Kapitel 2.3
„Haben wir noch Kontakt?“, fragte Müller.
„Ich habe ihn aber durch den Tracker noch auf dem Bildschirm. Leider hat sie ihm offensichtlich das Head-Set ausgeschalten, wenn wir das richtig mitbekommen haben und können mit ihm nicht mehr sprechen. Aber ich kann sehen, dass die beiden in einem Café sitzen. Läuft also…hoffentlich.“
Müller lachte. „Das ist ein Premiummitarbeiter aus meiner Abteilung. Klar muss das laufen.“
„Ein Premiummitarbeiter, dessen Namen Sie gar nicht
kennen.“
„Was arbeitest du?“, fragte der Bot.
Er trank einen Schluck Kaffee. „Ich arbeite für das Verkehrsministerium und mache da Social-Media Arbeit. Ist nicht immer sehr angenehm.“
Sie lachte. „Ja klar, du wirst da wahrscheinlich sehr viel bescheuertes Zeug moderieren und lesen müssen. Ich kenne das. Mache ja auch Social-Media auf verschiedenen Kanälen und du kannst dir ja vorstellen, was für ekelhaftes Zeug ich da immer so zu lesen und auch zu sehen bekomme.“
„Also bist du…Influencerin?“, fragte er
vorsichtig.
Sie nahm ein Stück von ihrem Kuchen. „Ja, unter anderem. Ist ganz einträglich, wenn man es richtig macht. Ich denke, ich bin da auf einem recht guten Weg. Folgst du mir?“
„Nein!“, rief er aus, sodass andere Leute ihn anblickten. Er hatte sich irgendwie ertappt gefühlt, dass man ihn fragte, ob er ein Perverser sei, was natürlich Quatsch war, aber so hatte er sich gefühlt.
Sie lächelte ihn süß an. „Das ist toll jemanden zu treffen, mit dem man noch ganz normal sprechen kann, weil er einen noch nicht glaubt zu kennen, Johann. Sag mal, hast du heute noch was
vor?“
„Äh…nein.“
Sie nickte. „Hast du Lust zu mir mitzukommen, dass wir da ein wenig abhängen können? Sind die ganzen Leute nicht da, ist doch viel cooler, oder?“
Gerade hatte ihm jemand imaginär den Süßwarenladen aufgeschlossen und lässt niemand anderen mehr herein. Eine Frau…nein ein Sex-Bot, der wie eine sehr attraktive Frau aussieht, lud ihn zu sich ein. War das moralisch überhaupt vertretbar? Egal, das war ja sein Job. Umlegen, er sollte sie stoppen und dazu alles machen, was erforderlich war. „Ja, gerne.“
„Super!“, freute sie sich und er zahlte
für beide. „Oh, ein Gentleman. Das finde ich sexy“, sprach sie, wobei sie gedankenverloren auf ihrer Unterlippe knabberte. Es war eben ein Sex-Bot, weshalb solche Verhaltensweisen nicht ungewöhnlich waren, wahrscheinlich.
Sie fuhren mit einem von ihr mit dem Handy gerufenen Taxi nach Hamburg-Winterhude zu einer Altbauvilla an der Alster. Wie konnte sie sich das leisten?
„Ich weiß, sieht verdammt protzig aus, aber ich hab ein glückliches Händchen mit Aktien. Ich trade ein wenig nebenbei, wirft gutes Geld ab.
Natürlich, wahrscheinlich konnte dieser Roboter einfach ganz schnell alle
aktienrelevanten Daten abrufen und damit Verläufe vorausberechnen.
Er ging durch die Räume mit den hohen Decken und war erschlagen von all dem Prunk, dem Stuck überall. Das hatte dieser Bot alles in wenigen Wochen geschafft. Jetzt war klar, worin die Gefahr bestand, denn wenn das schon so schnell ging, wie schnell ging das dann erst mit der Weltherrschaft?
„Oben hab ich mein Internetzimmer. Magst du ein Bier?“, fragte sie und hielt es ihm schon hin. Es war ein Becks, seine Lieblingsmarke, Klischeenorddeutscher eben. Moment, woher wusste sie das, oder war das Zufall? Wusste sie schon alles über ihn?
Plötzlich hatte er ein Gefühl der Angst.
„Johann, ist was?“, fragte sie und stieß an, da sie auch eine Flasche in der Hand hatte.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein, alles gut.“
„Dann lass uns chillen!“