Kurzgeschichte
Die unerwartete Kündigung

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"Die Firma reduziert. Nicht immer darf derjenige, der seine Arbeit macht, auch bleiben."
Veröffentlicht am 01. Februar 2021, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Die Firma reduziert. Nicht immer darf derjenige, der seine Arbeit macht, auch bleiben.

Die unerwartete Kündigung

Titel

Thomas und Henry arbeiteten seit Jahren in der selben Firma. Henry war stets derjenige, der am Ende des Arbeitstages länger bleiben musste, um seine Aufgaben zu beenden. Es verging kaum ein Tag, an dem Henry pünktlich nach Hause gehen konnte. Als es hieß, das die Firma Sparmaßnahmen einleiten und einige Mitarbeiter entlassen muss, sah sich Thomas als denjenigen, der bleiben durfte. Schließlich schaffte er seine Arbeit fristgerecht. Um so erstaunter war er, als ihm sein Arbeitgeber die Kündigung persönlich überreichte. Mit offenem Mund hatte er dagestanden

und stammelte herum, warum er und nicht Henry, der es nie schaffte pünktlich fertig zu werden. „Ich gebe immer saubere Arbeit ab und dazu noch pünktlich.“, fügte er hinzu. „Ihre Arbeitsmoral ist mir bekannt.“, setzte der Chef an, „Haben sie schon bemerkt, das überall Kameras hängen? Sie dienen dem Schutz vor Diebstahl und der Beweisaufnahme bei Unfällen. Ich habe sie mir zusätzlich zu nutze gemacht, um sie zu beobachten; sie alle. Es stimmt, sie liefern gute Arbeit ab und schaffen ihre Arbeit, während der Arbeitszeit. Das liegt aber daran, das sie nicht sehen, was um sie herum ist. Ihr Kollege, den sie gerade so missbilligend

ansehen und mehrfach in die Pfanne gehauen haben, sieht nicht nur auf seine Arbeit. Er schaut nach rechts und links. Ihnen fehlt Hilfsbereitschaft. Sie schauen auf ihre Arbeit und geben alles dran, sie zu schaffen. Ihre Kollegen sind ihnen völlig egal. Sie denken im Traum nicht daran, einem anderen zur Hand zu gehen. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen. Er hilft, wo er kann. Denkt auch an andere und nicht nur an sich. Sehen sie sich an, wie er seiner Kollegin zur Seite steht. Schauen sie sich ihr dankbares Lächeln an. Es ist nur eine kleine Geste...Solche Mitarbeiter sind hier gern gesehen. Und noch ein Punkt ließ mich dazu

entschließen, ihn zu behalten: Kennen sie die „Arche“? Dort werden Kinder betreut. Sie bekommen eine kostenlose Mahlzeit, werden bei den Hausaufgaben unterstützt und so weiter. Ihr Kollege arbeitet dort ehrenamtlich. Morgens eine Stunde, weswegen er es nicht immer schafft pünktlich zu sein. Nach Feierabend zwei Stunden. Am Wochenende arbeitet er ehrenamtlich in der Suppenküche. Und was machen sie in ihrer Freizeit?“ „Ich habe Familie. Ich bin Vater von zwei schulpflichtigen Kindern.“ „Ihr Kollege auch. Auch er hat schulpflichtige Kinder. Seine Frau liegt derzeit im Krankenhaus, weswegen die

ganze Last nun auf ihm liegt. Ich bewundere ihn, wie er das alles schafft. Und ich schätze es, wenn meine Mitarbeiter sich für andere einsetzen. Deshalb bekommt er die Gehaltserhöhung und sie die Kündigung. - Wenn ich ihnen noch einen Rat auf dem Weg mitgeben darf: Es lohnt sich, ehrenamtlich tätig zu sein. Sofern es meine knappe Zeit zulässt, arbeite ich ehrenamtlich in einem nahegelegenen Feierabendheim. Wir suchen noch Freiwillige. Hätten sie Interesse? - Nur so am Rande; auch andere Arbeitgeber freuen sich über Mitarbeiter, die sich, mitunter, ehrenamtlich betätigen.“

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