Unbarmherzig knallte die Sonne vom Himmel herab. Es versprach wieder sehr heiß zu werden heute. Marion räumte den Frühstückstisch ab und blickte etwas skeptisch auf ihr Rosenbeet. Würden die wohl bis heute Abend durchhalten, oder sollte sie ihnen lieber noch etwas Wasser
zukommen lassen. ---- Aber diese Frage erübrigte sich, denn da kam ihr schon Rolf entgegen mit einer großen Kanne. Sie wunderte sich immer wieder, wie es kam, dass Rolf ihre Gedanken lesen konnte. Sie waren nun seit 7 Jahren ein Paar und sie musste zugeben, dass es nicht immer einfach war. Als sie sich kennenlernten, sahen beide eine CHANCE
ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben . Sie hatten ja nichts zu verlieren und es war ja eigentlich kein RISIKO dabei. Doch beide waren doch weit über 70 und da war es wirklich nicht einfach, zwei schon fast gelebte Leben so zu vereinen, dass es für Beide von Nutzen war Sie wussten ja, dass es ohne KOMPROMISSE nicht gehen würde, doch manchmal war es wirklich sehr schwer. - Marion seufzte. - Und dann gab es wieder diese Momente , dass sie dankbar war ihn zu haben. Er war immer da, wenn sie HILFE brauchte, war ein Mensch mit VERANTWORTUNG , war immer auf die Minute pünktlich und sie FREUTE sich, dass er mit dachte und oft
ihre Gedanken erriet. Aber das Beste war, sie hatten beide ein großes Hobby, den Garten. Sie musste sich eingestehen, dass der Garten eigentlich das war, was sie immer wieder nach Streitigkeiten zusammen führte. Es war ein wunderschönes Grundstück mit einem kleinen Hozhäuschen fern der Stadt an einem kleinen Fluß gelegen. Hier verbrachten sie meist den ganzen Sommer. Als sie ihn hier das erste Mal besuchte, war es noch sehr dürftig mit den Blumen bestellt. Auf ihre Bitten hin durfte sie sich ein wunderschönes Blumenbeet anlegen, Rosen und Bäume wurden gepflanzt, ein Kräutergarten angelegt, und mit der Zeit hatte dieser
Garten sich in ein kleines traumhaftes Paradies verwandelt.
Das einzige Problem, dass immer wieder auftauchte war seine Familie. Eigentlich hatte sie nie Schwierigkeiten, mit anderen Menschen klar zu kommen, doch einer seiner Söhne ließ keine Möglichkeit aus, sie immer zu provozieren. Dabei gab sie sich doch so viel Mühe, alle zufrieden zu stellen. Und wenn die Familie da war , war Rolf verändert. Er benahm sich wie ein Fremder für sie. Alles was die Söhne sagten, war für ihn Heiligtum. Und ihre eigene Meinung galt in deren Gegenwart fast gar nichts mehr. Wenn sie ihn später daraufhin ansprach, reagierte er wie eine Mimose, drehte sich
um, fuhr nach Hause und ließ sich ein paar Tage lang nicht mehr sehen. So langsam sah sie es schon als eine BEDROHUNG an.
Immer, wenn sie etwas Negatives über seine Familie sagte, bestrafte er sie mit seinem Fortgehen. Manchmal verstand sie sich selbst nicht mehr. Warum machte sie das eigentlich immer noch mit ?
Marion scheuchte die trüben Gedanken fort. Nein, sie wollte wirklich nicht schwarzsehen. Denn heute war auch wieder so ein Tag, an dem die Familie sich angesagt hatte. Sie nahm sich fest vor, diesmal keinen Ärger aufkommen zu lassen. Denn sie wollten Rolf ja sein
vorgezogenes Geburtstagsgeschenk überbringen. Rolf hatte ihr verraten, dass er sich von ihnen einen neuen Sonnenschirm gewünscht hatte. Der alte , den sie als Einstand vor 7 Jahren mit hierher gebracht hatte, ein wunderschönes handbemaltes Stück aus Thailand, war jetzt nach gut 20 Jahren Gebrauch doch schon sehr unansehnlich geworden. Und so wollte auch sie sich auf den neuen Schirm freuen. Sie war schon ganz gespannt und vertraute dem guten Geschmack der Söhne. Doch nun wartete auch auf sie noch eine Menge Arbeit. Sie musste ja das Mittagessen für 6 Personen noch fertigstellen. Da sie wusste, dass diese ihre Rinderrouladen
bevorzugten, hatte sie selbstverständlich genau diese vorbereitet. Und als ob Rolf ihre Gedanken erraten hatte, fragte er, ob er ihr bei den Vorbereitungen für das Mittagessen helfen sollte. DANKEND lehnte sie ab, denn für ihn gab es noch genug zu tun. Denn er legte, wenn die Kinder kamen, immer großen Wert darauf, dass alles tiptop und vor allem der Rasen akkurat gemäht war.
Und so war sie nach 2 Stunden auch bereit, allen Widrigkeiten frohgemut ins Auge zu sehen.
Und da waren sie , die Familie ! Allen voran Klaus- Dieter ! Warum musste der sich eigentlich immer so DARSTELLEN ? Seine Stimme hörte man schon von
weitem.
Marion setzte ihr nettestes Lächeln auf. Nein, keine bösen Gedanken haben! Und was trugen sie vor sich her? Ein Ungetüm von Schirm ! Und dazu fast Schwarz. Marion erinnerte sich, dass sie mal mit Rolf im Baumarkt vor solch einem Monster gestanden , und gesagt hatten, dass sie solch ein dunkles Ding nie in ihrem hellen freundlichem Garten haben wollten. Der nahm ihnen ja jedes LICHT. Sie guckte Rolf an. Der aber verzog keine Miene.
„Na Opa, gefällt er dir?“ Sie konnte sich nie daran gewöhnen, dass seine Kinder ihn Opa nannten. Aber auch da hielt er ihr entgegen, dass es es gut fände. Jetzt
war Marion gespannt auf die Reaktion von Rolf. Was würde er wohl über dieses Monster sagen.? Jetzt musste er doch wohl fragen, ob man den in eine andere Farbe umtauschen könnte!
Los Rolf, nun sag schon was !
Rolf strahlte seine Söhne an . „Na , der ist ja toll! Und so groß!
Den habt ihr ja gut ausgesucht!
Beifallheischend drehte er sich zu Marion um.
Die aber war in eine wohltuende Ohnmacht gesunken.