Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. Keiner von uns beiden ahnte, was noch alles passieren würde.
Ich saß mit Kelly in meinem Zimmer. Sie war nach der Schule mit zu mir gekommen, um das neueste Kreuzworträtsel in der "Bel-Air" zu lösen. Wie immer war der Hauptpreis eine Reise nach Europa.
"Noch sechs Wochen bis zu den Ferien", stöhnte Kelly gerade. "Und dann wieder ein superlangweiliger Sommer zu Hause. Findest Du nicht auch, Samantha?"
Ich merkte direkt, daß meine Freundin es ernst meinte, sonst hätte sie mich nämlich, wie immer, Sam genannt.
"Ach Kelly, sei nicht so trübsinnig. Sieh mal, ich hab das Lösungswort raus, wir schicken es weg und in sieben Wochen sitzen wir im Flugzeug nach Deutschland."
"Komm aus Deiner Traumwelt raus, Sam. Seit zwei Jahren haben wir alle Lösungen losgeschickt und bis jetzt nie was gewonnen, noch nicht mal einen Trostpreis. Und jetzt willst Du gleich den Hauptpreis abräumen? Was hast Du eigentlich im Matheexamen für eine Note ?"
Damit war das Thema für sie erledigt und wir fingen mit den Hausaufgaben an. Doch weiterhin träumte ich von einer Reise nach Europa.
Am nächsten Tag traf ich Kelly in der Mittagspause. Sie kam freudestrahlend auf mich zu und rief:
"Stell Dir vor, was passiert ist. Mike Randall hat mich gerade gefragt, ob ich Freitag mit ihm ins Kino gehe. Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet ?! Was sagst Du dazu Sam ?"
"Na ja Kelly, ich freu mich natürlich für Dich, aber Du weißt ja auch, welchen Ruf Mike hier an der Schule hat. Er ist nur auf eins aus."
Mike Randall war der absolute Schwarm an unserer High-School, aber sobald er ein Mädchen im Bett gehabt hatte, ließ er sie fallen. Und das wollte ich Kelly ersparen. Doch Kelly warf nur trotzig ihr langes blondes Haar in den Nacken und erwiderte:
"Du bist bloß neidisch, weil er Dich nicht gefragt hat, Samantha. Und glaub mir, bei mir wird sich Mike gewaltig ändern."
Ich sagte nichts dazu, denn Kelly hatte einen wunden Punkt getroffen. Obwohl ich mit meinen kurzen schwarzen Haaren und der Stupsnase eigentlich ganz gut aussah, hatte sich noch kein einziger Junge für mich interessiert. Ich würdigte Kelly keines Blickes mehr und schlich bedrückt nach Hause.
Gerade als ich die Haustür aufschloß, hörte ich das Telefon.
"Ich geh schon, Mom" rief ich und stürzte ins Wohnzimmer.
"Brodie" hechelte ich total außer Puste in den Hörer.
"Mann, Du klingst wie euer Hund" schallte mir Kellys Stimme amüsiert entgegen, um gleich darauf in ernstem Ton hinzuzufügen: "Hey, war nicht so gemeint. Ich wollte mich auch für die Bemerkung heute Mittag entschuldigen. Aber weißt Du, ich lasse es erst gar nicht so weit kommen, daß Mike mich ins Bett lotst. Und demnach wird er mich auch nicht fallen lassen können. Alles klar Sam ?"
"Klar Kelly, schon verziehen. Ich will eben nicht, daß Dir jemand weh tut. Außerdem ist es ja schließlich Deine Sache, mit wem Du wegggehst."
"Samantha, hilf mir bitte beim Tischdecken" rief meine Mutter in dem Moment aus der Küche.
"Kelly, ich kann leider nicht weiter mit Dir telefonieren. Wir sehen uns morgen in der Schule."
"Alles klar, Sam. Denk an das Geschichtsreferat und mach Dir mal Gedanken darüber, was ich am Freitag anziehen soll. Bye !"
Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zu Mom in die Küche, um ihr zu helfen. Danach machte ich meine Hausaufgaben und wartete aufs Abendessen.
Kelly wartet schon vor der Schule auf mich, als ich morgens ankam.
"Heute ist der große Tag und ich hab nichts anzuziehen. Was mach ich bloß ?", jammerte sie. "Mein Gott, Du hast den ganzen Schrank voller Klamotten. Du findest schon was. Wie wär's mit Deiner schwarzen Leggings und der weißen Rüschenbluse ?", beschwichtigte ich sie. "Das ist super ! Danke Sam. Aber jetzt muß ich los. Ich treffe mich mit Mike vor meinem Schließfach. Morgen rufe ich Dich an und erzähl Dir alles." Weg war sie.
Samstagsmorgens klingelte das Telefon. Ich war aber zu faul, mein warmes Bett zu verlassen. Es war schließlich erst neun Uhr.
"Samantha, für Dich. Es ist Kelly." Rief Dad von unten. Ich kletterte aus dem Bett und raste nach unten.
"Hey Kelly, erzähl. Wie war's ? Was hat er gemacht ?"
"Langsam, langsam, laß mich doch erst mal zu Wort kommen. Also: Er hat sich prima mit meinen Eltern verstanden und meiner Mom sogar Blumen mitgebracht. Im Kino ging er dann ein bisschen ran und wollte mit mir rumknutschen."
"Und, hast Du...?" fragte ich.
"Natürlich nicht Sam. Ich habe ihn zwar geküsst, aber dann hab ich direkt klargestellt, daß das erst mal alles war. Er hat es verstanden. Um elf hat er mich nach Hause gebracht und dann ist er gegangen."
"Super Kelly, herzlichen Glückwunsch. Vielleicht schaffst Du es ja, ihn zu ändern. Kommst Du heute mal vorbei ? Mom und ich wollten eventuell backen."
"Nein, tut mir leid Sam, aber Mike wollte heute irgendwann anrufen. Bis Montag, wir sehen uns !"
Etwas enttäuscht legte ich auf und überlegte, wie ich das Wochenende verbringen könnte.
Montag in der Schule war eigentlich alles wie immer. Mit einer Ausnahme: Kelly hing die ganze Zeit mit Mike zusammen und beachtete mich kaum. Ich fühlte mich alleingelassen und verfiel in trübsinnige Gedanken. Seit wir dreizehn waren sind wir jetzt befreundet, schoß es mir durch den Kopf. Und jetzt hat die einen ´nen Freund und schon geht unsere Freundschafr den Bach runter. Aber vielleicht wäre es genauso, wenn ich einen Freund hätte.
"Hey Sam. Erde an Sam !!!"
Ich schreckte aus meinen Gedanken und sah mich um. Es war Kelly, die mich rief.
"Sag mal, träumst Du mit offenen Augen oder redest Du nicht mehr mit mir ?" fragte sie. Sie hatte sich bei Mike eingehakt und strahlte ihn verliebt an.
"Klar rede ich noch mit Dir, aber Du hast Dich doch die ganze Zeit nicht um mich gekümmert, liebe Kelly Stevenson" fauchte ich sie an.
"Babe, ich glaube, Deine Freundin ist heute nicht so gut drauf. Laß uns gehen." Sagte Mike, bevor Kelly noch ein Wort sagen konnte. Sie grinste mich nur entschuldigend an und ging dann mit Mike in die Cafeteria. Ich folgte ihnen, setzte mich jedoch nicht an ihren Tisch. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, daß ich schon bald Gelegenheit haben würde, wieder mit Kelly zusammen zu sein.
Missmutig kam ich zu Hause an und ging in die Küche, um etwas zu essen. Auf dem Tisch lag, wie jeden Mittag, die Post. Diesmal war sogar ein Brief für mich dabei. Erst warf ich nur einen kurzen Blick darauf, aber dann setzte mein Herz einen Schlag aus. Der Brief kam nämlich von der Redaktion des "Bel-Air". Wow, dachte ich, bestimmt irgendein Trostpreis. Doch als ich den Brief aufmachte, musste ich mich erst mal setzen:
Liebes Fräulein Brodie !
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, daß Sie den Hauptpreis in unserem Kreuzworträtsel gewonnen haben. Sie erwartet eine vierwöchige Reise zu zweit in verschiedene Städte in Europa, z.B. Paris, London oder Prag.
Sie werden in erstklassigen Hotels untergebracht und haben ausreichend Gelegenheit, die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten wahrzunehmen.
Die Reise beginnt mit Anfang Ihrer Sommerferien.
Freundlichst Ihre
Sandra Davis
Ich war hin und weg. Wer hätte das gedacht.. Mann, das muß ich sofort Kelly erzählen. Die fällt in Ohnmacht, wenn sie das hört. Das ist besser als jede Verabredung mit Mike.
"Hier Stevenson", meldete sich Kellys Mutter.
"Hi, Mrs. Stevenson, hier ist Samantha Brodie. Könnte ich Kelly wohl mal sprechen ? Es ist sehr wichtig."
"Natürlich Samantha. Wart doch bitte einen Moment. Kelly, Telefon !" Ich hörte, wie Kelly die Treppe hinunterpolterte und ans Telefon kam.
"Hallo Sam. Faß Dich bitte kurz, Mike ist hier."
"So kurz geht es leider nicht. Also, erinnerst Du Dich noch an das Kreuzworträtsel in der "Bel-Air" mit der Europa-Reise als Hauptpreis ?"
"Na klar, Du hast das Lösungswort weggeschickt und Dich schon im Flieger sitzen sehen. Jetzt sag mir doch bitte, wieso Du anrufst."
"Also, ich habe heute Post von "Bel-Air" bekommen und... sag mal: sitzt Du ?"
"Jetzt erzähl schon Sam. Was ist los ? Ich sitze !"
"Herzlichen Glückwunsch liebe Kelly. Wir beide fliegen Anfang der Ferien in Urlaub. Wir haben nämlich eine vierwöchige Reise nach Europa gewonnen. Es wäre toll, wenn Du mal vorbeikommen könntest, damit wir alles besprechen können. Mike kannst Du gerne mitbringen."
"Verkohlst Du mich jetzt oder stimmt das ? Klar, es muß ja stimmen, Du hast mich schließlich noch nie angelogen. Ich komm sofort, ich wollte sowieso mit Dir reden. Es hat was mit Mike zu tun."
"O.K., ich erwarte Dich gleich" sagte ich und legte auf. Inzwischen waren Mom und Dad nach Hause gekommen und ich ging in die Küche, um ihnen die Neuigkeit zu erzählen. Wie würden sie es wohl aufnehmen ?
"Mom, Dad, ich muß euch was sagen."
