Und bei den Berliner Bürgerämtern hapert es ja sowieso. Wer hier wohnt oder nachrichtentechnisch auf dem Laufenden ist, weiß ja, dass Termine zur Zeit in allen Berliner Bezirken für die Bürgerämter schwer zu bekommen sind. Aber wie schwer und vor allem langwierig es wirklich ist, konnte ich dann dieses Jahr selbst erleben.
Schon im Sommer hörte man wochenlang nur in den Medien, dass es keine Termine bei den Berliner Bürgerämtern gäbe, dass gut 250.000 Menschen auf der Warteliste für einen Termin stehen und dass sich aber demnächst alles ändern sollte, wegen Umstrukturierung. Und ausgerechnet jetzt brauchte auch ich einen Termin. Ohne ihn brauchte man erst gar nicht im Amt vorsprechen. Die Security am Eingang schickte alle erbarmungslos weg. Terminvergabe vor Ort ging auch nicht, blieb nur das Telefon oder eine online Terminvergabe. Als eher altmodischer Mensch versuchte
ich es zuerst telefonisch, aber da ging erst gar keiner ran. Super, also doch über das Internet.
Ich suchte mir die entsprechende Webseite raus und nachdem ich mein Anliegen eingetragen hatte, öffnete sich der Kalender. Weiß = keine Terminvergabe, rosa unterlegt bedeutete schon vergeben und blau unterlegt waren die Tage, an dem noch freie Termine verfügbar waren. Na ja, so schwer ist es ja gar nicht, sich online einzutragen. Oder doch? Denn, irgendwie war alles weiß und eine Woche, die übernächste, alles rosa. Blau gab es gar nicht. Und auch im nächsten Monat nicht und im
nächsten auch nicht. Tja, und Nu?
Da ich immer noch hoffte, dass ein rosa Termin vielleicht zurückgegeben wurde, schaute ich mehrmals täglich auf der Webseite vorbei, aber da rührte sich nichts. Blöd. Leider musste ich persönlich erscheinen, mein anliegen konnte nicht online beantragt und erledigt werden. Also weiterhin versuchen. Immer noch vergebens.
Eines Morgens bei meinem Spaziergang hörte ich Internetradio und die Sprecherin berichtete mal wieder über die katastrophalen Zustände auf den Bürgerämtern von Berlin.
Beziehungsweise bei der Vergabe der Termine. Und dann gab sie uns Hörern einen Tipp. Angeblich sollte es klappen, wenn man es montags morgens kurz nach 6 Uhr (war das glaube ich) versuchte. Denn da wurden die Termine für die folgende Woche freigegeben, alle auf einmal. Aber die wären dann wohl innerhalb kürzester Zeit vergeben. Aber versuchen sollte man es mal um diese Zeit. Echter Geheimtipp, meinte sie noch. Na toll, jetzt war er das wohl nicht mehr, nachdem sie das im Radio bekannt gegeben hatte. Aber meine Hoffnung war, dass die Leute morgens um sechs entweder noch alle schliefen, frühstückten oder sonst wie beschäftigt
waren. Ich wollte es jedenfalls versuchen. Was hatte ich schon zu verlieren.
Und was soll ich euch sagen. Es klappte auf Anhieb. Es war inzwischen Juli und der Blick auf den Kalender der Bürgerämter war inzwischen für mich seit fast zwei Monaten zur täglichen Routine geworden, zu unterschiedlichen Tages- und Nacht-Zeiten. Und nun war es endlich soweit. Da leuchtete ein blaues Feld auf meinem Bildschirm. Ich wollte es erst gar nicht glauben, aber da war es! Ganz deutlich hob sich die hellblaue Farbe vom weißen Hintergrund ab! Ich klickte drauf und erhielt eine Reihe von
Zeitvorschlägen. Da ich, um überhaupt mal einen Termin ergattern zu können, eine Suche in ganz Berlin angegeben hatte, erhielt ich nun einen Terminvorschlag für Tegel, was nicht gerade um die Ecke war. Aber näher an meinem Zuhause war nix frei. Für mich aber vollkommen egal. Ich hatte ja Zeit. Und so bestimmt auch am 10. 12., also in 5 Monaten!
