In den 60er Jahren wartete das Abenteuer überall
Aus tiefster Bucht meines Herzens. Blos keinen Stress, dass war unser Motto in den 60er. Faulenzen, Freizeit, Ferien und das hatten wir verdient.
Rasant und Abenteuerlich wird es, wenn Sie diese kleine Geschichte lesen.
Als Getaufter hörte ich später auf den Namen Henry Stoltzplitz. Heute im zarten Greisenalter von 64 Jahren übte ich den Beruf des Joga Lehrers aus. Die
60er Jahre rollten vor meinem Geistigen Auge regelmäßig ab.
Ich roch manchmal von weitem Pferdeäpfel auf den nahegelegenen Feldwegen, Waldwege eingeschlossen. In dem kleinen Dorf am linken Niederrhein, konnte man die Jugend genießen, fern ab von allen großen Ereignissen, die damals die Welt bewegten.
Eine prägende Zeit war das für mich. Mit meinen rotgeränderten Augen, Kulleraugen und wie ich meine, Geschmackvoll gekleidet, wohnte ich alleine mit öfters ausrastenden jungen Menschen, die Musik aufdrehten, bis die
Kirchengocken bimmelten.
Morgens trillerten die Vögel und manchmal Miaute der Stubentiger vor dem aufgerissenem Fenster.
Mit meinem zwei Zimmer Iglo ohne jeglichen schnick schnack kam ich zurecht. Ich wischte den Fußboden täglich und konnte darauf tanzen, wie ein verliebter Bär. Sauber und aufgeräumt war es hier. Der Fußboden duftete nach Zitrone. Eine Furzkiste, ein Holzschrank, einige Ledersessel mit Ledercouch und eine Küche genügten mir voll und ganz. Ab und zu flackerte eine Kerze.
Plötzlich fiel es mir wieder ein. In den 60er Jahren fand ST. Martin in einer kleinen Dorfschule mit selbstgebastelten Fackeln, Laternen und den Eltern, die viel dafür übrig hatten , großen Anklang. In diese Schule schleppte ich mich den Weg von Zuhause, vor mich hinpfeifend hin und her.
Schüler und Eltern trafen sich alle an der alten Schule. Die Straße von der Schule nach Hause war damals unbeleuchtet. Ich träumte vor mich hin.
Meine Mutter, eine sich aufopfernde Frau, sorgte sich die meiste Zeit.
Einmal rodelten meine Mutter und ich auf einem nahegelegenen Berg. In einer scharfen Kurve prallte sie mit mir gegen einen Baumstumpf, der aus dem Boden spitz, in den Himmel ragte und verdrehte sich ihren Fuß.
> Ich Glaube, jetzt müssen wir nach Haus, sagte sie<.
> Warum?<
> Ich habe mir den Fuß verrenkt<.
> Ich kann nicht mehr richtig auftreten<.
> Dann komm, ich ziehe den Schlitten
hinter mir her<.
> Halte dich ruhig an meinem Arm fest<.
Mit einigen meiner Schulfreunden liefen wir auf zugefrorenen Straßen Schlittschuhe. Das war für uns ein Mega Turbo Affengeiler Spaß. Mit den Mädchen aus unserer Nachbarschaft, hinkelte ich, versuchte Gummi Twist. Einige von Ihnen kennen das bestimmt noch.
> Stellen Sie sich vor, einige sind losgezogen und suchten das Ende des Farbenbogens<.
An der alten Schule auf einem großen
Schulhof, traten wir nach dem Fußball. Abgekämpft, wie ein Boxer, der Schweißgebadet den Ring verließ, steuerten wir eine Trinkhalle an. Das Markenzeichen des Ruhrpottes. Hier fraßen wir Rollmöpse aus dem Glas, die uns lebendig werden ließen. Das Urwaldmaggi(Cola) schütteten wir nur so in uns rein. Nach der Schule schnüffelte ich die geliebte Landluft.
Glück empfand ich, wenn Tiere beschützt und behütet waren. Menschen als Menschen behandelte und nicht als Sklaven abrichtete. Wenn Menschen nicht so Egoistisch, abgehoben waren und einfach zusammen hielten, Ehrlich
zueinander waren und nicht jeden abblitzen ließen. Der Vergleich mit anderen stieß mich ab.
Mit meinen Schulfreunden Helmut und Heinz armten wir Indianer nach. Mit Matschbox Autos im Sandhaufen, Sandburgenbauend und Straßen darauf anlegend, Sand fressend, vergaßen wir die Schule.
Auf Bäume klettern und Schleudern aus selbstgeschnitzeten dünnen Ästen mit Einmachgummis schaffen, weckte Tarzan
in uns.
Mit dem Luftgewehr schossen wir einfach drauf los. Manchmal viel ein Vogel vom Ast. Die Vögel flatterten davon. Den Flitzebogen darf man nicht vergessen. Die Pfeile dafür, schnitzten wir mit dem Taschenmesser selber. Mit einem Schulfreund schmauchte ich Heimlich. Fast hätte ich mir in die Hose geäpfelt.