"Nicht nötig Samantha. Wir haben es schon gehört, Du hast ja laut genug am Telefon geredet. Keine Angst, wir verbieten es nicht. Deiner Schulbildung kann es schließlich auch nicht schaden. Wenn wir Dir irgendwie helfen können, dann sag uns Bescheid." Ich war baff.
"Vielen Dank euch beiden. Ihr seid tolle Eltern." Danach ging ich erst mal in mein Zimmer, um die Neuigkeiten zu verdauen und um auf Kelly zu warten.
Kelly war schon fast zwei Stunden da und wir hatten alles besprochen, was mit der Reise zusammenhing.
"Was machst Du eigentlich mit Mike, während Du mit mir in Europa bist ? Du wirst ihn doch sicherlich vermissen, oder ?" Ich hatte alle Reaktionen erwartet, von schweigender Stille bis zu einem Wutausbruch. Aber das, was jetzt kam, erschütterte mich. Kelly fing an zu weinen. Und dann erzählte sie:
"Am Anfang war ja alles ganz toll. Aber dann fing Mike an, mich immer weiter zu bedrängen. Meine Meinung durfte ich auch nicht mehr sagen, aber das hast Du ja schon in der Schule gemerkt. Na ja, und heute hat er mich dann vor die Wahl gestellt. Entweder, Du weißt schon was, oder es ist aus mit uns. Ach Samantha, ich fühl mit halt mit sechzehn noch zu jung, um das zu machen. Ist das so falsch von mir ?"
Ich nahm Kelly erst mal in den Arm, um sie zu trösten. Dann meinte ich: "Ach Quatsch Kelly. Das war vollkommen richtig von Dir. Sowas darf kein Junge verlangen. Sex, um die Freundschaft zu erhalten. So eine Gemeinheit. Also ist Mike seinem Ruf wieder mal gerecht geworden. Und ich Trottel dachte, daß Du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Die Reise wird Dich ablenken. Ich bin richtig sauer auf Mike. Dieser Schuft !!!"
"Ich hätte eben auf Dich hören sollen. Aber jetzt Schluß mit dem Thema. Ich freu mich wahnsinnig auf die Reise. Das wird super ! Wir beide in Europa."
Wir sprachen noch lange über den Preis, den bevorstehenden Urlaub und unsere Freundschaft. Da es so spät geworden war, rief Kelly bei ihren Eltern an und vereinbarte, daß sie bei mir schlafen würde. Unsere Freundschaft war wieder mal gefestigt.
Vier Wochen später war es soweit. Kelly und ich standen am Flughafen und waren total aufgeregt. Heute sollte es endlich losgehen. In der Schule hatten uns natürlich alle beneidet. Der einzige, der sich in Schweigen hüllte, war Mike. Er hatte inzwischen schon eine neue Freundin, aber das konnte Kelly nicht mehr erschüttern. Im Gegenteil: Sie versuchte sogar, das Mädchen zu warnen, aber vergebens. Jetzt warteten wir an der Abfertigung auf unseren Reiseleiter, der uns von der Redaktion zugeteilt worden war.
"Wohin fliegen wir eigentlich zuerst ?", fragte Kelly mich, "und wie lange bleiben wir da ?"
"Keine Ahnung", erwiderte ich, "aber das werden wir alles von unserem Reiseleiter erfahren. Er heißt Oliver Johnson, aber sonst weiß ich nichts über ihn. Er kommt sicher gleich."
In diesem Moment kam über Lautsprecher: "Mrs. Brodie und Mrs. Stevenson, bitte zur Information."
"Los geht's Sam. Da wartet sicher dieser Johnson auf uns."
Als wir zur Information kamen, stand nur eine Person dort. Und das war ein junger Typ, etwa achtzehn, groß und blond. Als er sich umdrehte, wurde mir heiß und kalt. Er sah einfach traumhaft aus. Große blaue Augen musterten erst mich, dann Kelly.
"Ich nehme an, ihr seid Samantha und Kelly. Darf ich mich vorstellen: Oliver Johnson, euer Reisebegleiter."
"Nett Dich kennenzulernen Oliver", sagte Kelly und strahlte ihn an. "Ich bin Kelly und das ist Sam, meine Freundin und die eigentliche Gewinnerin."
Während Kelly uns vorstellte, musterte Oliver mich eindringlich. Mir wurde ganz schummrig.
"Äh, ja...nun, mein eigentlicher Name ist Samantha, aber die meisten sagen Sam zu mir. Nett...äh...nett Dich kennenzulernen."
Mein Gott, was war bloß los mit mir ? Ich hatte noch nie gestottert. Ich kam mir total blöd vor.
"O.K. Ladies. Zuerst fliegen wir nach Deutschland. Genauer gesagt zeige ich euch Düsseldorf. Dort bleiben wir eine Woche, dann geht es weiter nach London. Mehr wird erst mal nicht verraten. Also, ab ihr Süßen !"
Doch dabei sah er nur mich an. Auch im Flugzeug saßen wir nebeneinander, doch Kelly war die einzige, die ununterbrochen redete. **
"Willkommen in Deutschland ihr beiden. Wir sind soeben in Düsseldorf gelandet. Als erstes fahren wir ins Hotel, wo ihr euch etwas frischmachen könnt. Danach führe ich euch herum."
