Haben sie schon mal einen Affen gesehen, wie er erfinderisch und ausdauernd nach einer Lösung für etwas sucht? Ich finde, so ein Äffchen ist das richtige Vorbild für mich, wenn ich mich in Corona-Zeiten paaren oder lausen möchte, aber nicht weiß wie.
Ich habe mich beispielsweise an eine Online-Partnervermittlung gewandt. Dort habe ich als Erstes ein Profil anlegen müssen; und zwar noch vor dem eigentlichen Vertragsabschluß. Während ich überlegte, ob mir ein Drei-Monats-Vertrag ausreicht, um einen Mann zu finden, erschien eine Nachricht von Klaus F.: Er wolle mich unbedingt
kennen lernen. Drei Minuten später meldete sich erst Martin T., dann Thomas S. und schließlich Stefan K.; sie alle wollten sie mich kennen lernen. Immer mehr Nachrichten purzelten in meinen Account. Es war wie beim „Zauberlehrling“.
Na, wenn das mal kein aggressiver Werbetrick war….. Nein, dieses Hyper-Gebalze war ganz und gar nicht mein Fall. Hektisch versuchte ich, mein Profil zu löschen. Vergeblich. Das Einzige, was mir gelang, war „Verändern“. Was ich auch tat. Wenn sie auf der größten Plattform dieses Landes auf eine Frau stoßen, die 95kg wiegt, einen Dobermann
hat und gerne American Football spielt: Das bin Ich. Merkwürdiger Weise bekomme ich fortan keine Nachrichten mehr; dabei ist American Football doch so ein schöner Sport.
Vielleicht könnte ich auch auf eine Kontaktanzeige in Zeitungen antworten oder sogar selber eine aufgeben. Ich kann mich gut mit Worten ausdrücken, also warum nicht? „Weil du nicht das dazu notwendige Selbstbewusstsein hast“, flüsterte mir ein böses Stimmchen zu. „Okay, also auch nicht“, sagte ich kleinlaut.
Die Gemüsetheke im Supermarkt wär
auch noch `ne Option: „Hmmmm, herrlich, wie weich sich diese Pflaume anfühlt…!“, oder „Wow, was für eine prachtvolle Gurke…!“ Die Kontaktaufnahme in Corona-Zeiten erfordert wirklich völlig neue Flirt-Skills.
Meine ZNS-Selbsterfahrungs-Gruppe ist übrigens sehr rege im Bereich „Paaren und Lausen“. Da wir uns seit Monaten nur online treffen, kennt man nicht mehr alle Mitglieder persönlich. Zwei der neuen Mitglieder haben beim letzten Online-Treffen festgestellt, dass sie die gleiche Ergotherapeutin haben. Die Beiden haben sich kurzerhand im
Wartezimmer ihrer Praxis verabredet, um sich bei einem Kaffee näher kennen zu lernen.
Wunderschön war auch der Mann in dem sozialen Netzwerk meines Ortes. Er hatte höflich angefragt ob eine „liebe Nachbarin“ mit ihm in den Lebensabend gehen möchte. Mit seiner Anfrage hatte er auf einen Schlag 6.500 Haushalte erreicht. Und es hat tatsächlich funktioniert. Denn zumindest eine der „lieben Nachbarinnen“ hatte auf den falschen Button gedrückt und ihre reizende Antwort erreichte ebenfalls 6.500 Haushalte. Ist das nicht romantisch? Hat doch was von
Hollywood, oder? Ich mein, stellen sie sich diese Szene doch mal mit Meg Ryan und Tom Hanks vor! Da ich allerdings weder Meg Ryan noch Tom Hanks bin, bleib ich lieber still im Publikum sitzen und schaue zu. Ist also auch nichts für mich.
Inzwischen entmutigt, habe ich meinem Affen-Vorbild ein Update verpasst. Ich halt es jetzt mehr mit den Faultieren. Nur das Paarungsverhalten dieser Tiere ist mir etwas zu dynamisch: Kopfüber und in hängender Haltung.