Vorwort
Ja, das war so …
Zur Weihnachtszeit hockten wir beisammen und würfelten Wörter.
Und als – ja, als wir etwas anderes probieren wollten, da würfelten wir auf Zeit.
60 Sekunden für möglichst viele Buchstaben, die irgendwie – immerhin für uns – einen Sinn oder zumindest eine annehmbare Melodie ergaben.
Und dann – wer auch immer von uns beiden – kam auf die Idee – die eigene Challenge …
Beim nächsten Battle – also jetzt – wurschteln wir unsere Wörter darunter.
Und nun bin ich sehr gespannt, ob es mir gelingt, irgendeinen Sinn in diesen Schwachsinn zu bringen …
Unsere Wortsammlung:
Eislama / Marsmehl / Stanzgarn /
Stubenrede / Vagtraxin / Yedifaxtum /
Eikerbe / Fachplanke / Eistahlbrei / Solifix / Rastmohn / Feinbärbike
Hinzu kommen natürlich auch die Vorgabewörter der Schreibparty:
Sonne / Rabenaas / Priester / Fagott / Durchreiche / Klingelstreich / Zuckerstreusel / Fangopackung
Sowie Eingangssatz:
Meine Freundin Marie war ein zauberhaftes, aber schüchternes Mädchen.
Und Abschlusssatz:
Keiner der Anwesenden sprach. Der Totengräber öffnete den Sarg - er war leer.
Meine Freundin Marie war ein zauberhaftes, aber schüchternes Mädchen.
Zauberhaft, zaghaft und schüchtern.
Ja, so war Marie.
Die Marie, wie ich sie kannte.
Und kennen wollte.
Gern blickt jeder von uns zurück auf die guten Seiten eines geliebten Menschen.
Zuckersüß wie ein Eislama.
Ein Eislama mit bunten ZUCKERSTREUSELn in den bezaubernd zottigen Haarspitzen.
So war sie.
In meiner Erinnerung.
Sie lachte gern.
Steckte alle an. Mit ihrer SONNEnstrahllaune. Wenn es ihr gutging.
Sie sich wohlfühlte.
Und meinten es böse Schatten nicht gut mit ihr, verstreute sie ihr Marsmehl.
So machte sie ihnen den Gar aus!
Sie spritzte Solifix und Vagtraxin, ja, sogar Yedifaxtum!
Bis die Schatten klein zusammenschrumpelten und sie sie in die Ritzen zwischen Herd und Spülmaschine, hinter den Schrank und in die abgelegensten Winkel der Wohnung verbannte.
Danach hing sie meist - in oder an - der DURCHREICHE zum Esszimmer und bewegte sich keinen Millimeter mehr.
Nichtmal einer ihrer Mundwinkel zuckte.
Das alles war bekannt.
Das alles war verdrängt.
Freunde, Nachbarn, ich.
Machtlos.
So war Marie.
Zuckersüß und liebevoll.
Einzig nicht mit sich selbst.
Und nicht mit den Schatten.
Denen erklärte sie den Krieg.
Mit erhobener Faust.
Schlug sie zu.
Traf immer nur sich.
Und dann …
Ich konnte nicht mehr wegsehen.
Hielt ich eine meiner berühmten Stubenreden.
Melodiös wie ein FAGOTT.
Ernsthaft und fürsorglich.
Sie lachte mich aus, nannte mich ein RABENAAS!
Auf ganz liebevolle Art.
Mit ihrem Lächeln im Gesicht.
Mein Kraftakt verpuffte wie ein KinderKLINGELSTREICH.
Unsichtbarer als eine Eikerbe.
Ein mikroskopisch kleines Nichts auf dem Stanzgarn meines Handstrickschals.
Und so stand ich ihr bei.
Wie eh und je.
Wie alle.
Augenverschlossen.
Marie?
Sie stand immer wieder auf.
Beständig wie der Rastmohn am Straßenrand.
Bis zum nächsten Mal. Und nächsten Mal. Und nächsten Mal.
Wir Zuschauer? Wir schauderten.
Machtlos.
Sie meinte lebhaft, sie würde uns alle noch überraschen.
Ich wusste nicht, was ... oder wie sie das meinte.
Dennoch schwieg ich dazu.
… …. …..
Es kam, wie es jeder kommen sah.
Freunde, Nachbarn, ich.
Fachplanken wurden zusammengesetzt.
Eistahlbreispitzen hineingezwungen.
Und mit Satin ausgekleidet.
Fast zu elegant für Marie.
Die Marie, wie wir sie kannten.
Aber so ist das eben oft und so war es in diesem Fall.
Die Tränen verweint.
Die Schultern gehängt.
Fuhr ich auf meinem Feinbärbike durch die Kälte.
Diese Tage sind stets grau und kalt.
In meinen Gedanken der Satz.
Immer und immer …
Uns alle überraschen!
Die Wege des Friedhofes waren völlig aufgeweicht. Matschig wie eine FANGOPACKUNG.
Leichtfüßig bugsierten die Träger den Sarg über den rutschigen Pfad.
Der PRIESTER verlor kein Wort.
Keiner der Anwesenden sprach.
Der Totengräber öffnete den Sarg - er war leer.