Romane & Erzählungen
Gelbe Wellen auf blauem Grund

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"Gelbe Wellen auf blauem Grund"
Veröffentlicht am 17. Februar 2009, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Gelbe Wellen auf blauem Grund

Gelbe Wellen auf blauem Grund

Beschreibung

nö ... selber lesen, bitte ...

 

Gelbe Wellen auf blauem Grund

Mit leuchtenden Augen präsentierte Annika mir zwei Seiten eines Hochglanz-Modeprospektes: „Guck mal, Mama! Hammer, ne?“



„Doch, ja, voll Hammer“, bestätigte ich lakonisch. „Besonders der Preis. So etwa 5,- Euro pro Quadratzentimeter Stoff – absolut angemessen. Wofür brauchst du überhaupt neue Bikinis?“

„Mama, ihr habt gesagt...“

„Ja, ja, schon gut...“ Nur zu gut erinnerte ich mich an die Diskussion im Vorfeld unserer Urlaubsplanung. Seit Jahren hatten wir unsere Ferien auf einem riesigen FKK-Campingplatz im Süden verbracht, aber seit dem Einsetzen der Pubertät war unsere Tochter dafür nur noch schwer zu begeistern gewesen. Und dieses Jahr hatte sie endgültig gestreikt.

„Ich fahre nur noch mit, wenn ich einen Badeanzug tragen darf.“

„Warum nicht gleich einen Pelzmantel?“ hatte mein Mann gebrummelt, es ansonsten aber meinem mütterlichen Fingerspitzengefühl überlassen, dafür zu sorgen, dass der gemeinsame Familienurlaub wie geplant stattfinden konnte. Denn beim Urlaub hörte das sonst so harmonische Verhältnis und gegenseitige „Um-den-Finger-wickeln“ von Vater und einziger Tochter auf. Dem Kind zu Liebe drei Wochen lang mit nasser Badehose am Strand liegen und eine Unterkühlung der primären unteren Geschlechtsmerkmale riskieren? Oh, nein...

Die äußerst fruchtbare Mutter/Tochter-Diskussion hatte dann schließlich zu folgendem Ergebnis geführt: FKK – ja, Badeanzug – nein, Bikinihöschen – erlaubt.



Und nun mussten es diese beiden Modelle sein. Braun und lila – und möglichst schlicht, um das Augenmerk nicht vom Bauchnabelpiercing und den Glitzerohrringen abzulenken. Warum sind die schlichten – und zugegeben geschmackvollen – Stücke nur immer die teuersten?

Trotz der Winzigkeiten an BHs, Höschen und Tops, die den Hauptbestandteil der töchterlichen Urlaubskleidung bildeten (Regenjacke? - Es regnet nicht. Jogginganzug? - Uncool. Sportschuhe? - Ich will ja nicht laufen.) war ihre Tasche die umfangreichste der ganzen Familie, weil so lebenswichtige Dinge wie Handy, Schminkkästchen und Spiegel, fünf verschiedene Gürtel samt passender Täschchen und Sandaletten in mindestens vier Farben nicht fehlen durften, vom CD-Player für nächtliche Strandfeten ganz zu schweigen.

Fröhlich machten wir uns auf den Weg in freudiger Erwartung eines großartigen Urlaubs, denn dass wir viele Leute wieder treffen würden, mit denen wir schon im vergangenen Jahr eine Mordsgaudi gehabt hatten, wussten wir – Internet sei Dank – schon seit langem. Nicht nur wir – auch Annika hatte sich natürlich per ICQ mit ihren Urlaubsbekanntschaften kurzgeschlossen und sich „ganz fest“ für diesen Sommer verabredet. Seltsamerweise waren von den ca. 50 Leuten etwa 80 % männlichen Geschlechts...

Mit der ganzen Routine unserer 20-jährigen Campingerfahrung hatten wir gerade den Wohnwagen samt Zubehör in der richtigen Position „verankert“, Annikas Zelt aufgebaut, uns für die kommenden drei Wochen von einem Großteil unserer Tageskleidung verabschiedet und uns urlaubsselig mit einem Glas Wein in die Liegestühle gefläzt, als auch schon der erste Jüngling etwas verlegen vor uns stand.

Breite Schultern, haarlose Jungmännerbrust, Knopf im rechten Ohr – und mit Badehose bekleidet.
Nein, nicht etwa eine der Marke „körpernah und schwimmtauglich“, sondern das Modell „let him swing“. Knapp über der Schamgrenze beginnend, dafür aber bis zu den Knien reichend und – erstaunlich – bunt gemustert.

„Hi, is die Anni da?“

Dass „Hi“ soviel bedeutete wie „Guten Tag, mein Name ist X. Erinnern Sie sich noch an mich vom letzten Jahr?“ war uns klar. Dass der junge Mann aber ungestraft „Anni“ sagen durfte, etwas wofür der Vater besagter Anni mit drei Tagen Nicht-Beachtung gestraft worden wäre, erstaunte uns nun doch ein wenig.

