Kurzgeschichte
Er/Sie

0
"Die große Frage: Bin ich ein Mädchen oder ein Junge?"
Veröffentlicht am 29. Januar 2021, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: justdd - Fotolia.com
http://www.mystorys.de
Die große Frage: Bin ich ein Mädchen oder ein Junge?

Er/Sie

Also, eine coole Socke ist er/sie auf jeden Fall. Immer einen passenden Spruch auf den Lippen. So

haben wir uns kennengelernt.

Ich bin der Einzige, der „Es“ zu ihr/ihm sagen darf. Gerade am Anfang hatte ich die größten

Schwierigkeiten. Für mich sah er/sie aus, wie ein Mädchen. Seine Stimme, seine Haut, seine

Gesichtsform… Alles sprach dafür, das er/sie ein Mädchen ist. Aber er betonte immer wieder, das er

ein Mann ist.

Als wir einmal allein waren, hatte ich ihm gebeichtet, das ich Probleme habe, ihn/sie als Mann zu

sehen und sie/ihn darum gebeten, es mir nachzusehen, wenn ich „Sie“ zu ihm/ihr sage. Daraus

wurde ein längeres und sehr ausführliches Gespräch. Er/sie vertraute sich mir an. Dabei erfuhr ich,

das mein Gegenüber als Mädchen geboren wurde, sich aber als Mann fühle und gern ein Mann

wäre, aber angst habe vor einer operativen Geschlechtsumwandlung und deswegen sich lieber die

Brüste abdrückt. Operationen sind immer mit Risiken behaftet. Außerdem bestand die Möglichkeit,

das er/sie es sich eines Tages anders überlegt und doch lieber ein Mädchen

wäre. Von so einem Fall

habe er/sie schon gehört. Die Person hatte sich zurück operieren lassen, aber ihre Stimme war die

eines Mannes geblieben. Und das passte gar nicht zu dem Gesicht und der Figur. Ihm/ihr vertraute

ich als Einzigen an, das ich mir manchmal vorstellte ein Mädchen zu sein; eine Lesbe. Oder, wie ich

es gern ausdrücke: Eine heiße Lesbe.

Daraus entwickelte sich eine innige Freundschaft. Von außen wirkte es, als wären wir Freund und

Freundin; sprich ein normales, heterogenes Paar. Alte Bekannte, die mir über den Weg liefen,

freuten sich für mich, das ich endlich eine Freundin hatte. Wie die Wahrheit aussah, verschwiegen

wir. Das war und blieb unser Geheimnis.

Eines Abends holte sie/er mich von der Spätschicht ab. Wir waren nicht verabredet gewesen. Ich

war überrascht und erfreut zu gleich. Die zweite und größere Überraschung folgte auf dem Fuß,

indem er/sie m8ch auf den Mund küsste.

„Für die da.“, flüsterte er/sie mir ins Ohr und nickte dabei in Richtung meiner Kollegen.

Ich kann nicht sagen, das der Kuss Nichts in mir hervorgerufen hatte. Ich war, ehrlich gesagt

irritiert. Wusste nicht so recht, wie mir geschah. Und es sollte noch härter kommen.

Wir gingen zu mir. Zuerst schauten wir fern und aßen nebenbei eine Kleinigkeit. Dann war es Zeit

fürs Bett. Es war das erste Mal, nach schier endlos langer Zeit, das jemand bei mir übernachtete.

Das letzte Mal war es die Mutter meiner Kinder gewesen, die eigentlich nur deswegen gekommen

war, um mit mir was wegen unseren Kindern zu klären. Aber da sie einmal da war, hatte ich die

Situation ausgenutzt. Das war auch schon Monate her gewesen, was man

deutlich erkennen konnte,

nach dem er/sie sich ausgezogen war. Die Figur war einmalig. Genau das, was ich mir immer

vorgestellt hatte, wenn ich an meine Traumfrau dachte. Und nachdem er/sie den Binder abgelegt

und den selbstgebastelten Penis aus der Unterhose gezogen hatte, stand meine Traumfrau quasi vor

mir.

Er/sie lächelte mich an, lachte mich aber nicht aus, für mein verdutztes Gesicht und der Beule in

meiner Unterhose. Dann zog er/sie den Rest auch noch aus. Wie angewurzelt stand ich da und

wusste weder ein noch aus.

„Bleib ein Mädchen.“, stammelte ich und zog mir den Rest aus.

Wir stiegen ins Bett und er/sie legte den Arm um mich.

„Ich bin mir unsicher geworden. Auf der einen Seite habe ich, dank dir, akzeptiert, das ich ein

Mädchen bin. Auf der anderen Seite fühle ich mich als Junge. Fühle mich auch zu Jungs

hingezogen.“

Stocksteif lag ich auf dem Rücken und suchte nach Worten.

„Ich bin froh, das ich mich nicht habe operieren lassen. Jetzt würde ich es bestimmt bereuen. Oder

darüber nachdenken, ob es wirklich richtig gewesen war.“

„Warum hast du dich nackt ausgezogen. Und das vor mir.“, kam es unüberlegt aus mir heraus und

sofort bereute ich es. Biss mir auf die Zunge und schellte mich selbst dafür.

„Ich schlafe immer nackt.“

0

Hörbuch

Über den Autor

Superlehrling

Leser-Statistik
2

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

166537
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung