Traumzeit
Schreibparty 94 - eine Kindergeschichte
Bilder by Pixabay
Vorgaben:
Würstchen, Fenster, Igel, bunt, funkeln, Zuhause, staunen, mucksmäuschenstill.
TRAUMZEIT
Zwischen bunten Blättern schnüffelnd suchte Igel Borstel sein Abendessen. Weiter und weiter trieb es ihn immer seinem Näschen nach, als er endlich auf dem Hof von Bauer Lumich fündig wurde. Ein gewaltiger Birnbaum reckte sich ins Himmelblau. Borstel schien staunend am Ziel seiner Träume. Viele der süßen Früchte waren bereits zu Boden gefallen und unser kleiner Freund war überglücklich. Er probierte sogleich von den Köstlichkeiten. Hmm, wie lecker. Süß und saftig.
Laut schmatzend naschte der Igel von einer Birne nach der anderen, als er aus der Ferne wütendes Gebell hörte. Nichts wie weg hier, dachte er bei sich. Aber es war bereits zu spät.
Bello, der Wachhund von Bauer Lumich, kam im Sauseschritt angeschossen.
Aufgeregt und wutschnaubend kläffte er:
"Ich kriege dich, du Dieb! Mach, dass du wegkommst, raus aus meinem Garten, das ist mein Zuhause, hier wache ich!" Borstel steckte sein Näschen zwischen die Hinterbeine und schaffte es gerade noch, sich zu einer Kugel zusammen-zurollen. "Das gibt es doch nicht, zeig dich und kämpfe wie ein Mann, du Feigfuchs!", forderte Bello den Eindringling lautstark auf. Borstel rührte sich nicht. Er hatte große Angst. Ärgerlich tanzte der schwarze, zottelige Wachhund um den Igel herum und schimpfte vor sich hin: "Du willst mir also das Würstchen klauen, welches ich hier vorhin verbuddelt habe? Nein, vergiss es! Das gehört mir. Mach dich
davon, du Dieb!" Borstel zitterte am ganzen Körper und seine Stacheln bebten bedrohlich. Dackel Bello war auch nicht mehr der Jüngste und bereits heiser vom vielen Kläffen, als Bauern Lumich aus dem Fenster rief: "Hey, was ist da draußen für ein Krach?" Bello duckte sich und es war auf der Stelle mucks-mäuschenstill.
So verging eine ganze Weile. Der Wind frischte auf und es herrschte immer noch eine himmlische Ruhe. Unser Igelfreund nahm also all seinen Mut zusammen um zu schauen, ob die Luft rein war. Vorsichtig tastete er mit seinem Näschen auf dem Boden entlang. Es roch nach frischen Birnen, Erde und nach Hund.
Oh, nein, es roch stark nach Hund! Borstel blickte sich hilfesuchend um. Wo konnte er sich nur verstecken? Und wo war Bello? Als dieser plötzlich hinter dem Birnbaum hervorsprang, war Borstel ganz starr vor Schreck. "Buh, da habe ich dich!", funkelte ihn der Dackel mit seinen braunen Augen an.
Es gab kein Entkommen, jetzt hatte sein letztes Stündlein geschlagen, dachte Borstel. Aber Bello meinte nur grinsend: "Du hast ganz schön Düsengang, was, kleiner Freund? Ich bin eben ein richtig guter Wachhund. Nur keine Sorge, ich tue dir nichts. Solange du es nur auf die Birnen und nicht auf meinen Wurstvorrat abgesehen hast, darfst du bleiben." Borstel schnaufte erleichtert. "Nein, nein, ich wollte nur ein bis drei Birnen. Es ist schon spät. Ich mache mich jetzt besser auf den Heimweg", antwortete ihm das Igelchen. Bello schüttelte den Kopf: "Und ich dachte schon, du willst bis Weihnachten bleiben oder hier bei uns
im Garten überwintern." Borstel schaute
den Dackel nun fragend an: "Weihnachten, was ist das?" Der alte Hund setzte sich neben den Igel und erklärte ihm: "Weihnachten ist, wenn die Lichter am Tannenbaum leuchten wie Sterne am Himmel und es gibt einen großen leckeren Knochen extra." Borstel sah zum Himmel und konnte sich das Schimmern der Lichter gut vorstellen.
Er war froh, dass Bello ihm nichts Böses wollte. Die ganze Aufregung hat ihn Kraft gekostet und er war inzwischen sehr müde.
"Kuschel dich ruhig hier ins Laub, mein Freund! Ich passe auf dich auf, während du von Weihnachten träumst", meinte Bello und zeigte mit der Pfote auf den großen Hügel hinter dem Birnbaum. Der Igel nahm das Angebot dankend an und fragte, bevor er sich verkroch: "Wenn ich wieder wach bin, wirst du mir dann mehr von diesem Weihnachten erzählen?" Bello versprach es und wünschte unserem Igelchen eine gute Ruh und süße Träume.