Kein Protest – im Gegenteil: Küsschen links, Küsschen rechts – und damit verabschiedete sich unsere Tochter für die nächsten drei Wochen mental von uns. Gut, das Catering durften wir auch weiterhin übernehmen, aber um ein tägliches Beschäftigungsprogramm brauchten wir uns, bitte, bitte, nicht mehr zu kümmern. Noch eine letzte elterliche Erinnerung, sich hin und wieder mal sehen zu lassen, und weg war sie. Auch ganz nett, so ein Urlaub zu zweit.

Keine fünfzehn Minuten später – der nächste jugendliche Anwärter. Coole Sonnenbrille à la Lagerfeld, etwas schmaler gebaut als Jüngling Nr. 1, aber durchaus auch Mutters Geschmack, und – ebenfalls bekleidet mit einer Badehose Marke „Großraum“. Weiße Blumen auf orangefarbenem Grund? Nur mit Mühe konnte ich mir ein Grinsen verkneifen.

„Hi, is die Nicki da?“ Übersetzt: „Hallo, mein Name ist.... etc.“

Nicki? Aber hallo!

„Äh, ja, also die ist gerade mit X. zum Strand.“

„Ach so, ja, dann weiß ich schon, wo ich die finde. Danke.“ Sprach's und entschwand, um dem mit der Buntgemusterten Konkurrenz zu machen.


Kaum hatte ich die dritte Seite meines Buches umgeblättert:

„Hallo.“ Oh, neue Variante.

„Kennen Sie mich noch?“

„Na klar, hallo Z. Nett dich zu sehen.“

„Na, hatten Sie eine gute Reise?“

Wie jetzt? Kein: Ist die Anni/Nicki/Annika da?

„Ja, vielen Dank, Z. Wann seid ihr angekommen?“

Mal sehen, wie lange Badehose Nummer drei den Smalltalk aushalten würde. Ach so, erwähnte ich es schon? Gleicher Langbeinschnitt, dieses Mal aber gelbe Wellen auf blauem Grund und mit der Silhouette eines Delfins über dem knackigen Hinterteil.

„Vorgestern. Ähm, ach ja, Anka ist wohl schon am Strand?“ Anka? Na, mich wunderte inzwischen gar nichts mehr. Zustimmendes Nicken.

„Wenn das so weitergeht, sollten wir uns vielleicht so einen Automaten anschaffen, wie er in manchen Supermärkten an der Käsetheke steht: Nummer ziehen und hinten anstellen“, frozzelte mein Mann.

Es blieb natürlich nicht bei den drei Badehosenträgern, nach einigen Tagen schälte sich aber der Delfin als Favorit aus der Masse heraus – und blieb es bis zum Ende des Urlaubs.

Und was soll ich sagen? Ich finde diese Badehosenmode der jungen Männer Klasse: Versuchen Sie mal, am FKK-Strand ihre Tochter ausfindig zu machen. Na? Gar nicht so einfach, was? Ist aber überhaupt kein Problem, wenn Sie unter all der Hautfarbe nur nach einer Riesenbadehose mit gelben Wellen auf blauem Grund und einem Delfin Ausschau halten müssen ...

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Hörbuch

Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
ISBN 978-3-944907-02-4

Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
Quertextein und hinterm Komma links
ISBN 978-3944907215

Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/

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Gunda Re: Re: Re: *grinst* - Du hast ein nicht unwesentliches Detail übersehen, lieber Daniel, die ganze Geschichte spielt auf dem FKK-Campingplatz *g*. Alles, was die Pubertät hinter sich hat, wird höflichst gebeten, sich bei entsprechendem Wetter an die (Nicht-)Bekleidungsvorschriften zu halten ...
Ãœber den Kaffee reden wir dann noch :-)))
Und ... NEIN ! ! ! Eine solche Hose wäre eher ein Grund zum Weglaufen. Ich war nur wirklich erstaunt, welche Geschmacklosigkeiten sich die Bademodenindustrie auf dem Gebiet erlaubt ...

Wir sehen uns ;-))
lg
Gunda




Zitat: (Original von Punkpoet am 18.02.2009 - 08:50 Uhr) Liebe Gunda,

*kratzt sich am Kopf*
*schaut dich grübelnd an*

Quietschrosa?

*schaut zu Boden*
*tritt verlegen einen Stein weg*

Micky Mäuse?

*verzieht grübelnd das Gesicht*

Und das gefällt dir? *lacht*
Hm. Wenn dein Mann dich entbehren kann, frage ich dann doch lieber nach Anni's Mama. :) Ich glaube, ein Kaffee mit dir wäre mir die Aufmachung sicher wert. Am besten aber noch, wenn du passend zu den Micky Mäusen irgendwas mit Minnie Mäusen trägst. *grinst*

Lieber Gruß,
Daniel
Zitat: (Original von Gunda am 18.02.2009 - 08:41 Uhr)
Zitat: (Original von Punkpoet am 17.02.2009 - 23:03 Uhr) Beim nächsten Urlaub möchte ich bitte auch antanzen. Hab mir auch schon Gedanken gemacht wie ich beginne.^^

"Hi ist Nika da?"
Natürlich würde ich mir auch so eine tolle Badehose besorgen. Will ja Eindruck bei der Mama machen. *lacht*

Deine Geschichte war köstlich. Ich habe es genossen sie zu lesen.

Lieber Gruß,
Daniel



Grins zurück: tja, junger Mann, da gib dir mal Mühe ... So ein quietschrosa Modell mit Mickymäusen drauf stelle ich mir ganz entzückend vor ... ;-))

LG
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet Re: Re: *grinst* - Liebe Gunda,

*kratzt sich am Kopf*
*schaut dich grübelnd an*

Quietschrosa?

*schaut zu Boden*
*tritt verlegen einen Stein weg*

Micky Mäuse?

*verzieht grübelnd das Gesicht*

Und das gefällt dir? *lacht*
Hm. Wenn dein Mann dich entbehren kann, frage ich dann doch lieber nach Anni's Mama. :) Ich glaube, ein Kaffee mit dir wäre mir die Aufmachung sicher wert. Am besten aber noch, wenn du passend zu den Micky Mäusen irgendwas mit Minnie Mäusen trägst. *grinst*

Lieber Gruß,
Daniel
Zitat: (Original von Gunda am 18.02.2009 - 08:41 Uhr)
Zitat: (Original von Punkpoet am 17.02.2009 - 23:03 Uhr) Beim nächsten Urlaub möchte ich bitte auch antanzen. Hab mir auch schon Gedanken gemacht wie ich beginne.^^

"Hi ist Nika da?"
Natürlich würde ich mir auch so eine tolle Badehose besorgen. Will ja Eindruck bei der Mama machen. *lacht*

Deine Geschichte war köstlich. Ich habe es genossen sie zu lesen.

Lieber Gruß,
Daniel



Grins zurück: tja, junger Mann, da gib dir mal Mühe ... So ein quietschrosa Modell mit Mickymäusen drauf stelle ich mir ganz entzückend vor ... ;-))

LG
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: *grinst* -
Zitat: (Original von Punkpoet am 17.02.2009 - 23:03 Uhr) Beim nächsten Urlaub möchte ich bitte auch antanzen. Hab mir auch schon Gedanken gemacht wie ich beginne.^^

"Hi ist Nika da?"
Natürlich würde ich mir auch so eine tolle Badehose besorgen. Will ja Eindruck bei der Mama machen. *lacht*

Deine Geschichte war köstlich. Ich habe es genossen sie zu lesen.

Lieber Gruß,
Daniel



Grins zurück: tja, junger Mann, da gib dir mal Mühe ... So ein quietschrosa Modell mit Mickymäusen drauf stelle ich mir ganz entzückend vor ... ;-))

LG
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: :) -
Zitat: (Original von WortWichtel am 17.02.2009 - 21:09 Uhr) ...eine amüsante Geschichte, Dein herrlicher Schreibstil trieb mich schnell und ohne Reue bis zum Schlußsatz... :)

Liebe Grüße
Uwe


Danke dir, Uwe, für das "herrlich". *freu*
lg
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet *grinst* - Beim nächsten Urlaub möchte ich bitte auch antanzen. Hab mir auch schon Gedanken gemacht wie ich beginne.^^

"Hi ist Nika da?"
Natürlich würde ich mir auch so eine tolle Badehose besorgen. Will ja Eindruck bei der Mama machen. *lacht*

Deine Geschichte war köstlich. Ich habe es genossen sie zu lesen.

Lieber Gruß,
Daniel
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Re: ich habe auch eine Tochter, - da können wir einen Club gründen!!!!!!
Zitat: (Original von Gunda am 17.02.2009 - 19:22 Uhr)
Zitat: (Original von Boris am 17.02.2009 - 19:09 Uhr) kann das Leid nachfühlen...
So janz neu isset aba och net?

Liebe Jrüße
JFW


Nö, aber im Prinzip jedes Jahr wieder aktuell, solange sie noch mitfährt ;-)

Meine Muse hält noch immer Wingerschlaf, Jürgen, ich hoffe nur, dass sie nicht ansatzlos vom Winterschlaf in die Frühjahrsmüdigkeit fällt ...

LG
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Janara ***** ist doch klar - Ich mach mir ja nix aus Kurzgeschichten, aber an dieser kommt man nicht vorbei ..
Trifft genau den Nerv einer Mutter.
Toll!
LG
Jana
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Hatte ich schon kommentiert .... - aber ich habe mich schon wieder kaputt gelacht.
Diese Geschichte muss auf jeden Fall bei meinen Favoriten landen. Super geschrieben.
Liebe Grüße
Marion
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