Humor & Satire
Keine Extrawurst!

Finn Spiegel, ein Urenkel des legendären Till Eulenspiegel, besaß in der Gegend um Braunschweig eine gemütliche Kneipe, in der er ein süffiges Gerstengetränk ausschenkte und zudem eine würzige Bratwurst servierte. Nun kann man sich unschwer vorstellen, dass Finns Etablissementchen jeden Abend gut besucht war, und so fand sich allabendlich eine buntgemischte Gesellschaft ein, die jedes Soziologenherz höher schlagen ließ: Finn zapfte Bankern wie Hartzern ein Bier und briet ihnen Würste. Eines Abends jedoch fegte er emsig vor seiner Türe und schimpfte lauthals, sein neuer Besen werde auch in Zukunft mit jedem feinen wie auch unfeinen Pinkel fertig, der den großen Zampano herauskehre.

Basta! Das, lieber Leser, sollte uns allen zu denken geben. Vor allem den Dämchen und Herrchen von der schrägdenkenden Fraktion, den Impfverweigerern, den Zechprellern im Reichstag und überhaupt all den Knalltüten unseres Landes, von denen es gar zu viele gibt... Auch gut zu wissen: Robert Musil beginnt seinen Vortrag „Über die Dummheit“ ,gehalten in Wien am 11. März und wiederholt am 17. März 1937, mit folgenden Worten: Meine Damen und Herren! Einer, so sich unterfängt, über die Dummheit zu sprechen, läuft heute Gefahr, auf mancherlei Weise zu Schaden zu kommen; es kann ihm als Anmaßung ausgelegt werden, es kann ihm sogar als Störung der zeitgenössischen Entwicklung

ausgelegt werden. Ich selbst habe schon vor etlichen Jahren geschrieben: »Wenn die Dummheit nicht dem Fortschritt, dem Talent, der Hoffnung oder der Verbesserung zum Verwechseln ähnlich sähe, würde niemand dumm sein wollen.« Das ist 1931 gewesen; und niemand wird zu bezweifeln wagen, daß die Welt auch seither noch Fortschritte und Verbesserungen gesehen hat! So entsteht allmählich eine gewisse Unaufschieblichkeit der Frage: Was ist eigentlich Dummheit? Eine immer noch berechtigte Frage, wenn man sich tagtäglich einmal so umschaut, umhört und liest, was so alles verzapft wird.