Kurzgeschichte
gute Vorsätze

Gute Vorsätze

Es ist ja nicht so, dass er eingesperrt wäre. Nein. Er befindet sich   in Quarantäne, nur in Isolation. Diese Epidemie, die sich inzwischen schon zur Pandemie ausgeweitet hat, hat ihm gerade noch gefehlt. Er wurde schon einige Male getestet, zwar immer negativ, doch durch den Kontakt zu seiner positiv getesteten Sekretärin musste auch er in Quarantäne und sitzt jetzt hier fest, in einem Hotel in München.., Minuten werden zu Stunden und die Tage ziehen sich wie Strudelteige, das heißt, sie werden länger und länger, und länger.

Bücher lesen! Wie oft freute er sich, irgendwann einmal in Ruhe ein Buch lesen zu können, Jetzt hätte er sie, die Ruhe nämlich. Aber er blättert nur rastlos zwischen den Seiten, erfasst den Inhalt nicht. Zu sehr gleiten seine Gedanken ab. Eilen nach Hause, zu seiner Frau und den Kindern, eilen ins Büro zu seiner Arbeit.

Whats Appen! Niemals im Leben war er dankbarer für diese Art der Kommunikation.. Und dass es Strom im Haus gibt, um das Kabel immer wieder aufladen zu können. Auch für den kleinen Radio auf der Kommode ist er dankbar. Er läuft ohne Unterbrechung. „Abstand halten!“ sagen sie immer

wieder. Er lacht. Zu wem soll ich Abstand halten? Ich bin allein. „Hände waschen!“ sagen sie immer wieder. Er tut es, schon deshalb, um etwas zu tun.

Unruhig tigert er durch das Hotelzimmer, schaut zum Fenster hinaus, starrt auf die Tür, seufzt und wirft sich auf das Bett. Langsam fällt ihm die Decke auf den Kopf.

Ich muss mich beschäftigen! Aber womit? Wenn ich ein Dichter wär´, könnt` ich nun in Ruhe und  Abgeschiedenheit meinen Roman schreiben. Wär´ ich hingegen ein Komponist, so entstünde hier meine bedeutendste Symphonie. Aber ich? Ich kann nur Befehle erteilen und meine

Unterschrift auf ein Stück Papier setzen. So armselig!

Doch wenn das alles vorbei ist, werde ich mit den Kindern Aufgaben machen und ins Museum gehen. Würden sie gerne in ein Museum gehen? Nicht einmal das weiß ich.

Aber einem Besuch im Eissalon wären sie sicher nicht abgeneigt. Das mögen die bestimmt. Ja, ich werde vieles anders machen, wenn das hier alles vorbei ist. Zeit für die Familie haben, und meiner Frau Blumen kaufen. Welche mag sie eigentlich? Wurscht! Blumen sind Blumen.

Da klopft es leise an der Türe. Aufgeregt reißt er sie auf. „Ja?“

„Herr Generaldirektor, die Sperre ist aufgehoben. Sie dürfen nach Hause.“

„Na prima! Das sind ja gute Nachrichten. Danke! Und rufen Sie mir, bitte, sofort ein Taxi .....

fürs Büro!“