Mehr als nur eine Geistergeschicht
So, da bin ich wieder, in alter Frische. Tja, wenn draußen die Sonne scheint, bin ich doch gleich wieder viel entspannter und gut gelaunt. Auch wenn ich heute den ganzen Tag schon ein komisches Gefühl habe, so als ob irgendwas passieren wird. Ich werde in den nächsten Tagen sehen, ob mich hier wieder meine Intuition vorwarnt. Leider kann ich mich häufig auf mein Gefühl verlassen. Die Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass ich eine Art Gespür entwickelt habe, wenn es um Geschehnisse meiner Liebsten und mir geht. Meist ist es aber etwas
Negatives, daher bin ich nicht stolz darauf. Ein paar Beispiele:
Nach meiner Lehrzeit hatte ich eine Arbeitsstelle in der Landwirtschaft. Meine beste Freundin war damals Erika aus dem Nachbardorf, eine junge Frau im gleichen Alter und sie war zur gleichen Zeit schwanger wie ich. Ihr Entbindungstermin lag allerdings rund 3 Monate vor meinem, mitten im Winter. Eines Nachts träumte ich, dass bei Erika die Wehen eingesetzt hatten und ich mit ihr im Dunkeln durch das Dorf geirrt sind. Alle Fenster waren hell erleuchtet, aber niemand machte uns auf. Egal, wie sehr wir auch gegen die Tür trommelten.
Es lag überall kniehoher Schnee und es war bitterkalt. (Damals lag wirklich etwas Schnee, aber wie in unseren Breiten üblich, nicht wirklich viel). Irgendwann half ich Erika in einem Gebüsch, ihr Kind zu bekommen. Damit endete der Traum und er war so intensiv, dass ich ihn bis heute nicht vergessen habe.
An dieser Stelle sollte ich für die jüngeren Leser vielleicht erklären, dass es damals noch keine Handys gab und in der DDR und dazu noch auf dm Land auch keine Hausanschlüsse üblich waren. Einzig die Poststelle verfügte in unseren Dörfern über ein Diensttelefon, welches,
allerdings nur im Notfall, benutzt werden konnte. Ich hatte also nicht die Möglichkeit, mit Erika zu sprechen.
Drei Tage später, es war ein Freitag, traf ich zufällig den Schwiegervater meiner Freundin im Konsum. Der erzählte mir, dass Erika vor drei Tagen abends ihr Kind bekommen hätte und das bei einer nicht geplanten Hausgeburt. Der Grund war, dass die Über-Land-verlegte Telefonleitung wegen eines herab gestürzten Astes kaputt war. Den Krankenwagen anrufen war also nicht. Da auch nur zwei Leute im Ort ein Auto besaßen, von dem der eine im Urlaub und der andere an dem Abend volltrunken
war, konnte Erika auch nicht die 12 km zum nächsten Krankenhaus gefahren werden. So bekam sie ihr Kind letztendlich zu Hause, auf dem Sofa. Aber alles ging gut. Mutter und Kind wohlauf. Und irgendwie hatte ich davon geträumt. Das war meine erste Erfahrung mit meinem Gespür. Und es sollte nicht die Einzige bleiben.
Das letzte Mal hatte ich vor ein paar Jahren so eine Ahnung. Ich hatte meinen Hund in ein Pfötchenhotel gebracht, da mein Papa allergisch reagierte und mit mir noch einmal in den Harz fahren wollte. Den Ort, den ich auch bei meinem geplanten Papschi Gedenklauf
ansteuern möchte, um die Flusskiesel einzusammeln. Wer meinen Blog aufmerksam liest, weiß, von was eben die Rede war. :-)
Na jedenfalls träumte ich in der ersten Nacht, dass es einen Festumzug in dem Ort gab, in dem mein Hund untergebracht war und er die ganze Zeit ängstlich zwischen den vielen Beinen herumirrte. Dieser Traum war kurz und intensiv, aber er machte mir Angst. Ich meinte zu meinem Papa am nächsten Morgen, dass ich in der Hundepension anrufen muss, weil irgendwas passiert ist. Aber er beruhigte mich und meinte, wenn was Schlimmes wäre, hätten sie mich
kontaktiert. Was ja eigentlich auch stimmte. Wir verbrachten ein paar schöne Tage im Harz und nach 10 Tagen fuhr ich mit klopfendem Herzen, um meinen Hund wieder abzuholen. Der kam mir freudestrahlend entgegen und sprang an mir hoch. Hatte mich mein Gefühl also getrogen. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Doch dann erzählte mir die Hundesitterin, dass Fox, so hieß mein Hund, am ersten Abend ausgebüchst ist und erst durch den Ort und anschließend auf der Suche nach mir auf den umliegenden Feldern herumirrte. Da er sich nicht anlocken ließ, wurde fast der ganze Ort rekrutiert und rannte hinter meinem Hund hinterher, um ihn wieder
einzufangen. Dabei führte die Jagd auch durch das ganze Dorf, ehe man ihn in einen Garten treiben und wieder einfangen konnte.
Ich muss dazu sagen, dass mein Hund damals schon 10 Jahre alt war und ich ihn nie in seinem Leben irgendwohin gegeben hatte. Er war immer in meiner Nähe oder zumindest in unserem Zuhause. Er kannte diese Situation also nicht und war entsprechend verängstigt. Deshalb ließ er sich auch nicht ohne Weiteres anlocken und einfangen. Fox hatte einfach nur Panik und wollte zurück zu mir. Und ich hatte das rund 300 km entfernt gespürt. Irgendwie. Ich
glaube absolut nicht an Wahrsagerei und deshalb kennen diese Teile aus meiner Vergangenheit auch nur die engsten Familienmitglieder – bis jetzt. Weil es mir selber komisch vorkommt. Aber das sind wahre Begebenheiten. Und von denen gibt es noch weitere, die ich euch zu gegebener Zeit hier erzählen kann. Wenn ihr da Interesse habt.
Für heute ist es aber erst einmal genug geschnackt.
Ich wünsche euch allen da draußen noch einen schönen Abend
… und passt auf euch auf.
Euer vagabundinchen