Oliver hatte ein vollgepacktes Programm, aber wir freuten uns darauf. Im Hotelzimmer fing Kelly an zu schwärmen:
"Mann, ist das ein Typ. Sieht der nicht klasse aus ? Ganze vier Wochen mit ihm zusammen. Die werde ich auf jeden Fall ausnutzen. Hey Sam, Du sagst ja gar nichts."
"Ach, ich bin etwas müde vom Flug. Aber Du hast recht, Oliver sieht gut aus. Ich freu mich auch auf die Zeit mit ihm."
Kelly gab sich damit zufrieden und fing an, sich umzuziehen. Sie kramte ihre engste Jeans raus und zog noch ein knallenges T-Shirt über.
"Was meinst Du, ob ich ihm so gefalle ? fragte sie.
"Sicher Kelly." Ich konnte nur an diese blauen Augen denken und daran, daß ich auf einmal eifersüchtig auf Kelly war. Nachdem ich unter der Dusche war, entschied ich mich für eine schwarze Leggings mit einem pinkfarbenen Big-Shirt. So gut wie Kelly sah ich zwar nicht aus, aber mir war es im Moment egal. Oliver wartete schon in der Hotelhalle auf uns. Er sah umwerfend aus. Kelly strahlte ihn direkt wieder an und auch ich lächelte. Er hatte nämlich schwarze Jeans und ein pinkfarbenes Hemd an, wir passten also perfekt zusammen. Kelly bemerkte das natürlich auch, aber sie ließ sich nichts anmerken.
"Zuerst gehen wir auf der Königsallee spazieren und dann zeige ich euch die Altstadt. Anschließend werde ich meine hübsche Begleitung zum Essen einladen."
Als wir gingen, drückte er mich kurz am Arm und zwinkerte mir zu.
Die Königsallee war wirklich beeindruckend. Lauter gut gekleidete Menschen, schöne Geschäfte und ansprechende Cafés. Kelly hatte sich bei Oliver eingehakt und nach einer Weile fasste ich auch den Mut dazu. Schon bei dieser Berührung bekam ich weiche Knie. Oliver hatte seinen Plan etwas umgeworfen, er lud uns zuerst zum Essen ein, damit wir abends Zeit für die Disco hätten.
Die Discothek war wirklich sehr schön und wir amüsierten uns prächtig. Als Kelly dann mal auf Toilette musste, forderte Oliver mich zum Tanzen auf. Sie spielten gerade einen Blues und ich schmiegte mich an ihn.
"Weißt Du, daß ich Dich sehr mag ?" murmelte Oliver und sah mir tief in die Augen.
"Ich mag Dich auch !", antwortete ich und lächelte ihn an, "aber Kelly will auch was von Dir. Und sie sieht super aus."
"Du siehst trotzdem hübscher aus, so natürlich und ungezwungen."
Dann küsste er mich. Ich wurde knallrot, genoß es aber. Als wir zu unserem Platz zurückkehrten, wartete Kelly schon auf uns. Ich sah auf den ersten Blick, daß sie stocksauer auf mich war. Aber das war mir in diesem Augenblick wirklich egal. Ich war happy.
Ungefähr um Mitternacht waren wir wieder im Hotel.
"Das fandest Du wohl ganz toll, oder !? Kaum bin ich mal weg, schon schmeißt Du Dich an Oliver ran. Das hätte ich echt nicht gedacht." Kelly war total sauer. Sie starrte mich an und sagte: "Du glaubst ja wohl nicht, daß ich das einfach so hinnehme."
"Mein Gott, Oliver hat mir zuerst gesagt, daß er mich mag. Da kann ich doch nicht sagen, daß Du mir das übelnimmst. Gönn mir doch auch mal was und verdirb uns nicht die Reise."
Doch Kelly antwortete mir nicht mehr. Sie legte sich ins Bett und drehte mir den Rücken zu.
Die erste Woche verging wie im Flug. Oliver und ich waren glücklich, Kelly schmollte. Wir besichtigten noch das Benrather Schloß, waren in Kaiserswerth und machten viele Stadtbummel. Doch dann standen wir wieder mal auf einem Flughafen und warteten darauf, nach London zu fliegen. Kelly und ich saßen in einem Café, während Oliver alles erledigte.
"Samantha, es tut mir leid. Ich hätte nicht so mit Dir reden dürfen. Oliver ist echt verliebt in Dich, das sieht man deutlich. Und ein Streit zwischen uns verdirbt uns allen wirklich nur die tolle Reise. Schau mal, da kommt er."
"Hey, hier sind wir", rief ich. "Ich glaube, Kelly hat uns etwas zu sagen."
"Na ja, ich wollte euch beiden sagen, daß es mir leid tut, wie ich mich euch gegenüber verhalten habe. Ich gönne euch euer Glück natürlich, und deshalb habe ich einen Entschluß gefasst: Wenn wir in London sind, werde ich auch mal im Hotel bleiben, während ihr was unternehmt. Dann habt ihr ab und zu Zeit für euch und ich kann endlich mal meinen Eltern schreiben, was wir bisher erlebt haben. Die Stadtrundfahrten mache ich natürlich mit."
Wir fanden das ganz toll von Kelly und versprachen ihr, sie nicht so oft allein im Hotel zu lassen.
"Schließlich habe ich Dich auf diese Reise eingeladen", sagte ich ihr. Gutgelaunt machten wir uns alle drei auf den Weg zu unserem Flugsteig.