Und ich behielt Recht, denn für heute hatte ich mir nichts anderes vorgenommen. Schließlich musste ich heute mit den Öffentlichen durch die ganze Stadt. Und das, wo doch seit gestern ein paar Schneeflocken gefallen
und liegengeblieben waren. Wer hier auf Bus und Bahn angewiesen ist, weiß, dass bereits zwei fallende Schneeflocken zum totalen Verkehrschaos führen kann. Züge verspäten sich oder fallen aus und auf dem Straßen ist die Hölle los. Denn Schnee gibt es hier nicht sehr oft und dementsprechend ist die Situation auf den Straßen. Entweder fahren die Autofahrer im Schneckentempo und behindern den übrigen Verkehr oder alles rutscht durch die Gegend und knallt gegen die anderen Fahrzeuge. Weil die Übung fehlt.
Also habe ich mich vorsorglich schon einmal eine halbe Stunde eher auf den
Weg gemacht. Aber meine Befürchtungen waren umsonst. Da ich eine Route gewählt hatte, bei der ich fast ausschließlich die U-Bahnen nutzen konnte und die ja bekannter Weise fast ausschließlich unter der Erde fuhren (mit wenigen Ausnahmen, aber nicht auf meiner Strecke), kam ich ohne das befürchtete Schneefall-Verkehrschaos ans Ziel. Vor dem Bürgeramt hieß es dann wieder einmal Anstehen in der Kälte, aber die Schlange hielt sich in Grenzen und der Securitymensch hatte Mitleid mit mir und ließ mich auch schon die halbe Stunde eher rein. Nachdem ich ihm gezeigt hatte, woher ich kam. Und dass ich eine 1,5 Stunden Anreise hinter mir
hatte.
Ich setzte mich dann in einen Warteraum, der ungelogen so groß wie meine ganze Wohnung inklusive Nasszelle war, in der sich aber nur 6 Personen aufhalten durften (bei 28 Stühlen. Ich hab die gezählt.) Und wir waren 9 Personen! O je! Na gut, eine Person zählt nicht ganz, die lag noch im Kinderwagen und verschlief den ganzen Behördengang von Mama und Papa.
Eigentlich verging die Zeit dann auch recht schnell und ich musste nicht einmal bis zu meinem eigentlichen Termin um 12.50 Uhr warten. Denn da überhaupt
nichts los war, konnte ich schon 15 min eher rein und mein Anliegen vorbringen. Dementsprechend schnell war ich fertig und wieder draußen. Noch bevor ich offiziell dran war. Also dafür, dass so viele Menschen dringend auf einen Termin warten, haben die sich Beamten da auf dem Bürgeramt ganz schön gelangweilt. In meinem Raum waren vier Sachbearbeiter, schön weit voneinander entfernt und durch Plexiglasscheiben geschützt, aber gearbeitet hat nur der Schalter 1, an dem ich saß. Jedenfalls in der Zeit, in der ich dran war. Die anderen Mitarbeiter schauten so in der Gegend rum oder blätterten in irgendwelchen Papieren. Na ja, ich denke mir da mal
meinen Teil. Es ist bestimmt auch ganz wichtig, was die da an ihrem Schreibtisch machen müssen und es gibt bestimmt auch viel zu tun, ohne direkte Kundenbetreuung, das will ich nicht runterspielen. Aber wenn da vier Sachbearbeiter*innen (ich hasse das Gendern!) im für die Kunden gedachten Raum sitzen, dann sollen die verdammt noch mal auch Kunden betreuen! Bei dem Rückstand, den die Bürgerämter haben! Meine Meinung. Sorry, aber ist so.
Na ok, genug geärgert. Das soll es für heute gewesen sein. Ich wünsche euch allen da draußen noch einen schönen
Abend
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen