Vorwort
Nach lĂ€ngerer Zeit bin ich wieder zurĂŒck.Das hier ist noch ein Kapitel von "Der Sturm", einer an die RealitĂ€t angelehnte ErzĂ€hlung.Dieser Teil spielt noch in der Zeit wo der Lockdown war, ist aber einleitend fĂŒr die Fortsetzung, bei der es dann mehr um die aktuelle Situation geht. Viel SpaĂ! :)
Julian
Neuanfang
Lea wusste nicht, wer nach ihr gerufen hatte, doch wie sie schnell erkannte, war nicht sie selbst gemeint gewesen sondern eine junge Frau vor ihr, die zufÀlligerweise den gleichen Namen trug. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, dass es hier gott sei dank doch niemanden gab, der sie zu kennen schien. Jetzt bemerkte sie auch, dass vorbeigehende Leute sie anstarrten, weil sie ihre Maske nicht trug, aber es interessierte sie nicht. Sie hatte noch ein paar komische Masken mit Hanfsymbol einstecken, aber das wÀre
nicht weniger auffĂ€llig. Ihr Handy fing an zu klingeln, doch sie wollte noch nicht nachhause und eine Textnachricht spĂ€ter an ihre Freundin hatte sie es wieder eingesteckt. Es war Mittag, sonniges Wetter und doch durchfuhr sie ein leichter, kalter Hauch, von dem sie nicht sagen konnte, ob es der Wind oder ihr GemĂŒt war. Eigentlich fĂŒhlte sie auch nichts, keine Emotion die sie irgendwie einordnen konnte. Lea war jetzt weg. Frei. In einer anderen Stadt. Und hoffentlich begann jetzt auch ein anderes Leben.
Nicht weit weg von ihr arbeitete Leas Freundin Sophie in einem Cafe in der
Innenstadt. FrĂŒher mochte sie den Job, aber mittlerweile kamen immer mehr Besoffene her, die defintiv nicht zu dem Klientel gehörten, das auf einen Espresso oder ein StĂŒck Kuchen vorbeikam. Bier gab es dort aber nicht und wenn die Leute es nicht kapierten, wies sie freundlich darauf hin, dass nicht âKneipeâ auf dem Eingangsschild stand. Erst seit dem Lockdown musste sie sich mit dieser Situation herumplagen. So langsam öffnete zwar wieder alles, aber unter so schweren Auflagen, dass es die Menschen unruhig und aggressiv machte, sowohl die Kunden als auch die Ladenbesitzer. Auf eine bevorstehende Impfung schien ebenfalls kaum einer
Lust zu haben, aber in ihrem Freundeskreis fingen schon die ersten an darĂŒber zu reden, wie sie mit Menschen ohne Corona Impfung umzugehen hĂ€tten. Mit bösen GefĂ€hrdern. Superspreadern. Oder wie man sie sonst noch nannte. Es gab Genesene. Getestete. Bald sicher auch viele Geimpfte. Aber keine Gesunden. Mit diesem Gedanken im Kopf ging sie wieder rein ins Cafe, den auf der Terrasse wurde es ihr langsam zu kĂŒhl.
Zur gleichen Zeit und fernab von der Stadt Erfurt war Herr Hase wieder mal im Treppenhaus. Das Gras war verbraucht und er brauchte natĂŒrlich
schnell Nachschub. Von den Jungs waren heute nur zwei da, der andere druckte gerade Corona-Tests fĂŒr seine Kollegen aus, den sie wollten spĂ€ter noch Shisha rauchen gehen. Ein paar Minuten spĂ€ter verlieĂ Herr Hase zufrieden das Treppenhaus. FĂŒr einige Wochen wĂŒrden die Jungs jetzt in Amsterdam sein, doch sie hatten ihm zum âAbschiedâ noch einen Negativ-Test fĂŒr den nĂ€chsten Tag da gelassen. So war der Besuch beim Lieblingsitaliener schon mal sicher. Und das mit der Shishabar könnte er ja auch mal probieren.
Es war jetzt fast Abend und Lea saĂ mittlerweile in einem Restaurant, dem
Pavarotti in Erfurt. Ihre Freundin war auch da und erzĂ€hlte ihr von betrunkenen GĂ€sten. Doch nun war Feierabend, fĂŒr Sophie nur bei der Arbeit aber fĂŒr Lea in ihrer Stadt, denn sie wollte endgĂŒltig hier bleiben. Sie wusste nicht, was noch kam, aber fĂŒr die erste Zeit war zumindest der Ortswechsel die richtige Entscheidung. Heimweh hatte sie keines. Ob es nun der Grasgeruch im Treppenhaus war. Oder die Nachbarin, welche bis heute bestimmt nicht mal ĂŒberlegt hat, ob sie zum Optiker geht, anstatt jedes Mal die falschen Leute im falschen Stockwerk wegen LĂ€rm anzuschreien. All das war erstmal Vergangenheit. Nur eine Maske mit
Hanfsymbol, die auf dem Tisch lag, erinnerte daran. Lea grinste. Der vorbeigehende Kellner grinste. Und auch der Hund am Tisch nebenan grinste.