Kurzgeschichte
Ein paar Zeilen zu Marie - SP88

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"Ein paar Zeilen zu Marie - SP88"
Veröffentlicht am 30. Januar 2021, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Ein paar Zeilen zu Marie - SP88

Ein paar Zeilen zu Marie - SP88

Vorwort

Ja, das war so … Zur Weihnachtszeit hockten wir beisammen und würfelten Wörter. Und als – ja, als wir etwas anderes probieren wollten, da würfelten wir auf Zeit. 60 Sekunden für möglichst viele Buchstaben, die irgendwie – immerhin für uns – einen Sinn oder zumindest eine annehmbare Melodie ergaben. Und dann – wer auch immer von uns beiden – kam auf die Idee – die eigene Challenge … Beim nächsten Battle – also jetzt – wurschteln wir unsere Wörter darunter.


Und nun bin ich sehr gespannt, ob es mir gelingt, irgendeinen Sinn in diesen Schwachsinn zu bringen … Unsere Wortsammlung: Eislama / Marsmehl / Stanzgarn /

Stubenrede / Vagtraxin / Yedifaxtum /

Eikerbe / Fachplanke / Eistahlbrei / Solifix / Rastmohn / Feinbärbike

Hinzu kommen natürlich auch die Vorgabewörter der Schreibparty: Sonne / Rabenaas / Priester / Fagott / Durchreiche / Klingelstreich / Zuckerstreusel / Fangopackung




Sowie Eingangssatz: Meine Freundin Marie war ein zauberhaftes, aber schüchternes Mädchen.

Und Abschlusssatz: Keiner der Anwesenden sprach. Der Totengräber öffnete den Sarg - er war leer.











Meine Freundin Marie war ein zauberhaftes, aber schüchternes Mädchen. Zauberhaft, zaghaft und schüchtern. Ja, so war Marie. Die Marie, wie ich sie kannte.

Und kennen wollte. Gern blickt jeder von uns zurück auf die guten Seiten eines geliebten Menschen. Zuckersüß wie ein Eislama.

Ein Eislama mit bunten ZUCKERSTREUSELn in den bezaubernd zottigen Haarspitzen.

So war sie.

In meiner Erinnerung. Sie lachte gern. Steckte alle an. Mit ihrer SONNEnstrahllaune. Wenn es ihr gutging.

Sie sich wohlfühlte.

Und meinten es böse Schatten nicht gut mit ihr, verstreute sie ihr Marsmehl.

So machte sie ihnen den Gar aus!

Sie spritzte Solifix und Vagtraxin, ja, sogar Yedifaxtum!

Bis die Schatten klein zusammenschrumpelten und sie sie in die Ritzen zwischen Herd und Spülmaschine, hinter den Schrank und in die abgelegensten Winkel der Wohnung verbannte. Danach hing sie meist - in oder an - der DURCHREICHE zum Esszimmer und bewegte sich keinen Millimeter mehr.

Nichtmal einer ihrer Mundwinkel zuckte. Das alles war bekannt. Das alles war verdrängt. Freunde, Nachbarn, ich.

Machtlos. So war Marie.

Zuckersüß und liebevoll. Einzig nicht mit sich selbst. Und nicht mit den Schatten.

Denen erklärte sie den Krieg.

Mit erhobener Faust.

Schlug sie zu.

Traf immer nur sich. Und dann … Ich konnte nicht mehr wegsehen. Hielt ich eine meiner berühmten Stubenreden. Melodiös wie ein FAGOTT. Ernsthaft und fürsorglich. Sie lachte mich aus, nannte mich ein RABENAAS!

Auf ganz liebevolle Art.

Mit ihrem Lächeln im Gesicht. Mein Kraftakt verpuffte wie ein KinderKLINGELSTREICH. Unsichtbarer als eine Eikerbe. Ein mikroskopisch kleines Nichts auf dem Stanzgarn meines Handstrickschals. Und so stand ich ihr bei. Wie eh und je. Wie alle. Augenverschlossen. Marie? Sie stand immer wieder auf. Beständig wie der Rastmohn am Straßenrand. Bis zum nächsten Mal. Und nächsten Mal. Und nächsten Mal. Wir Zuschauer? Wir schauderten.

Machtlos.

Sie meinte lebhaft, sie würde uns alle noch überraschen. Ich wusste nicht, was ... oder wie sie das meinte. Dennoch schwieg ich dazu.

… …. …..


Es kam, wie es jeder kommen sah. Freunde, Nachbarn, ich. Fachplanken wurden zusammengesetzt. Eistahlbreispitzen hineingezwungen. Und mit Satin ausgekleidet. Fast zu elegant für Marie. Die Marie, wie wir sie kannten.

Aber so ist das eben oft und so war es in diesem Fall. Die Tränen verweint. Die Schultern gehängt. Fuhr ich auf meinem Feinbärbike durch die Kälte. Diese Tage sind stets grau und kalt. In meinen Gedanken der Satz. Immer und immer … Uns alle überraschen! Die Wege des Friedhofes waren völlig aufgeweicht. Matschig wie eine FANGOPACKUNG. Leichtfüßig bugsierten die Träger den Sarg über den rutschigen Pfad. Der PRIESTER verlor kein Wort. Keiner der Anwesenden sprach.

Der Totengräber öffnete den Sarg - er war leer.

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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matzetino Perfekte Umsetzung. Ich mag deinen Stil zu schreiben. Glückwunsch zum verdienten Sieg.

Liebe Grüße
Mari
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Dankeschön - grinse ziemlich breit :)
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Ohne viel Worte, klasse geschrieben!
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Aha, da waren also unsere Vorgaben zu wenige? ;)

Hat ein bisschen was von Kuddel Daddeldu .

Grüße aus Troja
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine bittersüße Geschichte, die sooo viel Spielraum nach hinten hat, aber "leider" in ein Vorgabenschema passen muss. Das in der Geschichte nur angedeutete, fast "beiläufig" erwähnte Charisma Maries ist Dir toll gelungen.
Gefällt mir sehr!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Lieben Dank für deinen schönen Kommentar. Klar, Marie muss sich in die Planvorgaben einfügen Aber ohne diese Vorgaben gäbe es sie gar nicht. Also ... ein Hoch auf Marie und die Randbedingungen ...
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Mein liebes Frettschen, da hast du dir ja eine tolle Geschichte ausgedacht. Jetzt, wo ich sie selber lese und nicht vorgelesen bekomme, erschließen sich die Dinge wie von selbst. Sehr überraschend, nicht wahr? :D
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Super, Frettschen, beide Daumen hoch!

Lieben Gruß
fleur

PS.
Ach ja, "bugsieren" schreibt man das Wort aus der Seemannsprache heute. Nicht von der Buxe - niederdeutsch für Hose - hergeleitet, sondern vom Bug des Schiffs, an dem es in den Hafen geschleppt wird.
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen 
Du bist ein Schatz mit einem scharfen Auge
♥ Dankeschön ♥
ich werde das sofort ändern :)
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FLEURdelaCOEUR NEIN!!!!
Darfst du nicht!
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