Als wir in London ankamen, regnete es.
"Irgendwie hatte ich das erwartet", meinte ich lachend.
Auf dem Weg bis zum Taxi wurden wir pudelnaß und wir waren heilfroh, als wir im Hotel ankamen.
"Ladies, ihr geht erst mal unter die Dusche und zieht euch trockene Klamotten an. Anschließend treffen wir uns hier in der Bar und trinken was warmes. Ich würde sagen, so in ca. zwei Stunden. Ab mit euch !"
Als Kelly und ich auf unserem Zimmer waren, schlüpfte ich erst mal aus den nassen Sachen und stellte mich unter die Dusche.
"Wie kommt es zu Deinem plötzlichen Sinneswandel ?" fragte ich Kelly.
"Weißt Du, ich habe kein Recht dazu, Deine Freundschaft mit Oliver zu zerstören, nur weil ich damals Pech mit Mike hatte. Ich habe oft gemerkt, daß Du unglücklich warst, weil Du keinen festen Freund hattest. Also, mach das Beste draus. Und andere Mütter haben schließlich auch noch schöne Söhne. Ich hoffe, daß Du nicht mehr böse auf mich bist."
Als ich erfrischt aus der Dusche stieg, lief Kelly mit entgegen und wir fielen uns in die Arme.
"Ich bin Dir nicht böse Kelly. Und wir sorgen schon dafür, daß dieser Urlaub auch für Dich ein Erlebnis wird. Jetzt musst Du aber erst mal unter die Dusche und dann ziehst Du was schnuckeliges an. Wie wär's mit diesem Minirock ? Ich zieh meinen auch an."
"Danke Sam. Du bist echt ´ne super Freundin."
Während Kelly unter der Dusche stand, zog ich mich an. Ich wollte Oliver gefallen und ihm mit meinem guten Aussehen eine Freude machen.
Wir kamen nach zwei Stunden in die Bar, aber Oliver war noch nicht da. Kelly und ich setzten uns demnach erst mal an die Theke, um auf ihn zu warten. Direkt kam ein junger Kellner auf uns zu und fragte nach unseren Wünschen.
"Wir beide nehmen einen Grog. Das ist doch was typisch englisches, oder ?" sagte ich.
"Ja, das stimmt. Ich werde eure Bestellung direkt weitergeben."
Er verschwand in der Küche und ich drehte mich zu Kelly, die dem Kellner fasziniert hinterherstarrte.
"Hey Kelly, weilst Du noch unter uns ? Der Typ scheint es Dir ja angetan zu haben."
Kelly wurde knallrot und stotterte: "Na ja...äh...er sieht eben ganz gut aus...irgendwie hübsch auf seine Art, du weißt schon, eben attraktiv."
In diesem Moment kam der Kellner zurück und hörte noch die letzten Worte Kellys. Auch er wurde rot, hatte sich aber dann schnell wieder unter Kontrolle und grinste Kelly strahlend an.
"Danke Madam, Komplimente hört man immer gern. Aber dieses Kompliment gebe ich gerne zurück. Du siehst auch sehr gut aus."
Mit diesen Worten servierte er unseren Grog und kümmerte sich dann um die anderen Gäste.
"Hallo Ladies !", ertönte Olivers Stimme, als er die Bar betrat, "wartet ihr schon lange auf mich ?"
"Nein Schatz, außerdem hat sich Kelly bestens amüsiert. Sie hat nämlich ein Auge auf den Kellner geworfen."
"Auf Jonathan ? Guckt nicht so verblüfft, ich kenne ihn von früheren Reisen. Er ist sehr nett, kann sehr gut flirten und..., ach, ist nicht so wichtig. Frag ihn selbst Kelly, oder achte mal auf seinen Ringfinger. Jetzt aber los, ich will euch noch den Tower zeigen."
Wir tranken unseren Grog aus und machten uns auf den Weg.
Der Tower war super und von den Kronjuwelen waren wir alle drei begeistert. Kelly sah jedoch manchmal so aus, als ob sie angestrengt über etwas nachdenken würde. Ich vermutete, daß sie in Gedanken bei Jonathan in der Bar war. Nachdem die Führung beendet war, beschlossen Oliver und ich noch irgendwo Kaffee trinken zu gehen und fragten Kelly, ob sie mitkommen wolle. Doch sie lehnte dankend ab, mit der Entschuldigung, daß sie müde sei und machte sich auf den Weg zum Hotel.
"Sie sollte die Finger von Jonathan lassen", sagte Oliver, als Kelly außer Hörweite war.
"Wieso ? Du hast in der Bar schon eine Bemerkung gemacht. Von wegen Ringfinger. Was ist mit Jonathan ?"
"Die Sache ist die: Jonathan ist seit einem Jahr verlobt und seine Verlobte ist extrem eifersüchtig. Und da Jonathan sehr gern flirtet, hat sie auch allen Grund dazu. Kelly würde nur enttäuscht werden."
"Aber das müssen wir Kelly doch sagen !"
"Ich meine, daß Jonathan ihr das selber sagen muß."
Inzwischen waren wir an einem typisch englischen Pub angekommen.
"Laß uns erst mal was trinken Sam. Dann können wir in Ruhe weiterreden."
Wir bestellten uns jeder ein Ale und berieten weiter darüber, was wir machen sollten. Nach ca. zwei Stunden gingen wir dann zurück ins Hotel.
