Kurzgeschichte
Ein Hausmeister wie aus dem Bilderbuch

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"Ein Hausmeister wie aus dem Bilderbuch"
Veröffentlicht am 12. August 2021, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Ein Hausmeister wie aus dem Bilderbuch

Ein Hausmeister wie aus dem Bilderbuch

Früher war in diesem Betonklotz Nachbarschaft ein Fremdwort, viele Nachbarn kannten einander nicht einmal, und einige Male waren ältere Mitbewohner hilflos und einsam in ihren Wohnungen gestorben, ihre Leichen erst nach Monaten von der herbeigerufenen Polizei aufgefunden worden. Doch eine wundersame Veränderung war zu bemerken, seit Mayrhofer hier Hausmeister war. Seither wurde der Müll ordentlich im Container entsorgt, der große Sandkasten war kein Ekel erregendes Hundeklo mehr, Freundlichkeit und Lachen waren in das

ehemals so unpersönliche Hochhaus eingekehrt. Die Kinder liebten ihren Onkel Mayrhofer, denn er erzählte schöne Geschichten. Und Mayrhofer lächelte sanft, wenn wieder eines leblos am Boden lag

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Hörbuch

Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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Friedemann 
Liebe Cassy,
wäre ich in Konstanz zur Schule gegangen und hätte einen Aufsatz oder sonst was fertig schreiben müssen, hätte auch ich - so wie Du - Leerstellen übrig gelassen, um im schönen Bodensee baden oder surfen zu gehen. Soll sich doch der Leser die Geschichte fertig denken, was aber einen Haken hat: Je nach seiner Stimmung führt die Kombination der Textsegmente zu einem glücklichen oder tragischen Ende, dazu noch mit einer Unzahl an Zwischenstufen, wie folgende Überlegung beweist:

Im ersten Absatz (noch ohne Hausmeister) sind für die Handlung 3 Textsegmente relevant (Schlagworte mit V wie vorher):
V1: Hochhaus.
V2: Kein Lachen, weil sich Nachbarn nicht kennen.
V3: Leichen in den Wohnungen.

Im zweiten Absatz (nachdem der Hausmeister mitwirkt) sind 3 Schlagworte von Bedeutung (N wie Nachher):
N1: Müll wird vom Hausmeister im Container entsorgt.
N2. Kinder lernen Lachen (vom Hausmeister).
N3: Kind tot.

In der Kombination der Vorher- mit den Nachher-Textsegmenten ergeben sich fast unzählige frohe und tragische Varianten am Ende, von denen einige per Würfelspiel herausgegriffen werden:
V2xN2: Dank Hausmeister wird im ganzen Haus – nicht nur von Kindern – gelacht.
V1xN3: Kind fiel aus den oberen Stockwerken des Hochhauses vom Balkon oder aus dem Fenster.
V3xN1: Kein Gestank mehr im Haus, da der Hausmeister die Leichen im Container entsorgt.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für Dein ebenso interessantes wie lehrreiches Werk,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Ui, da hast Du eine feine Analyse geliefert, chapeau! BTW, Konstanzer Schule bedeutet Qualitätsuni, auch Klein Harvard am Bodensee.
Aber Du hast natürlich Recht - wir lagen natürlich im Sommersemester sehr oft am See...

Danke für Alles
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
….. Euer Lehrmeister ebenso?
Dann wäre es natürlich kein Wunder, wenn er aus seiner Not eine Tugend machte und die Leerstelle zur literarischen Innovation erhob.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Jaja, die Konstanzer Schule. Sind wir nicht alle einmal durch die Konstanzer Schule gegangen? Alle? Nein, nicht alle! Der Autor dieser Zeilen ist durch die von Handke und Rühmkorf vielgelobte "Peiner Schule" gegangen. Bedeutet: Wenn wir eine Runde Bier bestellt haben, waren wir uns einig, dass wir erst dann nach Hause gehen, wenn das gottverdammte Fass leergetrunken ist. Ja, goldene Zeiten. Wie geht's dem Peter eigentlich? Leidet er immer noch an akuter Hirnverengung? Egal. Ich lese gerade die "Lieblosen Legenden" von Wolfgang Hildesheimer, und ich muss sagen: Der Mann spricht mir aus der kalten Hose!
Was wollte ich hier eigentlich?
Ach ja:
Liebe Grüße,
Wolle Preisendanz
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Ha, der Wole! Wie schön war es, in seinen alten Jahren als junge Spundin in seine Sprechstunde zu gehen und über die aktuelle BuLi und den Feinkostladen in der Rosgartenstraße zu plaudern... où sont les neiges d'antan?
Robbie Jauß dagegen war wenig empathisch, hab deswegen auch meine Staatsarbeit nicht bei ihm, sondern bei Wolle P. geschrieben. Linksversifft und ideologiekritisch. So wie sich das einmal gehörte...

Waaaahnsinn!
LG
Cassy

... äh, die kalte Hose is aber nich seine, gell?
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Meine zu wissen, dass Wolle P. damals in der Jury saß, die dem wunderbaren Paul Celan 1960 den Büchnerpreis zusprach... vielleicht war es aber auch Fritz Martini, müsste ich mal nachschlagen ~~~

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Tja, jeder hat so sein Steckenpferd. Auch wenn ´s gruselt. Hauptsache der Müll ist getrennt.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
So isset, ming Harry! Aber ich muss auch sagen, dass ich immer sehr gelöst bin, wenn ich meine Mülleimer geleert habe und der ganze Siff von den Orange Boys abgeholt wurde~~~

Schönes WE
Cassy
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Brubeckfan ?
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Aspekt meiner deformation professionnelle..
Als Elevin der sogenannten Konstanzer Schule habe ich natürlich literaturtheoretische Modelle aller Arten kennengelernt, u.a. auch das W. Isers:

Die Leerstelle als Grundbegriff der Rezeptionsästhetik wurde vom Anglisten Wolfgang Iser in die Literaturtheorie eingeführt. Iser knüpfte damit an das Konzept der Unbestimmtheitsstellen von dem polnischen Philosophen Roman Ingarden an, grenzt sich zugleich aber deutlich von dessen Ansatz ab.

„Immer dort, wo Textsegmente unvermittelt aneinanderstoßen, sitzen Leerstellen, die die erwartbare Geordnetheit des Textes unterbrechen.“ (Iser: Der Akt des Lesens, S. 302) An diesen Stellen ist der Leser gefordert, denn er muss die Textsegmente in eine Beziehung zueinander setzen.

Sei gegrüsst als impliziter Leser
Cassy vom See

BTW... wieso gibt es auf dem Handy kein Eszett?

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