Humor & Satire
Die Welt steht wieder kopf...

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"Die Welt steht wieder kopf..."
Veröffentlicht am 14. Mai 2021, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Die Welt steht wieder kopf...

Die Welt steht wieder kopf...

Meine Lieben, wenn ihr denkt, in unserem schönen Troja sei nicht alles vor dem Großen Vaterländischen Kriege eitel Freude und Sonnenschein gewesen, dann kennt ihr aber das Temperament der Trojaner nicht! Und ich meine jetzt nicht diese fiesen kleinen Schadprogramme, die eure Rechner hast-du-nicht-gesehen lahmlegen, aber auch ausspähen können, was übrigens eine Unverschämtheit ist, denn der Trojaner als solcher war von großer Liebenswürdigkeit, ausgesprochen aufrichtig und ohne Hintergedanken!

Deswegen kannte unser schönes Land auch keine Verbrechen, keine Hinterlist, keine Gier nach Geld, schönen Frauen, keine Baugenehmigungsverfahren, kein Sanifair, you remember, das Unternehmen, das öffentliche Toiletten an Autobahnraststätten, Tankstellen, in Einkaufszentren und an Bahnhöfen betreibt. Und wenn Troja beim Antike Welt Songcontest keinen Punkt von den Dödelhellenen bekam, haben wir uns darüber bloß kurz aufgeregt und gut war es. Die uns damals bekannten Völker, darunter einige, die Gewohnheit hatten, bei Epidemien die Regierenden zu opfern, um so die Götter zu besänftigen, ein Brauch, welcher leider in Vergessenheit geraten ist, denn „die Götter dürsten“, wie es später einmal ein

Gallier namens Anatole France formuliert hat. Am Beispiel von Einzelschicksalen zur Zeit der Revolution von 1789 aus ganz verschiedenen sozialen Schichten zeigt Anatole France die Grausamkeit einer Terrorherrschaft, die im Dienst einer Ideologie in alle Lebensbereiche vordringt. "Die Götter dürsten" ist eine vehemente Anklage gegen Fanatismus und Intoleranz jeder Art. aber die unkultivierten Dödelhellenen haben dieses Buch gewiss nicht gelesen und lieber unser schönes Troja, ein hoch entwickeltes reiches Land seiner Zeit, dem Untergang anheimgegeben... Während der Besatzung Trojas kam es zu einer unbekannten Zahl von Morden, es wurde scheinbar wahllos alles niedergemacht, was laufen, schwimmen oder kriechen konnte:

alte Männer, junge Männer, Frauen jeder Haarfarbe und Größe, Kinder, ja sogar Säuglinge, Hunde, Katzen, Eidechsen, benzinbetriebene Fuhrwerke und vieles mehr.

Damals, kurz vor dem fatalen Tag, als das ominöse Pferd in unsere Goldene Stadt kam, soll ein gewisser Edward Aloysius Murphy eine Gesetzmäßigkeit des Fatums erkannt haben, die er auf die Formel brachte: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Und, Entschuldigung, aber ich muss mir gerade die Augen trocknen bei dieser Erinnerung, wir alle wissen ja, dass damals etwas wirklich schiefgegangen ist... dass dieser hochintelligente Mann, ja Seher, 1918,im letzten Jahr eines weiteren Großen Krieges geboren wurde, kann ja nun auch kein

Zufall sein, gelle? Jedenfalls haben mir meine göttlichen Freunde Eros, Hypnos, Hermes und sweet Aphrodite nach der Schlacht um Troja erzählt, dass die Verteidigung Trojas nur schiefgehen konnte. Und das trat ja, wie Schliemännchen und andere bestätigen können, auch ein. Dank Mr. Murphy. Aber auch die Götter Griechenlands waren nach Jahrhunderten in Saus und Braus nicht mehr abgesichert: Eros betreibt inzwischen Zentren, in denen – ähem- gegen einen saftigen Obolus geschnackselt wird. Hypnos unterhält weltweit sogenannte Schlafzentren, in denen gestresste Manager zur Ruhe kommen können, und berät zudem die Adepten eines gewissen Dr. Freud aus Wien; Hermes hat einen weltumspannenden

Paketdienst aufgebaut, um den ihn sogar die Amazonen beneiden... Nur Aphrodite tut nichts Besonderes – sie sieht einfach nur bildschön aus, und das reicht ihr. Sic transit gloria mundi, wie wir in Troja zu sagen pflegten, so vergeht der Ruhm der Welt … aber irgendwie dreht die sich unaufhörlich weiter um die eigene Achse. Und der stinkende Thanatos hat wie früher jede Menge zu tun überall auf der Welt...

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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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baesta Erfrischend spitzfindig und ungegendert geschriebenes Lesevergnügen. Thanatos schwingt seine Hippe und Menschen verfallen der Hype, zumindest der, der täglich auf die Köpfe einhämmernden, Werbung in Presse, Funk und TV. Chapeau!

Viele Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Lieben Dank, Bärbel! So war es auch gemeint~~~
Schönen Sonntag, auch wenn das Wetter eher novmberlich erscheint
Cassy

Und vielen Dank für die Dublonen... werde mal bei Chanel vorbeischauen ;))
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Ein Text, geprägt von großer Einsicht in das unselige Wirken des Menschen und ebenso großer Kenntnis seiner Werke und Taten. Gleichwohl drängt es mich, an einer Stelle mein Veto einzulegen: Ein Land, das keine Gier nach schönen Frauen kennt, entbehrt der Wesensschönheit insgesamt. Ich weiß, heutzutage darf man die Schönheit der Frauen und die Gier nach ihnen nicht mehr besingen, weil man dann in Verdacht gerät, ein alter weißer Mann zu sein, der die Zeichen der Zeit noch immer nicht verstanden hat. Doch, wie ich zu meiner Überraschung heute morgen beim Aufstehen feststellen musste: Ich bin ein alter weißer Mann - und somit qualifiziert, der Schönheit der Frauen (und auch der zugegebenermaßen nicht immer ganz so schönen Gier nach ihnen) anheimzufallen.

"Nicht zu verachten sind der Unsterblichen herrliche Gaben / Die sie allein nur verleihen, denn selber kann keiner sie greifen!", sprach der blinde Sänger, und wer wäre ich, dem zu widersprechen?

Liebe Grüße,
"L'Homme qui aimait les femmes"
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Mein lieber Doc, der die Frauen liebt,
du hast natürlich recht! Selbstredend waren auch die Trojaner von der Gier nach schönen Frauen getrieben, denn sonst wäre mein Volk ja ausgestorben und eben nicht von den widerlichen Hellenen in die Bedeutungslosigkeit getrieben worden. Obwohl ja in unserem schönen Troja ein gewisser Rezept Erpelgan derzeit alles daran setzt, den großen Mufti zu geben. Eine Knallcharge, die nicht in Würde zerfallen kann. Untrojanisch, so ein Verhalten.
Aber kommen wir zur Gier nach schönen Frauen zurück - etwas zum Programm erheben und in der Öffentlichkeit gebetsmühlenartig zu predigen, ist das Eine. Was jedoch hinter geschlossenen Türen, in verschwiegenen Büros, an Stränden und hinter immergrünen Büschen sich ereignet, ist etwas ganz Anderes. Da schweigt des Sängers Höflichkeit, denn auch er hat Besseres zu tun...

All We Need Is Love
philosophiert praktisch
la principessa

PS:Was übrigens auch die findige Werbeindustrie vor Äonen erkannt hat. Gerade habe ich zufällig zwei Spots gesehen, in denen zuerst Parship und direkt danach eine Matratze von bett.21 beworben wurde... all you need is looove!
Vor langer Zeit - Antworten
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