Die Ausrüstung
Nachdem nun so im Groben die Route feststand, musste ich mir überlegen, wie ich sie ablaufen wollte. Da ich ja gesundheitlich nicht ganz so fit bin, wollte ich mir das Laufen so einfach wie möglich machen. Und dazu gehört, mein Gepäck nicht den ganzen Tag auf dem Rücken mit mir herumzuschleppen. Also musste eine gute Lösung her.
Als erstes kam mir mein "Einkaufswagen" in den Sinn. Schon seit einiger Zeit verwende ich einen sogenannten Hundewagen für meine Einkäufe. Der sieht aus wie ein
traditioneller Sport-Kinderwagen, nur eben mit einer Wanne anstelle des Kindersitzes. Einst wegen meinem zunehmend älter und vor allem gebrechlicher werdenden Hund gekauft, hatte er nach dessen Tod eigentlich ausgedient. Anfangs stand der Buggy ungenutzt im Flur, bis ich dann irgendwann meine leeren Pfandflaschen bis zur Abgabe darin lagerte. Kurze Zeit später entschloss ich mich, nicht nur die Tasche mit den Flaschen zu greifen und zum Discounter zu gehen, sondern aus praktischen Gründen gleich den Wagen zu verwenden. Und seit diesem Tag benutze ich den Hundebuggy für fast jeden Einkauf. Die Vorteile liegen klar
auf der Hand: Ich muss keinen Chip oder Euro raussuchen, vermeide anschließend das Anfassen eines begrabbelt verkeimten Supermarkt Einkaufswagens und brauche letztendlich auch nichts Schweres mehr nach Hause zu schleppen. Selbst zu Zeiten von Corona, in denen man den Supermarkt nur mit Maske und Einkaufswagen betreten durfte, wurde mein Hundebuggy als ein solcher akzeptiert. Bequemer geht einkaufen nicht. Es lag also nichts näher, als diesen - oder einen vergleichbaren, vielleicht etwas strapazierfähigeren - Wagen mit auf meinen Papschi Gedenklauf mitzunehmen. Mein gesamten Gepäck passt da hinein und ich kann es so
bequem vor mir her schieben. Besser, als wenn ich zum Beispiel einen Trolly hinter mir her zottele. (Ein Gedanke, den ich aber schnell wieder verwarf. Ich möchte gar nicht an meinen Rücken denken, wenn ich tage- beziehungsweise wochenlang mein Gepäck so transportiere und meine Muskulatur recht einseitig beanspruche.) Aber einen kleinen Wagen vor mir herschieben, diese Idee gefiel mir. Das könnte ich mir auch über meinem etwas längeren "Spaziergang" vorstellen. Und sollte ich, was hoffentlich nicht passiert, kurze Strecken mit den Öffentlichen fahren müssen (schließlich möchte ich ja wandern, nicht reisen), so darf der
Wagen umsonst mit.
An anderen Tagen tendierte ich mehr zu einem Fahrrad als Wegbegleiter und hauptsächlich als Packesel. Der große Vorteil ist, dass ich so auch kleine Teilstrecken schneller und bequemer zurücklegen kann. Wenn mich der Weg zum Beispiel an einer Bundesstraße entlangführt... Oder wenn es regnet... Oder wenn ich kaputt bin und nicht mehr laufen mag. In solchen Fällen ist es vielleicht nicht schlecht, noch kurze Strecken mit dem Rad zurücklegen zu können. Hinzu kommt, dass meine mich begleitende Kinder ja schneller zu Fuß sind und ich sie nicht die ganze Zeit über
bremsen möchte. Vielleicht nicht schlecht, dann ab und zu mal langsam neben ihnen herfahren zu können. Das Fahrrad wurde in meinen Überlegungen zu meinem Favoriten.
Stellt sich nur noch die Frage, welche Art von Fahrrad es sein sollte. Auf alle Fälle klein, idealerweise ein Klappfahrrad mit 20 Zoll Reifen. Denn auch die dürfen in manchen Bundesländern in Bussen und Bahnen kostenfrei mitfahren. Und in den übrigen Landstrichen wird das Fahrrad eben kurzerhand zusammengeklappt und zählt dann, wie auch Kinderwagen, als Gepäckstück. Da ich meine Reise ja nicht
als Fahrradtour durchführen möchte, genügt solch ein Minifahrrad. Schließlich wollte ich den Papschi Gedenklauf ja gehen. Das Fahrrad sollte eigentlich ja nur mein Gepäck transportieren. Also hauptsächlich. :-) Minifahrrad ist also hervorragend geeignet, vorausgesetzt, es ist ein hochwertiges Modell und hat eine möglichst hohe zugelassene Traglast. Denn wenn ich inklusive Gepäck darauf hin und wieder kleine Strecken fahren möchte, sollte es mehr als nur 100 kg ohne Schäden meistern können.
Nachdem feststand, welche Größe mein Fahrrad haben soll, galt meine nächste
Überlegung, ob es ein herkömmliches Modell sein sollte, oder eher eines von diesen modernen E-Bikes. Die Verlockung war groß, schließlich fährt es sich so völlig stressfrei und selbst Anhöhen sind mit motorisierter Unterstützung ohne Anstrengung zu meistern. Andererseits wusste ich, dass dann die Verlockung viel zu groß ist und ich immer häufiger den leichteren Weg nehme. Sprich, mich bequem von meinem neuen Fahrrad durch die Gegend kutschieren lasse. Das wäre aber nicht im Sinne meines Plans. Ein wenig Mühen sollte der Papschi Gedenklauf schon machen, fand ich. Sonst könnte ich ja gleich mit dem Auto fahren. Außerdem
ist ein E-Bike ziemlich teuer in der Anschaffung, ein herkömmliches Klapprad jedoch nicht. Andererseits hatte ich das Geld gespart (auch wenn ich es gerne weiterhin für die Wanderung aufgespart hätte). Und ich werde nicht jünger, irgendwann wird mir das Radfahren zu beschwerlich. Mit einem E-Bike wäre ich länger mobil. So ein Kauf wäre eine Anschaffung für´s Leben, na ja, oder für viele Jahre. Ein einzig mit eigener Muskelkraft betriebenes Gefährt müsste ich vielleicht schon nach einigen Jahren gegen ein motorisiertes Fahrrad austauschen. Das wäre auf lange Sicht gesehen ein doppelter Kauf, auch wenn ich momentan sparen würde. Die
Entscheidung war echt schwer. Und selbst nach Wochen kam ich zu keinem Resultat.
In der Zwischenzeit schaute ich mich im Internet immer wieder nach verschiedenen Modellen beider Ausführungen um. Vielleicht würde mir das die Kaufentscheidung erleichtern. Letztendlich half mir der Zufall. Obwohl ich mein Leben lang nicht wirklich an den Zufall glaubte. Und es auch heute noch nicht mache. Lange Rede, kurzer Sinn. Bei den Kleinanzeigen fand ich eine Anzeige für ein Klappfahrrad, welche mich sofort faszinierte und in den Bann zog. Hier verkaufte doch
tatsächlich ein Rentner im Nachbarbezirk ein wirklich gutes Fahrrad der Firma Performance. Recherchen im Internet zeigten, dass es neu ab 360 Euro kostete. Ganz schön viel, besonders, weil es nicht motorisiert war. Die vergleichbaren Modelle der Konkurrenz gab es schon für 100 Euro. Allesamt gebraucht, aber sehr gut bis neuwertig. Und dieser hier (ich glaubte meinen Augen kaum) war neu und sollte nur 160 Euro kosten. Und das auch noch in meiner Lieblingsfarbe. Wo war denn hier bitteschön der Haken? Es musste doch einen geben. Niemand, der noch halbwegs klar im Kopf war, würde ein neues Rad fast verschenken. Oder handelte es sich hier um einen
Schreibfehler? Skeptisch hinterließ ich beim Besitzer eine Nachricht.
Nur kurze Zeit später erhielt ich eine Antwort. Letztendlich stellte sich heraus, dass der Rentner sich vor 2 Jahren dieses Bike gekauft hatte und es in den Keller stellte. Bevor er jedoch damit fahren konnte, verletzte er sich das Knie, was zur Folge hatte, dass er nicht mehr Radfahren konnte. Selbst nach der OP erholte sich das Knie nie mehr vollständig. Daher wollte er sich einen E-Tretroller kaufen. Denn auf diesen Dingern kann man stehen und sich weiter mobil fortbewegen, ohne das verletzte Knie beugen zu müssen. Für den
Kaufpreis fehlten ihm noch genau 160 Euro... und die wollte er nun für das nagelneue Klappfahrrad haben. Sein Pech - aber mein Glück. Ich vereinbarte noch am gleichen Nachmittag einen Termin und holte mein neues Fahrrad ab. Mein hoffentlich treuer Wegbegleiter und "Packesel" für den Papschi Gedenklauf war gefunden.