Im Hotel angekommen, ging Oliver in sein Zimmer, um sich für das Abendessen umzuziehen. Ich machte einen Umweg über die Bar, da ich insgeheim vermutete, Kelly dort zu finden. Sie war jedoch nicht da. Ich wollte gerade wieder gehen, als ich Jonathan bemerkte, der mit einem sehr schönen Mädchen an einem der Tische saß und sich angeregt unterhielt. Er hatte mich nicht gesehen und daher begab ich mich auf mein Zimmer, das ich mir mit Kelly teilte. Sie saß am Tisch und schrieb einen Brief.
"Hi Kelly, ich bin wieder da. Wir waren in einem Pub und haben englisches Bier getrunken. Du bist ja noch gar nicht für's Abendessen umgezogen."
"Hi Sam. Ich hatte noch keine Zeit mich umzuziehen, ich bin nämlich erst vor ´ner Viertelstunde nach oben gekommen. In der Bar war es ziemlich leer, als ich zurückkam und ich habe die Gelegenheit für ein Gespräch mit Jonathan genutzt. Er ist wirklich unheimlich nett."
Es fiel mir schwer, nicht zu sagen, daß Jonathan verlobt ist, aber Oliver hatte wahrscheinlich recht: Jonathan sollte ihr das selber beichten. Ich zog mich erst mal um und auch Kelly machte sich fertig. Sie schminkte sich sogar.
"Jonathan hat mir gesagt, daß er uns auch beim Abendessen bedient. Dinner nennen die das hier. Danach will er mich noch auf einen Cocktail an die Bar einladen."
Dieser Einladung blickte ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Hoffentlich geht das gut und Jonathans hübsche Begleitung ist nicht auch da, dachte ich, als wir uns auf den Weg zum Speisesaal machten.
"Guten Abend Oliver. Hast Du wieder mal das Glück, Reisebegleiter für zwei hübsche Mädchen zu sein ?"
Jonathan war an unseren Tisch getreten. Er zwinkerte Kelly zu.
"Hallo schöne Frau. Was darf's sein Mrs. Samantha ?"
Oliver grinste ihn an und antwortete: "Darf ich Dich darauf aufmerksam machen, daß an diesem Tisch zwei schöne Frauen sitzen ? Mit Kelly hast Du Dich ja schon näher beschäftigt. Samantha ist übrigens meine Freundin, also Finger weg. Und jetzt bring uns bitte eure heutigen Spezialitäten, wir haben Hunger !"
Jonathan verschwand in der Küche und ich hatte Gelegenheit, mich umzusehen. An einem der kleineren Tische entdeckte ich Jonathans Freundin. Auch Oliver hatte sie gesehen und nickte mir zu. Das war also Jonathans Verlobte, genau wie ich vermutet hatte. Sie hatte auch lange Haare, genauso wie Kelly, allerdings waren ihre tiefschwarz.
Das Essen war vorzüglich, es schmeckte uns allen. Nach dem Essen verzogen wir uns in die Bar, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Kelly freute sich natürlich schon auf Jonathan und ihren Cocktail.
"Salut Kelly, hier bin ich und ich stehe Dir den ganzen Abend zur Verfügung."
Ich wunderte mich mal wieder, wo Jonathan seine Verlobte gelassen hatte. Aber das war schließlich nicht mein Problem. Um elf gingen wir in unsere Zimmer, um für den nächsten Tag fit zu sein.
Am nächsten Morgen wollte Oliver uns das Wachsfigurenkabinett von Mme. Tussaud zeigen. Ich freute mich schon sehr darauf und auch Kelly war ganz aufgeregt.
"Lauter Leute, die wie echt aussehen. Super. Das wird sicher toll."
Aber erst mal mußten wir ja frühstücken. Für so einen Ausflug musste man schließlich gestärkt sein. Wir holten Oliver von seinem Zimmer ab und stürmten dann das umfangreiche Frühstücksbuffet. Zu Kellys Freude kam dann Jonathan zu uns, um uns mitzuteilen, daß er uns auf diesem Ausflug begleiten würde.
"Ich habe heute meinen freien Tag und den verbringe ich am liebsten mit euch." Dabei sah er allerdings nur Kelly an.
"Immer mit der Ruhe Jonathan. Wir sind noch nicht mit frühstücken fertig und dann müssen die Damen noch neue Filme für ihre Fotoapparate kaufen."
Als alles erledigt war, tigerten wir los in Richtung Wachsfigurenkabinett. Kelly und Jonathan gingen Hand in Hand. Ich warf Oliver einen fragenden Blick zu und flüsterte: "Was ist mit seiner Verlobten ?", doch Oliver zuckte nur mit den Schultern.
Der Ausflug hätte schön werden können, aber es kam anders. Wir bestaunten die berühmten Persönlichkeiten, die alle täuschend echt in Wachs nachgebildet worden waren, und Kelly tauschte mit Jonathan verstohlene Küsse aus. Als sie sich wieder mal umarmten und küssten, tauchte plötzlich Jonathans Verlobte auf. Jonathan wurde kreidebleich, aber Kelly, die ja nicht wusste, wen sie da vor sich hatte, fragte nur ganz naiv:
"Was ist denn auf einmal los mit Dir ? Magst Du mich nicht mehr ? Wer ist das denn ?"
Jonathan wollte etwas sagen, er brachte jedoch keinen Ton heraus. Das Reden übernahm stattdessen seine Verlobte für ihn.
"Wie ich merke, hat Jonathan euch oder besser gesagt Dir nichts von mir erzählt." Sie streifte dabei Kelly mit einem hohnvollen mitleidsvollen Blick. "Dann muß ich mich wohl erst mal vorstellen. Also,...ich bin Virginia of Barrymoore, meines Zeichens Jonathans Verlobte. Und das schon seit einem Jahr. Nun seid ihr an der Reihe. Wer seid ihr ?"
Ich beobachtete Kelly und sah, daß sie den Tränen nahe war, also ergriff ich das Wort.
"Nett Dich kennenzulernen. Ich heiße Samantha Brodie und komme wie meine Freundin Kelly Stevenson aus Amerika. Wir haben bei einem Preisausschreiben eine vierwöchige Europareise gewonnen. Oliver kennst Du ja wohl schon. Er ist uns als Reiseleiter zugeteilt worden."
Jonathan hatte inzwischen wieder etwas Farbe im Gesicht und versuchte, die Situation aufzulockern. Doch da war er wohl an der falschen Stelle gelandet. Nach einem weiteren mitleidigen Blick auf Kelly packte Virginia ihn am Arm und zog ihn mit sich fort.
Als die beiden weg waren, fiel Kelly mir aufschluchzend in die Arme.
"Warum, warum...ich hatte doch keine Ahnung...warum hat er mir das nicht gesagt, bevor ich mich in ihn verliebt habe ? Warum hat er mir nicht direkt erklärt, daß er verlobt ist ? Ich bin doch kein Spielzeug ! Habt ihr davon gewusst ?"
Ich versuchte, sie zu beruhigen und warf Oliver hilfesuchende Blicke zu. Er räusperte sich und sagte dann:
"Ja Kelly, wir haben davon gewusst. Samantha wollte es Dir auch sagen, aber ich habe sie zurückgehalten. Ich fand nämlich, daß Jonathan Dir das selber sagen muß. Ich schätze, er war einfach zu feige, oder er dachte, daß es nie rauskommt. Das es so endet, wollte ich natürlich auch nicht. Mach das beste draus Kelly. Laß Dir nicht anmerken, wie weh er Dir getan hat. Wir sind sowieso nur noch vier Tage hier und dann geht's ja weiter nach Paris. Du schaffst das schon. Wir gehen jetzt erst mal ins Hotel zurück und dann sehen wir weiter."
Er drückte Kelly kurz und dann traten wir den Rückzug an, alle in gedrückter Stimmung.
Als wir ins Hotel zurückkamen, standen Jonathan und Virginia an der Rezeption. Kelly wollte sich sofort in ihr Zimmer verkriechen, aber Oliver und ich nahmen sie noch in die Bar mit. Nach kurzer Zeit kam Virginia zu uns.
"Kelly hör mal. Ich habe gerade alles aus Jonathan herausgequetscht und ich möchte mich bei Dir entschuldigen. Dich trifft wirklich keine Schuld an dem Ganzen. Jonathan hätte Dir die Wahrheit sagen müssen. Hoffentlich ist Dein restlicher Aufenthalt in unserem schönen London nicht dadurch vermiest worden."
"Danke Virginia. Natürlich bin ich etwas traurig, aber es war nicht fair von Jonathan, so mit mir...und natürlich auch mit Dir...umzugehen. Ich bleib sowieso nur noch vier Tage und diese Zeit werde ich auch noch rumkriegen. Ich wünsche Dir alles Gute."
Die beiden Mädchen gaben sich die Hand und Oliver bestellte uns allen was zu trinken. Er und Virginia tuschelten dann eine ganze Weile miteinander. Dann machten sie beide einen Vorschlag.
"Ich möchte euch für morgen einladen", sagte Virginia.
"Sie hat nämlich morgen Geburtstag und macht eine Riesenfete bei sich zuhause. Das ganze fängt schon mittags an und geht bis in den späten Abend", fügte Oliver hinzu.
Ich war direkt Feuer und Flamme, aber Kelly zögerte noch.
"Ich...na ja, es würde mir doch etwas weh tun den ganzen Tag mit Jonathan zusammen zu sein."
"Keine Sorge Kelly. Mein lieber Jonathan muß morgen den ganzen Tag arbeiten und wenn er überhaupt kommt, dann erst ziemlich spät."
Wir beschlossen dann, uns um zwölf an der Rezeption zu treffen, um gemeinsam zum Landsitz der Barrymoores hinauszufahren. Virginia verabschiedete sich und auch wir gingen auf unsere Zimmer, um für den nächsten Tag fit zu sein.
Am nächsten Morgen standen wir dann früh auf, um noch ein Geschenk für Virginia zu kaufen. Wir entschieden uns für ein ganz schönes Porzellanpferd und gingen zurück ins Hotel, um uns für die große Fete zurechtzumachen.
"Was ziehe ich bloß an", stöhnte ich. "Ich will Oliver doch mal mit was ganz neuem überraschen, aber das tolle Kleid eben war einfach zu teuer. Wenn ich mir das gekauft hätte, dann hätte ich für Paris kein Geld mehr gehabt."
Kelly lächelte nur geheimnisvoll und verschwand kurz im Hinterraum der Hotelhalle. Kurze Zeit später kam sie mit einer großen Tüte wieder.
