Humor & Satire
Das große Warten - Eine sehr wahre Geschichte

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"Das große Warten - Eine sehr wahre Geschichte"
Veröffentlicht am 14. Februar 2009, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

In Wien geboren, in Niederösterreich aufgewachsen, verheiratet mit einem Tiroler und wohnhaft in Vorarlberg. Man sieht, meine Heimat ist Österreich. In grauer Vorzeit hab ich schwer behinderte Kinder unterrichtet. Dann Hausfrauendasein mit fünf Kindern (inzwischen mehr oder weniger erwachsen). Ausgleich durch kreative Tätigkeiten jeglicher Art, hauptsächlich schreiben, fotografieren, Schmuck kreieren und herstellen.
Das große Warten - Eine sehr wahre Geschichte

Das große Warten - Eine sehr wahre Geschichte

Beschreibung

Bin einigermaßen aus und draus, weil ich völlig überraschend für eine Woche ins Krankenhaus mußte. Laßt Euch schildern, wie es dazu kam:

Am Donnerstag um 16 Uhr 10, die Schneeflocken stöberten gemächlich aus dem Himmel und beugten die ersten Schneeglöckchen, am Donnerstag um 16 Uhr 10 begann ich, im Tal der Kranken zu hausen.

Ich hatte schon den ganzen Tag herumgedoktert, also ich war von einem Doktor zum nächsten gereist, angefangen um 9 Uhr morgens.

Um diese Zeit betrat ich das Wartezimmer des ersten und ergatterte gerade noch einen Stuhl, der mir eigentlich noch vor einer Stunde dünnflüssig entwichen war.

Die Stöcke schmerzten, die meiner Eier, mir war übel bis zur Laune und mein Kopf sehnte sich danach, an die Wand zu laufen, um den inneren Druck herauszuschlagen.

Das Wartezimmer war besetzt bis zum Rand, bis zum Rand des Vorzimmers, wo allerdings die Stühle fehlten, um sie zu besetzen. Dennoch hoffte ich für die Steher, sie hätten Stühle, und zwar härtere als den meinen. Wenn sie diese nicht gehabt hätten, wären sie wohl nicht am Ort gestanden, sondern auf’s Örtchen entfleucht. Ich hatte es da etwas einfacher, denn mein Stuhl hielt meinen Stuhl im Zaum.

Im Wartezimmer gab es zwei Arten von Wartenden, solche mit Kindern und solche ohne. Die einen lasen den Kindern vor, die anderen lasen sich selbst aus der Zeit ohne Endung. Ich selbst las nicht, was die Endung noch mehr hinauszögerte, eine Stunde, noch eine Stunde bis zum blutigen Ende.

Das blutige Ende kam in Form meiner Schwester, die in keiner Weise blutsverwandt mit mir war. Gnadenlos stieß sie mir den blanken Stahl in meinen Körper und bemächtigte sich auf ihre Weise meines Blutes. Sie hatte hier die Macht, ich machte nichts, Gott sei Dank, denn das wäre peinlich geworden.

Jetzt hätte ich endgültig müssen verarztet werden, aber wieder hieß es warten. Allerdings bekam ich einen weicheren Stuhl am Gang zugewiesen, der sich andererseits ruhig verhielt.

Eine Viertelstunde später fiel ich dem Dr. Ernst Sauer in die Arme. Er bettete mich auf seine Bahre, hob mir den Rock in die Höhe, schob meine Unterwäsche nach unten und machte sich an sein glitschiges Werk. Sein Gel verteilte er eiskalt auf meinem Unterleib und sein Ding düste mit Ultraschall ein in meine weiblichen Eingeweide. Der Schmerz, den er auslöste, war nicht süß, er war ernst, wie Dr. Ernst Sauer mit gefalteter Stirn feststellte. Er zog es vor, mich zum nächsten Arzt weiterzureichen, zu einem, der mehr von Frauen verstand, als er selbst in der ernsten Lage war.

Schnurlos erwählte ich auf der Stelle Dr. Mann, aber man stelle sich vor,  der hatte keine Lust, mich zu erwählen. Seelenlos stimmte er zurück, seine Uhr hätte ihm erlaubt, Urlaub zu machen. Offenbar hatte er eben nur Sinn für süße Schmerzen, die ernsteren überließe er großzügig Dr. Frasen, so teilte er sorglos mit.

Notgedrungen erwählte ich also Dr. Frasen, die ich sofort selbst bekam, denn auch der hatte frei; am nächsten Freitag könne ich anrufen.

Von allen guten Männern verlassen, beschloß ich, mein Geschick in weibliche Hände zu legen. Der lieben Frau Doktor Rock gab ich gleich gar keine Chance, mich schnurlos abzufertigen. Ich drang unangemeldet ein in Ihren Wirkungsbereich, wirklich weit kam ich wieder nicht, denn der Vorzimmerrock wirkte äußerst unzugänglich zu seiner Göttin in Weiß. Für fadenscheinige hundert Euro ließe es sich vielleicht in zwei Wochen ….

Dieser Faden riß meine Geduld ins Tal der Spitäler, wo sie, was soll ich sagen, weiterhin ausgibigst beansprucht wurde.

Immer noch bauch- und kopfschmerzend wurde mir mein dortiges Erscheinen zu meiner eigenenVerwunderung nicht verübelt, die Übelkeit war auf meiner Seite, weshalb man mir neuerlich einen Stuhl zuwies, einen zum Warten, so an die vierzig Minuten.

Dann kam er, eine weiße Erscheinung in Blond und blauen Auges, jung und unerfahren, der nächste Vertreter der Glitschigkeit, Rock hoch, Hose runter, eiskalt gegelt und mit Ultraschall ab in die Wiege meiner Kinder, mit Ausdauer und Feingefühl, suchend ohne auf den Grund zu kommen.

Entschuldigend zog er sich zurück und rief nach – Dr. Frasen. In diesen Tälern trieb sich der also herum, während er angeblich frei hatte.  Um meine Nerven zu schonen, ließ er mich, ausharrend auf dem Frauen-Doktor-Stuhl, nur akademisch warten, und griff dann ohne weitere Umstände nach seinem feuchten Ding, um das Werk seines Kollegen fortzusetzen.  Nachdem auch er die längste Zeit hingabevoll gebohrt hatte, den Schmerzpunkt nach allen Regeln der Kunst einkreisend, wollte auch er plötzlich nichts mehr von mir wissen. Ich war ihm verdächtig, verdächtig, nicht zu ihm zu gehören, zu ihm, dem Dr. Frasen. Da bekam ich sie voll, die Frasen, feuerrot und strompieksend wüteten sie durch  meinem Kopf bis an die Oberfläche all meiner Poren, die sich beleidigt ans andere Ufer des Spi-Tales zurückzogen, wo man ihnen liebevoll nahelegte, sich häuslich auf einem Stuhl niederzulassen und zu warten.

Ich wartete an den Endungen meiner Nerven und mit Tränen in den Augen, die sich trotz Schleier auf die Türkin nebenan richteten, die genußvoll eine Prinzenrolle leerte, während mein eigener Magen leer blieb und nahe dran, endgültig aus der Rolle zu fallen.

Es war 14 Uhr, wurde 15 Uhr. „Man wartet schon auf Sie!“ hatte Dr. Frasen versprochen, alles nur Phrasen, ich kochte und bekam dennoch nichts davon zu essen.

Da endlich, nur fünf Minuten später, öffnete sich die Tür des anderen Ufers und mein Prinz Dr. Griech winkte mich in seine Stube. Der braungelockter Jüngling musterte mich mit so samtweichen Augen, daß ich förmlich auf sein Bett schmolz und erneut meine Intimzone freilegte. Schon ging es wieder los, das feuchte Schieben und Drücken, aber was erst ein Prinz zu sein schien, hatte keinerlei Interesse an Prinzessinnen. Dr. Griech interessierte sich ausschließlich für die Verschlingungen meiner Gedärme. Nachdem er lange genug geschlängelt hatte, wand er sich drauf raus, daß er nun doch seine vorgesetzte Kollegin zuziehen müsse. Er wisse nicht weiter. Ich solle mich anziehen und draußen hinsetzen, bis sie Zeit hätte. Das ließ ich jetzt endgültig nicht mehr auf mir sitzen und ich besetzte eigenmächtig eine Liege am Gang, was tatsächlich ging, sogar eine Decke wurde mir angeboten. Ich starrte auf die Decke, mein Kopf wehte weiter wie mein Bauch und ich übelte eine Geduld, die ich längst nicht mehr hatte, eine halbe Stunde lang.

Dann endlich kam sie, die Frau Dr. Gasse, eine Frau, die mit allen Wassern und Desinfektionsmitteln gewaschen war. Nachdem ich so weit auf ihr Bett gesunken war, daß ich mich vor ihr entblößte, hatte auch sie plötzlich dieses glitschige Ding in der Hand und kam so schnell zur Sache, daß sie all ihre Kollegen in kürzester Zeit in den Schatten stellte.

Sie fand in meinen Gedärmen eine Ausbuchtung, die für sie so mächtig entzündet schien, daß sie auf der Stelle beschloß, mich in ihrem Etablissement zu behalten.

Es war Donnerstag und 16 Uhr 10. Die Schneeflocken stöberten gemächlich aus dem Himmel und beugten die ersten Schneeglöckchen. Am Donnerstag um 16 Uhr 10 begann ich, im Tal der Kranken zu hausen.