In einem, fast vor meinem Elternhaus durch die Landschaft schlengelnden, nicht tiefen Bach, Angelte ich und meine Schulfreunde, Stichlinge und selten mal Rotaugen. Frösche fing man hier leicht.
Zuhause kletterte ich aufs Dach und Glotze auf die Kirschbäume und den frischgemähten Rasen. Erdbeeren, Kirschen süß und sauer, Stachelbeeren, knackige rote Äpfel pflückte ich selber aus dem Hauseigenen blühenden Garten. Eine Sau, Sau, Sau schwere Arbeit flüstere ich Ihnen. Manchmal blickte ich in die schmutzigen, dreckigen Wolken am Himmelszelt, aus meinem Liegestuhl, unter einem verdorten Kirschbaum.
Nach der Schule, wartete ein alter Trecker des Bauern auf dem Hof, Einsatzbereit. Der Trecker lud mich zu lebhaftes treiben auf dem Felde ein. Der Bauer, freute sich hinterher. Was mich
freute war, der Bauer hatte eine Matschkiste, also ein TV. Ich fand mich jeden Tag, nach der Schule auf dem nahegelegenen Bauernhof, wo ich mit seinen Töchtern in der Scheune im Heuhaufen über die Schule herzogen. Es war hier einfach unberührte Natur.
Mit meinen Schulfreunden paddelte ich
mit einem Autodach in einem nicht tiefen, sich durch die Landschaft schlengelnden Bach. Das Dach kippte auf einfach um. Ich riß mir mein Bein, meinen linken Oberschenkel mit Stacheldraht auf. Der Stacheldraht ruhte auf dem Grund des Baches. Er war mit dem bloßen Auge nicht zu sehen.
Ich schleppte mich bis zu einer Kneipe, vor einer kleinen Kirche, wo in einem Raum, es war eine Rote Kreuz Station, wo Sonntags nach der Kirche Frühschoppen statt fand. Sie wissen schon, Gebetsbuch mit Henkel. Den linken Oberschenkel Verband man mir. Zuhause angekommen, packte mein Vater
mich ins Auto und raste mit mir ins Krankenhaus, wo ich vor Schmerzen, den Himmel als Dudelsack ansah. Die aufgeklaffte Wunde vernähte man mit ein paar Stichen. Den Spruch des Arztes ertrug ich auch noch. Ein Indianer kennt kein Schmerz.
Am nächsten Tag entführte ich einen Kettenhund von einem ganz in der Nähe gelegenen Hof. Ich band ihn einfach von einer Stange los und nahm ihn mit. Er folge mir. Später versteckte ich den liebgewonnen Hund in einer kleinen Scheune. Einige Tage später, plagte mich das Gewissen.
> Du mußt den Hund wieder
zurückbringen, schoss es mir durch den Kopf<.
Schweren Herzens lief ich mit dem Hund zu seinem Platz und die Kette wartete. Was der brave Hund wohl dachte?
In einem Waldduftigen und unter Fahnenkraut und Moos, gutem Versteck, stapelten sich Stangenweise Zigarretten, die jamand wohl geklaut hatte. Einige davon verwandelten wir in blauen Dunst. Schon Früh hatte ich mit den Sargnägeln angefangen. Fast Äpfelte ich in die frisch gewaschene Hose.
Einen alten Nachbarn besuchte ich mit Vergnügen. Der hatte einige Schweine.
Der lebte für sich alleine und zündete sich dicke Zigarren an. Rotwein Soff er aus Senfgläsern.
Ein Heuhaufen, Hoch wie ein Haus brannte Lichterloh. Mit Eimern schleppten wir Wasser aus dem kleinen Bach an. Der Heuhaufen schrie danach. Er war nicht mehr zu löschen. Es kam Nie raus.
Ob Sie es Glauben oder nicht. Die Schule schwänzten wir ab und zu. Dann ging es ab in die nächste Stadt. Zu entdecken gab es da viel.
Was Leser und die Nachwelt noch wissen sollten.
Die Freizeit in den 60er Jahren war rar gesät. Samstags waren noch normale Tage, Arbeitstage. Schulfreie Samstage gab es noch nicht. Anwesentheitspflicht bei Verwandtenbesuche. Die Freizeit war dadurch eingeschränkt. Die Freizeit verbrachte man entweder drinnen oder draußen. Die eigentliche Freizeit fand draußen statt. Drinnen, meistens durch schlechtes Wetter oder krank sein.
Begrenzt wurde unser draußen mit fortschreitenden Jahren, weiter und
weiter. Der Straßenverkehr nahm selbst in kleinen Städten und Dörfern zu. Heute sind die Abenteuerplätze von einst, wenn nicht bebaut, verwildertet und vergessen. Nachfolgende Kindergenarationen verlagerten ihre Aktivitäten mehr von draußen nach drinnen. Aus den Straßenkindern wurden die TV Kids. Schallplatten waren die Singles der 60er Jahre.
Ende
Im Juni 2021.
Dieter Battisti
Autor