"Ich habe eine Überraschung für Dich. Du hast das Kleid schon ein paar Mal so sehnsüchtig angeschaut und da habe ich mich mit Oliver zusammengetan."
Sie überreichte mir die Tüte und ich schaute hinein. Tatsächlich ! Es war dieses wundervolle schulterfreie Kleid. Ich fiel Kelly um den Hals.
"Danke, danke...das finde ich ganz toll von euch. Bei Oliver muß ich mich heute abend bedanken. Aber ich habe auch was für Dich."
"Was denn ? Machs nicht so spannend. Was ist es denn ?"
"Tja, da musst Du schon warten, bis wir auf unserem Zimmer sind. Aber es wird Dir bestimmt gefallen, da bin ich mir ganz sicher."
Auf unserem Zimmer überreichte ich ihr dann feierlich ein Paket. Als sie es öffnete, kam ein toller Catsuit zum Vorschein. Das Schwarz passte ausgezeichnet zu Kellys blonden Haaren.
"Wow, super. Ich glaube, wir werden heute auf der Party für Aufsehen sorgen."
Nachdem wir uns so mit Dankesworten überschüttet hatten, hüpften wir unter die Dusche, denn es war doch schon ganz schön spät geworden und wir mussten uns noch umziehen, frisieren und schminken.
Um zwölf trafen wir uns an der Rezeption und fuhren gemeinsam zu Virginia. Oliver war begeistert von meinem Aussehen. Ich hatte mich bei ihm für das Kleid bedankt.
"Kelly meinte zwar, daß es Dir stehen würde, aber daß Du so atemberaubend aussehen würdest, hätte ich nicht gedacht. Du und Kelly, ihr werdet die schönsten auf dem Fest sein und natürlich Virginia, unser Geburtstagskind."
Die Fete war ein voller Erfolg. Wir amüsierten uns alle prächtig und Kelly war bald von Bewunderern umringt, die alle mit ihr tanzen wollten. Als es schon ziemlich spät war, schaltete Virginia die Poolbeleuchtung ein und sagte:
"Badezeug liegt in den Umkleidekabinen bereit. Jeder, der sich traut und sich vom vielen Tanzen abkühlen will, kann in den Pool springen."
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Alle verschwanden in den Kabinen und kamen in Badehosen, Bikinis und Einteilern wieder zum Vorschein. Und dann begann der Run in den Pool. Manche Pärchen lagen auch einfach nur am Beckenrand und ließen die Füße ins Wasser hängen. Oliver, Kelly und ich schwammen ein paar Runden und setzten uns dann auf eine der schwimmenden Badeinseln.
"Das ist der perfekte Abschluß unserer Tage hier in London", sagte Kelly verträumt. "Wohin geht's dann noch mal ? Was bildet den Abschluß unserer Reise ?"
"Paris ist die letzte Station der vierwöchigen Reise. Dann geht's wieder ab nach Hause." Antwortete ich mit ein bisschen Wehmut in der Stimme. Ich wusste noch nicht, was aus mir und Oliver werden würde. Ich hatte ihn bis jetzt noch nicht mal gefragt, wo er wohnt. Aber das hatte noch Zeit. Ich wollte Kelly gerade noch was sagen, da sah ich, wie sie leichenblaß wurde.
Ich wollte gerade fragen, was denn los sei, aber in diesem Moment deutete Oliver auf die Terassentür. Ich drehte mich um und sah Jonathan. Er war also doch noch gekommen, obwohl er so lange hatte arbeiten müssen. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen, aber als ich mich wieder zu Kelly umdrehte, hatte diese sich schon wieder unter Kontrolle und flirtete mit Virginias Bruder. Sie beteiligte Oliver und mich kurz an dem Gespräch.
"Stellt euch vor, Peter kommt diesen Herbst nach Kenwood. Er hat einen Studienplatz bei uns bekommen. Ist das nicht toll ? Und er hat gesagt, daß Du auch dort studieren würdest Oliver."
"Ja, das stimmt. Auch ich studiere in Kenwood. Dort kann ich dann auch bei Sam sein."
Nach diesen Neuigkeiten war die Stimmung des Abends gerettet. Selbst als Jonathan nach einer Weile zu uns herüberkam, trübte das unsere gute Laune nicht. Denn zwischen Kelly und Peter schien sich was anzubahnen und Kelly beachtete Jonathan kaum.
So um drei Uhr nachts war die Party dann zu Ende. Peter begleitete uns noch zum Hotel und versprach, sich bei uns zu melden, sobald er in Kenwood angekommen sei. Danach gingen Oliver und ich schon mal vor, um den beiden noch Zeit für einen privaten Abschied zu lassen.
"Es wäre schön, wenn Kelly mit Peter Glück hätte. Hoffentlich !", sagte ich noch zu Oliver. "Und ich finde es super, daß Du auch in Kenwood studieren wirst."
Die restlichen drei Tage in London vergingen wie im Flug. Wir streiften zu viert durch die Stadt, denn Peter wollte Kelly nicht mehr aus den Augen lassen. Und schon war wieder der Zeitpunkt gekommen, daß wir an einem Flughafen standen. Kelly war optimistisch, denn sie wusste ja, das sie Peter wiedersehen würde. Auch Virginia war gekommen. Es gab eine große Umarmerei und Küsserei und dann wurde unser Flug aufgerufen. "Ciau bis bald in Kenwood !!!"