Warum Apotheken voll gemein sein können
Heute erzähle ich euch, warum ich mich bei meinem Sohn total blamiert habe, als ich nach meinem Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause kam. Und warum ich dafür gar nichts konnte. Und das kam so:
Nachdem ich nun einige Wochen wegen der dreifachen Lungenembolie im Krankenhaus verbringen musste, stand meine Entlassung an. Wegen meiner erblich bedingten erhöhten Gefahr für Thrombosen musste ich jedoch weiterhin täglich eine Spritze zur Blutverdünnung bekommen. Da ich aber nicht täglich in eine Arztklinik fahren wollte, um mich
spritzen zu lassen, wurde mir in den letzten Tagen meines Krankenhausaufenthaltes erklärt, wie man sich selbst spritzt. In den Bauch. Oder den Oberschenkel. Und ich konnte das dann unter fachkundiger Anleitung üben. Ging erstaunlich gut. Klar, es gab heftige blaue Flecke, aber die Überwindung, mich selber mit einer Nadel zu stechen war gar nicht so hoch wie vermutet. Und der Pieks war auszuhalten.
Ich lag damals in einem Krankenzimmer mit weiteren drei Patientinnen, die alle ein ähnliches Schicksal hatten. Und Thrombose-Spritzen bekamen. Und bei
jeder von uns entstanden – auch täglich – neue blaue Flecke, die meisten waren faustgroß und schimmerten in kräftigem Blau, unterschiedlich schattiertem Grün bis hin zu blassen Gelb. Wir verbrachten unsere Abende damit, zu entschlüsseln, welchem Land, Gegenstand oder Tier die Umrisse glichen. Da war alles vertreten: ein Blumenkohl, ein heulender Wolf und Griechenland. Tja, auch so kann man seine Abende verbringen... :-)
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich wollte euch eigentlich nur erzählen, dass ich das mit dem Selbstspritzen ganz gut hinbekommen hatte und auch stolz auf mich war. Nach der Entlassung holte ich
mir per Rezept also mein Thrombose Spritzenset aus meiner Apotheke und stapfte nach Hause. Dort angekommen wollte ich meinem Sohn ganz stolz zeigen, wie einfach das ist, sich selbst eine Nadel in den Bauch zu stechen. Gar kein Ding. Geht voll cool.
Mein Sohn, damals 15, stand mit großen Augen vor mir und wollte gar nicht glauben, dass das überhaupt geht.
Ich pack also alles aus und breite meine Utensilien auf dem Tisch aus. Tupfer, Desinfektionsmittel, Impfstoff und die Kanülen.
Bereite alles vor und desinfiziere die Stelle wie gelernt.
Nahm die Hautfalte und setze die Nadel im 90° Winkel an, wie gelernt.
Übte Druck aus, um die Kanüle in die Hautfalte zu stechen... und verspüre unerwartet einen wahnsinnigen Schmerz, sobald die Spitze die oberste Hautschicht berührt. Da ging nix mehr, trotz mehrfachem Ansetzen war ich nicht in der Lage, mir das Ding in den Bauch zu jagen. Selbst bei dem unempfindlicheren Oberschenkel klappte es nicht. Und dabei
war das im Krankenhaus so einfach gewesen! Tja, und mein Sohn, der sowieso Angst hatte vor Spritzen, war von da an noch traumatisierter. Obwohl ich eigentlich genau das Gegenteil erreichen wollte.
Letztendlich fiel an diesem Abend das Spritzen aus und ich ging am nächsten Morgen kleinlaut in die Praxis zum Stechen. Meinen ganzen Impfkram nahm ich mit und packte es dort auf den Tisch, brauchte ich es ja nun nicht mehr. Klappt ja irgendwie zu Hause nicht mit dem Selbstspritzen. Warum auch immer.
Die Schwester warf dann einen kurzen
Blick auf meine mitgebrachten Sachen und fing an zu lachen. „Tja,“ meinte sie. „Damit könnte ich mir auch keine Thrombosespritze selber setzen. Das muss ja weh tun.“ Sie zeigte auf die Nadeln und sagte: „Das sind die falschen Kanülen. Für die Thrombose-Spritze wird eine ganz feine Nadel gebraucht, wie für Insulin. Das hier sind aber ganz normale Kanülen. Damit kann das ja nicht gehen.“
Also, da hatte ich die Erklärung. Da hatte die doofe Apotheke doch die falschen Kanülen rausgegeben und ich hab mich dann zu Hause bei meinem Sohn voll blamiert. Voll gemein, diese
Apotheke!
Mit anderen Kanülen und neuem Mut ging ich wieder nach Hause. Von nun an klappte das mit dem Pieksen wieder. Aber mein Sohn konnte sich kein zweites Mal überwinden, um mir zuzuschauen. Der war noch vom letzten Mal so geschockt, dass er noch heute, 15 Jahre später, manchmal davon spricht. Und immer noch Angst vor Spritzen hat. (Auch wenn er es natürlich nicht zugeben kann)
:-)
So, das war es erst einmal für heute. Und morgen:
Warum ich einen Monat später schon
wieder nur knapp dem Tod entkam...
Ich wünsche euch allen da draußen noch einen schönen Abend
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen