Spazieren gehen
Beitrag SP 94
Die Idee einen Spaziergang mit dem Opa durch den Wald war für Peter gedanklich schon mega anstrengend. Nein und überhaupt, wie sowieso er hatte keine Lust dazu. Leise vor sich hin maulend…
Aber – wenn die Erwachsenen sagen – dann befolgte man dies halt brav…
Sein Großvater holte ihn heute Nachmittag kurzerhand bei den Home Office Eltern ab, damit der Junge mal an die frische Luft kommt und mit Bewegung den nahen Stadtwald entdecken kann.
Zuerst verspürte Peter keinerlei Lust – gemütlich von der Fensterbank drinnen raus in die winterliche Kälte geschaut, einfach gelangweilt oder natürlich wie
gewohnt in Fernseher.
Vielleicht mit einer Hand voll Süßigkeiten, wäre mehr nach seinem Geschmack gewesen.
Die Eltern arbeiteten nun Zuhause in der Corona Zeit und so verlief Alltag anders. Von wegen Spaß und Spielen…Nein – Peter sollte leise sein, da Videokonferenzen oder schwierige Schreibarbeiten stattfanden.
Nun also mit dem Opa raus ins Freie. Eingemummelt in einen großen bunten Schal – damit er gut eingepackt die Tour warm übersteht.
Zuerst gingen die Schritte still voran – doch bald machte Opa Peter auf interessante Dinge
im Wald aufmerksam.
In diesem duftete es intensiv und fein. Auf den Tannen lag weißer Schnee den die Sonne funkeln ließ wie kleine Diamanten. Stellenweise schauten himmelblaue Wolken zwischen den Bäumen durch –
vielleicht um zu sehen – was die beiden taten?
Nun wurden beide von einem gewissen Zauber ergriffen – die Augen fanden stetig Neues und Opa erklärte oder erzählte auch von früher.
Der Enkel begann seinen Opa auf einmal mit richtiger Neugier anzusehen, ihn als ebenfalls kleinen Jungen vorzustellen war komisch und doch…sie lachten, lauschten den auftauchenden Geräuschen und freuten sich beständig mehr. Peter taute auf - plauderte nun deutlich lebhafter vom Kindergartengeschehen wie kleinen Streichen mit seinen Freunden.
Plötzlich sahen sie einen Igel – der unter einem großen Baum schützend saß. Mucksmäuschenstill beobachteten sie sich staunend gegenseitig. Der stachelige Geselle verfügte über sanfte braune Augen, putze seine kleinen Pfoten und schnüffelte mit der Nase nach Leckereien.
Leise fragte der Junge den Opa – „Ob der uns
versteht?“
„Nein – die Tiere sprechen eine eigene Sprache – die nur sie untereinander verstehen“ antwortete dieser.
„Machen seine Eltern auch Home Office?“ Lächelnd verneinte der Ältere.
„Ein Igel kann keinen Lieferservice bestellen – da habe ich es gut, Opa!“
Der Igel verkroch sich unter das schützende Gestrüpp, für einen Einzelgänger war da nun doch zu viel los was seine gemütliche Ruhe störte.
Enkel und Opa gingen beschwingteren Schrittes weiter, rochen einen ganz betörenden Würstchenduft. Peter sah seinen Opa überrascht an.
„Woher kommt der leckere Geruch?“
„Da vorne ist ein kleiner Adventsmarkt, den ich Dir noch zeigen möchte. Dort gibt es köstliche Bauernbratwürste. Die magst Du doch so gerne! Mit denen stärken wir uns jetzt bevor wir zurückmarschieren.
Okay?“
Ein „HURRA“ freudig ausgerufen begannen flinke Beine Tempo zu gewinnen, der Würstchenbude entgegen.
Zwischen den kleinen geschmückten Buden befanden sich kleine Feuerstellen mit Sitzgelegenheiten.
Beide fühlten sich pudelwohl,
genossen das gute Essen.
Mit einem Kinderpunsch rundeten sie den Besuch auf dem Waldmarkt ab, bevor sie sich fröhlich schwatzend auf den Rückweg machten.
Daheim angekommen drehte sich Peter um, mit glücklich glänzenden Augen rief er ganz laut „Opa – Du holst mich bald wieder ab zum Spazieren gehen – gell?!“
Copyright Beate Loraine
Bauer