Die ersten Tage in der neuen Umgebung waren hart. Vorgesetzte waren streng. Fehler duldeten sie nicht. Kam es doch mal zu welchen, so litt die gesamte Kompanie. Wenn es ein kleines Vergehen war, so gab es 50 Liegestütze. Bei mittleren Vergehen wie verschlafen, zu spät zum Appell, gab es Ausgehverbot. Doch wenn ein Soldat verspätet vom Ausgang zurück kam, so gab es für die gesamte Truppe Märsche mit vollem Gepäck über 30 Kilometer. Dies Nachts und bei Wind und Wetter.
Tage, Wochen, Monate zogen dahin, er hatte sich so langsam an das Leben in der Armee gewöhnt. Sie machten täglich Schießübungen, trainierten den Nahkampf, Marschierten. Die Stimmung in der Kompanie war immer gut. Doch als bekannt wurde, das die ersten Kompanien an die Kriegsschauplätze in aller Welt verlegt wurden, nahm die Zahl der Desserteure und Selbstmörder stark zu.
An einem bitterkalten Vormittag rief der Kompaniechef zu Appell.
Ein stattlicher Mann von vierzig Jahren, wohl durchtrainiert, leicht brauner Teint stand vor den ganzen Rekruten. In der Hand hielt er ein Schriftstück. Mit ernstem Gesicht überflog der Hauptmann nocheinmal den Text. Dann richtete er den Blick in den Himmel. So als suche er Beistand zum Verlesen. Einige Sekunden später senkte er sein Haupt, holte tief Luft und begann mit ruhiger, besonnener Stimmlage den Text für die Soldaten verständlich, wiederzugeben:
„Männer, hier in Händen halte ich eure Fahrkarte zu Ruhm und Ehre! Ihr seit die beste Einheit die ich in meiner Zeit hier je hatte. Deswegen ist es mir eine Freude ich bekannt geben zu dürfen, das ihr in zwei Tagen nach Frankreich, an die schöne Westfront dürft! Ich bin stolz auf euch und beneide jeden Einzelnen, der fürs Vaterland sterben darf.“
Es war der 14.Februar 1916. Sieben Tage vor dem Beginn der Schlacht um Verdun.........
©G.Wolf 02/08