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Mein Tagebuch - 02.12.2021

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"Von untoten Katzen und gestalkten Teilchen"
Veröffentlicht am 02. Dezember 2021, 16 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: Serghei Velusceac - Fotolia.com
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Über den Autor:

...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal ...
Von untoten Katzen und gestalkten Teilchen

Mein Tagebuch - 02.12.2021

Von untoten Katzen und gestalkten Teilchen

Von untoten Katzen und gestalkten Teilchen Stalken ist ja in Deutschland verboten und steht unter Strafe. Und das zurecht. Denn beobachtet zu werden ist nicht nur nervig. Es kann auch bei manchen Beobachteten zu ungewöhnlichen Reaktionen führen. Wie das? Lasst euch überraschen.


Entspannt euch. Ich jammere euch heute nicht voll, weil irgend ein Irrer mich stalkt. Zum Glück musste ich diese Erfahrung noch nie in meinem Leben machen. Aber jeder, der sich in Physik etwas auskennt, weiß genau, wovon ich heute schreiben möchte, wenn ich von untoten Katzen und gestalkten Teilchen rede. Richtig. Ich meine Schrödingers Katze und das Doppelspaltexperiment. Also den Experimenten, in denen behauptet wird, dass eine Katze im Karton gleichzeitig lebendig und tot sein kann oder den Quantenteilchen, die sich anders verhalten, wenn sie beobachtet

werden. Das nennt man (und Achtung, das folgende habe ich gegoogelt, weil so schlau war ich dann doch nicht...) Superposition, indem Teilchen verschiedene Zustände gleichzeitig annehmen können. Und die größten Wissenschaftler auch heute noch vor Rätsel stellt. Keine Angst. Das war es schon in Sachen Physik. Wer die beiden Experimente nicht kennt, kann gerne einmal danach googeln. Also ich finde diese Versuche total spannend. Leider habe ich davon erst erfahren, als ich schon erwachsen war und selbst Familie hatte. Unser

Physikunterricht beschränkte sich auf trockenen Unterricht ohne anschauliche Experimente und den sturen Auswendiglernen von Formeln. Furchtbar. Kein Wunder, dass ich nur durchschnittlich interessiert war und dementsprechend meine Zeugnisnoten ausfielen. Zum Leid meines Papas, der ja, wie ihr seit gestern wisst, Mathe und Physik unterrichtete. Also wenn ich den Schulunterricht in diesen Fächern bei meinem Papa gehabt hätte, wäre mein Leben bestimmt anders verlaufen. So aber hatte ich einen kleinen rundlichen Mathelehrer mit obenrum eher wenigen schwarzen

Haaren, der die Angewohnheit hatte, Spucke-Kügelchen auf seiner Zungenspitze zu formen und sie uns während des Unterrichtes entgegenzustrecken. Immer dann, wenn er nervös war. Und er war häufig nervös. Und unser Physiklehrer war noch verschrobener, wenn nicht sogar durchgeknallt. Der war noch ein Lehrer der alten Schule, sprich, aus Zeiten, in dem noch Zucht und Ordnung herrschte und der Zollstock für recht schmerzhafte Bestrafungen hergenommen wurde. OK, in den 70er Jahren war auch bei uns in der DDR die Prügelstrafe verboten. Aber das hinderte ihn nicht daran, uns

anders zu tyrannisieren. Oder besser gesagt, er glaubte eine einschüchternde Wirkung auf uns zu haben. In Wirklichkeit aber amüsierten wir uns prächtig und provozierten ihn regelrecht, wenn der Unterricht mal wieder zu langweilig wurde. Denn einige seiner Reaktionen waren nur allzu vorhersehbar. Ein paar einfache Beispiele: Sobald er den Klassenraum betrat - und das war immer genau mit dem Klingelzeichen, welches den Unterrichtsbeginn einläutete – mussten wir an unserem Platz strammstehen. Alle Gespräche waren zu unterlassen und irgendwelche Tätigkeiten abrupt zu

unterbrechen. Wenn man zum Beispiel noch an seinem Pullover herum zupfte, dann wurde man nach vorne zitiert und musste vor der Klasse seinen Pullover wieder nach oben schieben. Dann durfte man sich unter dem Gelächter der Klasse wieder an seinen Platz begeben. „Schlimmer“ erwischte es einen, wenn man zum Beispiel mit einem Lineal oder einem Stift in der Hand herumspielte, während man versuchte, seinem trockenen Unterricht zu folgen. Auch wenn man ihm mehr oder weniger konzentriert zuhörte, störte unserem vergreisten Lehrer dieses Verhalten. Sobald er merkte, dass man etwas in der

Hand hielt, was man momentan nicht benötigte, dass musste man ebenfalls nach vorne an den Lehrertisch kommen. Für solche einen Fall hatte er eine Holzente in seinem Schubfach. Ihr wisst schon, so ein Ding, das kleine Kinder an einer Strippe hinter sich herziehen und die dann mit dem Kopf wackelt und mit den Gummifüßen platscht. Mit diesem Ding im Schlepptau musste man dann dreimal eine Runde um die Schulbänke machen, immer schön an der Wand entlang, im Uhrzeigersinn. Und wehe, wenn man versuchte, die Ecken auszulassen. Dann musste man wieder zurück.

War der Platz neben einem frei und man hatte die Schultasche daraufgestellt, weil man so besser an seine Hefte und Bücher kam, dann musste man die an ihren Platz neben der Schulbank stellen, sich auf den nun leeren Stuhl setzen und mit dem Hintern hin und her rutschen, um den Stuhl für die folgenden Schüler wieder sauber zu machen. Ihr seht, irgendwie lief der nicht ganz rund. Aber so hatten wir wenigstens hin und wieder mal etwas Auflockerung bei dem trockenen Unterrichtsstoff. Denn wie gesagt, leider wurden keine

Experimente durchgeführt, sondern nur stur Formeln auswendig gelernt. Leider bekam er irgendwann mit, dass wir uns nicht wirklich vor diesen Strafen fürchteten. Und so führte er zusätzlich zu diesen für uns eher amüsanten Slapstick-Einlagen noch ein Punktesystem ein, nachdem jeder „Fehltritt“ einen Strafpunkt zur Folge hatte. Wer eine bestimmte Anzahl an Punkten gesammelt hatte, bekam eine schlechte Note in Physik. Da kam schnell mal eine zusätzliche 5 zustande, die sich natürlich auch auf das Zeugnis auswirken konnte. Kein Wunder also, dass das Unterrichtsfach nicht sonderlich beliebt

war. Wie schon gesagt, hätte ich damals Unterricht bei meinem Papa oder einem vergleichbar fähigen Pädagogen gehabt, wäre ich vielleicht heute auch an der Humboldt Uni und würde mit meinen Kindern und Enkelkindern auf dem Dachboden Tischtennis spielen und in der Mensa Mittagessen. Vielleicht würde ich Raketenwissenschaft studieren, schwarze Löcher untersuchen oder die Schmelze der Polkappen untersuchen. Wer weiß. Doch so wurde ich eine einfache Melkerin mit Qualifizierung zur Kälberaufzucht – oder besser gesagt: Facharbeiterin für Rinderproduktion.

Obwohl mir das sehr viel Spaß gemacht hat und ich auch wirklich gut darin war. Und dann denke ich mir, wenn dem so gewesen wäre, wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Und dass ich ja meine Kinder nie bekommen hätte. Also, bin ich dann doch ganz zufrieden. Denn meine Ableger, inzwischen alle groß, möchte ich nicht missen. War schon alles gut so, wie es war. :-) So, für heute mache ich aber erst einmal Schluss und wünsche euch allen da draußen noch einen schönen

Abend … und passt auf euch auf. Euer vagabundinchen

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Über den Autor

vagabundinchen
...ich bin Ines, geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR, nach der Grenzöffnung und seit dem Auszug meiner 3 Kinder viel unterwegs, woraus sich auch mein spitz- und username vagabundinchen (vagabund + inchen) ergibt. Ich bin ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann (wenn ich das von mir selbst behaupten darf), meine Hobbys sind lesen, schreiben, Fahrrad fahren, wandern, angeln, zelten ...und alles, was Spaß macht. Ich mache ein paar Mal in der Woche Linedance und probiere gerne mal was Neues aus. Freundschaften sind mir sehr wichtig. Wenn ihr mir schreiben wollt, dann traut euch ruhig. Ich beiße nicht.
Ansonsten viel Spaß beim Lesen...

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