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Hörbuch

Über den Autor

Edlistrate
In Wien geboren, in Niederösterreich aufgewachsen, verheiratet mit einem Tiroler und wohnhaft in Vorarlberg. Man sieht, meine Heimat ist Österreich.
In grauer Vorzeit hab ich schwer behinderte Kinder unterrichtet.
Dann Hausfrauendasein mit fünf Kindern (inzwischen mehr oder weniger erwachsen).
Ausgleich durch kreative Tätigkeiten jeglicher Art, hauptsächlich schreiben, fotografieren, Schmuck kreieren und herstellen.

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Edlistrate Re: Beinahe eine Passionsgeschichte -
Zitat: (Original von Abendschoen am 25.02.2009 - 22:10 Uhr) Obwohl in dieser Materie nicht so recht bewandert, habe ich mich beim Lesen gut amüsiert. Quer durch die medizinischen Fachrichtungen scheinen sich die Phänomene zu ähneln. Meine spezielle Bewunderung hat hervorgerufen, wie die Ich-Erzählerin ihren Leidenszustand humoristisch verwertet. Nur die Furcht vor Blasphemie hindert mich daran, sie mit Mater dolorosa anzusprechen. - Arno Abendschön -


Jetzt isses ja ausgestanden! Und mit dieser Geschichte hatte ich zuletzt richtig Spaß.
Danke! .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Beinahe eine Passionsgeschichte - Obwohl in dieser Materie nicht so recht bewandert, habe ich mich beim Lesen gut amüsiert. Quer durch die medizinischen Fachrichtungen scheinen sich die Phänomene zu ähneln. Meine spezielle Bewunderung hat hervorgerufen, wie die Ich-Erzählerin ihren Leidenszustand humoristisch verwertet. Nur die Furcht vor Blasphemie hindert mich daran, sie mit Mater dolorosa anzusprechen. - Arno Abendschön -
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: ich... -
Zitat: (Original von Pumukel31 am 25.02.2009 - 20:34 Uhr) finde deine wortwahl einfach köstlich! mir gefällt es!jeder hat doch schon mal eine odysse beim arzt erlebt aber sie so humorvoll zu lesen macht spass! lg doreen


Ich hab's schon unten erwähnt: Das Schreiben war für mich die beste Therapie. An der Art, wie ich geschrieben habe, war ein Buch schuld, das mir im Krankenhaus jemand geliehen hat.
Danke für den Kommentar! .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Pumukel31 ich... - finde deine wortwahl einfach köstlich! mir gefällt es!jeder hat doch schon mal eine odysse beim arzt erlebt aber sie so humorvoll zu lesen macht spass! lg doreen
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Das große Warten - Sorry Dir und Deinem Zustand gegenüber, ich habe mich köstlich amüsiert!
Alles wieder okay?
Gruß
Elsa
Vor langer Zeit - Antworten
Boris manche Passagen - sind sehr quer getextet, das wirkt überfrachtet.

LG Boris
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: Liebe Gerlinde ... -
Zitat: (Original von Gunda am 15.02.2009 - 13:43 Uhr) ... erst Hagenbäumers PC-Beschreibung - jetzt deine herrliche Geschichte über den Grund deiner Abwesenheit ... meine Lachtränen hören gar nicht auf zu laufen. Das ist einfach großartig geschrieben.

Lieben Gruß
gunda

PS: Dass ich dir alles Gute wünsche, versteht sich von selbst.



Jetzt muß ich wohl nach Hagenbäumers PC-Beschreibung suchen!
Danke für den Tip und lach mal schön weiter .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Liebe Gerlinde ... - ... erst Hagenbäumers PC-Beschreibung - jetzt deine herrliche Geschichte über den Grund deiner Abwesenheit ... meine Lachtränen hören gar nicht auf zu laufen. Das ist einfach großartig geschrieben.

Lieben Gruß
gunda

PS: Dass ich dir alles Gute wünsche, versteht sich von selbst.

Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: Wenn ich das so lese, -
Zitat: (Original von Papiertiger am 15.02.2009 - 11:26 Uhr) bin ich froh, meinen Blinddarm schon im zarten Alter von ein paar Jahren am Altar der weißen Götter geopfert zu haben...


Ob Du's glaubst oder nicht, ich hab meinen Blinddarm immer noch - und entzündet war ein anderer Teil des Darmes. Da hat man auch nicht gleich operiert, sondern mit Antibiotika geschossen. Jetzt kann ich nur hoffen, daß0 das nicht chronisch wird.
LG .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Papiertiger Wenn ich das so lese, - bin ich froh, meinen Blinddarm schon im zarten Alter von ein paar Jahren am Altar der weißen Götter geopfert zu haben...
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