Kurzgeschichte
Heimkehr

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"Heimkehr"
Veröffentlicht am 14. November 2021, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

1953 wurde ich in Husum geboren. Ich bin an der Nordsee und in Frankfurt aufgewachsen. Meine große Leidenschaft sind die Literatur und das Schreiben. Zahlreiche Gedichte und Geschichten von mir haben in Anthologien und Gemeinschaftsbüchern ihren Platz gefunden. Seit zehn Jahren schreibe ich Romane, von denen bislang sieben veröffentlicht wurden. In meinen Büchern zeichne ich menschliche Grenzsituationen, die immer von einem Funken Hoffnung ...
Heimkehr

Heimkehr

Heimkehr

Nach der langen Fahrt hat mich der Zug auf dem fast verlassenen Bahnsteig ausgespuckt. Niemand sonst ist ausgestiegen. Alles scheint mir fremd. So viele Jahre sind vergangen. Nach den ersten Atemzügen spüre ich die Kälte, die mich einzuhüllen scheint. Die Bahnhofsuhr zeigt den späten Nachmittag an, nicht mehr lange und es wird dunkel. Ich muss mich beeilen, denn der einsame Weg über die Felder ist nicht beleuchtet. Ich verlasse das Bahnhofsgebäude, schaue mich um. Der fahle Himmel und die fast durchsichtige Sonne spiegeln nicht einmal den Eindruck von

Wärme. Ein eisiger Wind treibt Schnee über die Straße. Den langen Weg nach Hause vor mir, laufe ich vorbei an wenigen Menschen ohne Gesichter, sie haben die in Schals verborgen, wollen dem Frost entfliehen und in die Wärme zurückkehren. Kälte wächst hinein in mein Inneres. Eisnadeln prägen mir Furcht auf die Haut. War ich zu lange weg? Wirst du da sein? Immer stärker legen sich die bangen Fragen um mein Herz. Ich lasse den Ort hinter mir. Hier draußen im Freien greift die Kälte noch unbarmherziger zu. Der Frost lässt die Felder schweigen, die

Bäume ächzen, Gräser recken sich empor, gepudert mit weißem Schimmer. Krähen hocken in den schwarzen Furchen des Ackers, bewegen sich kaum. Ich folge den Fußspuren im Schnee, die unveränderlich scheinen, als seien sie für die Ewigkeit. Wer mag hier gelaufen sein? Vor Tagen vielleicht, als der Frost noch gnädig war. Wie schön wäre es, wenn diese Spuren zu mir führten. Und zu dir. Ich höre das Knirschen, wenn meine Schritte zu fest in den harten Schnee stapfen. Es ist nicht einfach, eine zweite Spur in den gefrorenen Boden zu brennen,sie fällt kleiner aus, unbedeutender. Aber auch sie wird Bestand haben, eine Weile vielleicht,

wenn der Frost noch länger seinen Atem darüberlegt. Dann die ersten Häuser des Dorfes. Geduckt scheinen sie die Straße zu säumen. An den Fenstern Alpenveilchen und Spitzengardinen. Wie damals. Tannen, schwer und dunkel, wachsen hinaus über die Dächer. Jetzt, da der Tag sich neigt und die blasse Sonne sich zwischen den Ästen verstecken will, ist Licht in den Mauerritzen gepflanzt, schimmert mit Frostkristallen um die Wette. Gar bald werden sich die Häuser in ihr Nachtgewand kleiden. Kaum ein Mensch ist zu sehen. Nur die alte Frau kratzt mit der viel zu großen Schaufel Eisplacken vom Gartenweg. Das

Wolltuch umhüllt den Kopf, rote Apfelbäckchen leuchten mir entgegen. Sie lächelt. Wenige Schritte noch und ich sehe das Haus mit dem Reetdach, fest in erstarrter Natur. Vertraut. Mein Herz pocht vor Freude. Du stehst in der offenen Tür mit ausgestreckten Armen. Wärme durchflutet mich. Endlich. Ich bin daheim.

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Text. Enya Kummer
Cover/Bildnachweis: Pixabay

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Hörbuch

Über den Autor

Enya2853
1953 wurde ich in Husum geboren. Ich bin an der Nordsee und in Frankfurt aufgewachsen. Meine große Leidenschaft sind die Literatur und das Schreiben. Zahlreiche Gedichte und Geschichten von mir haben in Anthologien und Gemeinschaftsbüchern ihren Platz gefunden. Seit zehn Jahren schreibe ich Romane, von denen bislang sieben veröffentlicht wurden. In meinen Büchern zeichne ich menschliche Grenzsituationen, die immer von einem Funken Hoffnung begleitet werden. Letztes Jahr wurde mein erstes autobiografisches Werk veröffentlicht: Wenn der Raps blüht.
Zurzeit arbeite ich an der Fortsetzung. Arbeitstitel: Storchenjahre.
Ich habe Mathematik, Psychologie und Pädagogik studiert und war im Bildungsbereich tätig.
Inzwischen genieße ich das Rentendasein und die Beschäftigung mit meinen Enkelkindern. Ich bin außerdem als Lektorin und Korrektorin tätig.

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Valerina Da durchflutet auch mich die Wärme,
endlich angekommen zu sein.
Wieder daheim ...
Hab ich doch ein wenig mit dir gezittert, nicht nur der Kälte wegen,
sondern, dass das Haus verlassen sein könnte.

Du siehst deine wundervolle Erzählung hat meine Fantasie wachsen lassen. Aber nun ist alles gut,
ausgestreckte Arme heißen ein wohliges Willkommen :-)

Das hab ich sehr gern gelesen!

Lieber Gruß
Valeri
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Liebe Valeri,
von Herzen Dank für deine wärmenden Worte. Es freut mich, dass dir diese kleine Erzählung gefällt.
Hab einen schönen Abend.
Lieben Gruß
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
derdilettant Bildhaft geschildert! Gefällt mir richtig gut.
LG
Alan
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Merci, Alan, das freut mich.
Hab es gut.
LG
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Liebe Enya, für mich hast du wundervolle Worte gefunden. Worte um der Sehnsucht Ausdruck zu verleihen, erwartet zu werden. Wunschdenken!
Meine Interpretation, lächel.
Sei ganz lieb gegrüsst
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Ich danke dir sehr, liebe Theresia für deine Worte. Ja, deine Interpretation trifft es.
Hab einen schönen Tag.
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Drehpunkt Ja gut als Krimi wirds wohl keinen Erfolg haben. Aber durchaus mit Fleissarbeit sich was dazuverdienen.
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Lach, ich muss und will nichts verdienen.
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Gott sei Dank, ein gutes Ende. Er war da. Ich habe mit dir gezittert auf diesem langen eisigem Weg. Wunderschön geschrieben! Aber so kennt man dich ja. Ganz liebe Grüße zu dir und einen schönen Wochenanfang Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Liebe Brigitte, ganz lieben Dank für deinen schönen Kommentar. Ich freue mich sehr.
Komm auch du gut in die neue Woche.
Liebe Grüße
Enya
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