Journalismus & Glosse
Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 11

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"Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 11"
Veröffentlicht am 10. Oktober 2021, 10 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
© Umschlag Bildmaterial: lynx, "Subway", http://piqs.de/fotos/129687.html
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Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 11

Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 11

Seilbahn überm Flachland und dann etwas ekeln

Zuerst gab es hier den Chinesischen Garten, einen Park und einen langen baumlosen Weg. Heute, zwanzig Jahre später, vermag das endlose Areal der „Gärten der Welt“ in Marzahn/Hellers-dorf Beine und Augen der Besucher mit seiner floralen und internationalen Vielfalt durchaus zu erschöpfen. Von der richtigen Seite anreisend, trägt einen eine geräuschlose Gondelbahn über einen, na ja, Hügel in die „Gärten“. Hier könnte man gut Biene sein. Oder Rentner mit Jahreskarte. Anschließend zu Tieren. Das „Disgusting

Food Museum“ verspricht – man kommt ja doch hinters Englische – „ekelhafte Nahrung“ zu präsentieren. Was natürlich eine Frage von Tradition und Erziehung ist, denn warum lehnen wir Meer-schweinchenbraten ab, mögen aber die ebenso kuschligen Kaninchen durchaus auf dem Teller? Ein Rundgang läßt ahnen, so ziemlich jede Tierart wird irgendwo auf der Welt verzehrt: Hund, Schlange, Frosch, Maden, … Geröstete Heuschrecken darf man dann am Ausgang kosten: nussig und nicht übel, vielleicht sogar eine Nahrungsquelle der Zukunft. Wirklich ekelhaft bleiben aber die kurzen Filme in Erinnerung, die zeigen, wie Menschen so mit Tieren umgehen.

Gänsehälse werden noch immer ge-waltsam mittels langer Metallröhren gestopft. Schweine liegen im Stall aus Platzmangel übereinander. Die Teile eines lebendig zerhackten Oktopus zappeln auf dem Teller. Und … ich hör schon auf.

Konsumverzicht und dann angestrengt suchen

In der Einkaufsmeile am östlichen Berliner Stadtring sucht man die ge-wohnten Wegweiser vergeblich. Statt-dessen muß das Smartphone einen QR-Code einlesen, auf dessen kleine Scheibe dann das Internet die benötigte Übersicht liefert. Menschen ohne bunte Smarties begeben sich halt auf eine längere Suche. Luca Corona, Bezahlen, interaktive Museen, Schatzsuche … Ja, so ein Gerät ist sehr nützlich. Immer seltener aber verbleibt die Kirche im Dorf, immer öfter wird grob vorausgesetzt, ein jeder habe das, was man selbst gewohnt ist zu

benutzen. Wer auf dem Flughafengelände Tempel-hof die europaweite Ausstellung „Diversity United“ von 90 beteiligten Künstlern sehen möchte, wird als Auto-fahrer durch Fahnen und Schilder gut hingeführt. Wer indes zu Fuß von der U-Bahn kommt, findet nach längerer Wanderung im riesigen Areal zwar die Ausstellungs-halle, kann deren Eingang aber nur von oben betrachten, denn der einzige öffentliche Zugang zweigt unten von der umgebenden Straße ab. Ein Hinweisschild am Hauptgebäude und gleich draußen an den berühmten „Fingern“, dieser kleine Service war

niemandem eingefallen.

Wagemut und dann herrlich träumen

Im Kaufhaus am Alex schwenkt ein großer Saurier Kopf und Schwanz und fletscht böse seine zahlreichen Zähne. Ein Dackel hockt davor und bellt nach oben zum bösen Gesicht und bellt und findet keine Ruhe. Vielleicht träumt Hundchen heute davon, wie es das Untier so eingeschüchtert hat, daß dieses keinen Angriff wagte. © 2021 Brubeckfan

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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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HarryAltona Immer wieder herrlich diese Einblicke ins Berliner Leben mit seinen kleinen und großen Kuriositäten, den möglichen Unmöglichkeiten, und dem Brehm ´schen Tierleben.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Siehste, ne Gondelbahn hat Altona nicht zu bieten, wa?
Es dankt Dir vielmals
Gerd
und singt
Come back, please Harry why don't you come back...
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Danke für diese nette Berlinbeschreibung. War ja 2012 das letzte Mal da und das auch noch ohne einen Pfennig in der Tasche, denn mein "Geldsack" lag zu Hause. Aber mit dem Smartphone irgendwohin finden, würde auch bei mir nicht klappen, weil meines keinen QR-Code einlesen kann, oder ich habe einfach keine Ahnung mit dem Ding umzugehen, liebe allerdings die Dinger sowieso nicht besonders, wenn ich die vielen Menschen sehe, bei denen das gute Stück schon in der Hand festgewachsen scheint.
Hab´s aber dennoch mit Vergnügen gelesen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Bärbel, herzlichen Dank!
Immer mal drängt es halt den Flaneur in mir zur Schilderung von Kleinigkeiten, die ja Prinzipiellem entsprechen.
Ohne Geld? Bei mir hättste Kredit gekriegt, Mönsch. Mindestens.

Nun sind wir alle gespannt, ob die Ampelmännchen und -frauchen wirklich die neue Regierung zusammen mit dem Nikolausstiefel herausstellen.

Viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Mir sind die sog. Kleinigkeiten lieber, als aller Größenwahn. Dass ich ohne einen Pfennig in der Tasche nach Berlin gedüst bin, dazu habe ich auch eine kurze Geschichte veröffentlich. Weiß nicht, ob Du sie schon mal gelesen hast. Wenn Du Lust hast, hier ist sie: https://www.mystorys.de/b76431-Biografien-und-Erinnerungen-Ohne-Geld-.htm

Viele Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Deine Reise ist 9 jahre her, da kann ich Alter nicht mehr sagen, ob ich das Buch damals las.
Aber ich verstand heute hier sofort, daß Du mit "Geldsack" nicht deinen angetrauten Daheimgebliebenen meintest.
Hihi,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
baesta :o))
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Gerd,
ich hatte schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt, Berlin einen Besuch abzustatten. Doch seit Du alles Wichtige, was dort geschieht, bestens und wahrheitsgemäß noch dazu beschreibst (so wie auch diesmal), kann ich darauf verzichten.

Liebe Grüße und Dankeschön fürs Lesevergnügen,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Lachend ... Na na ... Aber warte besser noch etwas, bis Corona verduftet ist. Z.Z. hat jedes kulturelle Haus so eigene Zutrittsregelungen, das ist etwas anstrengend.
Aber dann: Sehen wir uns in einem Brauhaus oder einem Weintempel hier? Oder in einer Cocktailbar, die mal Apotheke war und deren Tresen und Flaschen weiter nutzt?

Gruß + Dank,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

BTW, leeven Jrades, aus wie vielen Kapitalen haste denn dein Intro jebastelt? Paris, Rom,...?

UND WO BLEIBT MEIN TROJA???
grollt
Cassy

Han isch do Kölle jesinn, dä Dom?
Vor langer Zeit - Antworten
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