Meine Lieben,
es hat sich etwas Sen-sa-tio-nel-les in meinem geliebten Troja ereignet: Schliemännchen hat, auf der Suche nach den ältesten Grundmauern unseres Königspalastes, etwas gefunden, das die Welt der Schüppchenschwinger und Scherbenpuzzler in helle Aufregung versetzen dürfte – der liebe alte Wühler in den Untergründen der Kulturgeschichte hat doch glatt bedeutsame Zeugnisse aus dem Neolithikum gefunden!
Einmalige Artefakte aus grauer Urzeit, als die Hellenendödel noch nicht einmal den aufrechten Gang gelernt hatten,
wohingegen wir Trojaner bereits die Schriftsprache erfunden hatten, wenngleich nicht alle Schichten unseres ruhmreichen Volkes selbige hinreichend beherrschten. Ich kann euch sagen, Rechtschreibfehler und falsch gesetzte Kommas noch und nöcher. Eure principessa durfte dem armen alten Schatz, der sich inzwischen von seiner Diarrhö wieder leidlich erholt hat, bei der Sichtung der Funde zur Hand gehen und sie katalogisieren. Eine Arbeit für göttliche Schweinehirten, kann ich euch nur sagen! Der einzige, der mir hätte zur Hand gehen können, war ja leider für Jahrtausende mit dem Rollen eines Felsbrockens beschäftigt; jeden Abend
haben wir ein gutes halbes Stündchen miteinander gechattet, aber oftmals machte uns der teuflische Stein einen Strich durch die Rechnung, weil das böse kompakte Objekt aus Mineralien, welches Sisy gerade erst auf die Spitze des Berges gerollt hatte, wieder tausende von Metern herunterkullerte. By the way, wie der Angelsachse für "bis die Tage" sagt, oder so, könnte ich für diese Strafaktion den Hermes immer noch vierteilen! Und ich meine jetzt nicht den Paketversand mit Sendungsverfolgung, ich meine den Gott der Diebe und der Advokaten! DAS, liebe Liebende, sagt doch wohl alles über die Qualifikation der griechischen Götter aus, nicht wahr? Jedenfalls war
Sisy nur noch ein Schatten seiner selbst und er ertränkte sein Unglück in unzähligen Amphoren Retsina...
Wo war ich? Ach ja, Heinrichs Ausgrabungsstätte! Und jetzt kommt es: am Ende des siebten Tages stieß ich beim Sichten und Katalogisieren auf mehrere Steinplatten, welche von einem gewissen Mötzi und seinem Spezi Klötzi mit Informationen behauen worden waren. Neben Schneiderrechnungen für neolithische Pumphosen, tagespolitische Artikel über den aktuellen Stand der aktuellen Virusepidemie "Gift? Saft? Schleim?" und der Tabelle der trojanischen 1. Fußballliga stieß ich auf
eine höggscht interessante Studie zum Thema "Lebensraum Großstadt".
Das müsst ihr euch einmal vorstellen - als eure Vorfahren noch grunzend durchs Neandertal schlurften, gab es bei uns im herrlichen Troja bereits Soziologen, Politologen und andere Logen. Wahnsinn, Hölle, Hölle, Hölle! Und es würde mich gar nicht wundern, wenn der ehrenwerte Berufsstand der Ärschalogen auch schon damals... aber ich schweife ab.
Zurück zu unseren Schafen, wie die Gallier so nett säuseln. "Lebensraum Großstadt". Ein Thema, das, wie ich
später in ver-ant-wor-tungs-voller Recherchearbeit ermittelt habe, von kleinen grünen Männchen und Weibchen auf Tapeten gepinselt worden war. Im neolithischen Troja standen nämlich nach der Sommersonnenwende sogenannte "Wahlen" an und unsere Grünlinge wollten sich eben positionieren und vielleicht auch Stimmen fischen? Wer vermag das heute noch genau zu entscheiden... es verliert sich doch allzu vieles im Nebel der Geschichte.
Jedenfalls meinten die Grünchen, Einfamilienhäuser seien zu wenig energieeffizient und verbrauchten zu viel
Fläche für zu wenige Wohneinheiten. Ein prähistorischer Kulturkampf ums EFH! Da hättet ihr aber mal Papachen Priamos toben hören müssen, für ihn ist das Einfamilienhaus ein Symbol für das Angekommen-Sein im Leben, für Aufstieg, bescheidenen Wohlstand, Sicherheit und Freiheit zugleich. Vor allem aberdie Rückkehr in die Kindheit, als Klein Priamos noch im Windelhöschen durch den goldglänzenden Königspalast rutschte, im Palastgarten Ton, Steine und Scherben warf und dazu trällerte: "Hier bin ich gebor'n und laufe durch die Straßen, kenn' die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden. Ich muss mal weg, kenn jede Taube hier beim
Namen. Daumen raus, ich warte auf 'ne schicke Frau mit schnellem Wagen."
Paps hat dann ja auch eine schicke Frau getroffen, meine Mama Hekabe, die es wahrlich nicht leicht hatte in ihrem Leben, wie jeder in H. Omers "Elias" oder wie das Machwerk heißt, nachlesen kann.
Jedenfalls hat sich dank Schliemännchens unermüdlicher Buddelei zweifelsfrei erwiesen, dass die Wiege der menschlichen Kultur nirgendwo anders stand als im sa-gen-haf-ten TROJA.
Mötzi und Klötzi sei Dank!