Eine Seefahrt die ist lustig Tagebuchaufzeichnungen einer unvergesslichen Reise auf einem Frachtschiff Ich lernte Peter in einem Amatheurtheater kennen. Trotz 20 Jahre Altersunterschied verstanden wir uns auf Anhieb. Wir hatten den gleichen Humor und die gleiche Neugier auf das Leben. Damals dümpelte alles in meiner Ehe so hin. Von Liebe war seit Jahren keine Rede mehr. Die Kinder waren aus dem Haus und die Langeweile war manchmal unerträglich. Man saß Abend für Abend
vor dem Fernseher und hatte sich wirklich so gar nichts mehr zu sagen. Mit meinen 46 Jahren fand ich das ganze langsam unerträglich. Die einzige Abwechslung war meine Theatergruppe, die einmal in der Woche stattfand. Dort waren Gleichgesinnte und wir hatten immer viel zu lachen. Wie schon gesagt , und da war Peter. Wir hatten einmal eine gemeinsame Szene zu spielen und kamen so gar nicht richtig in Schwung. Peter schlug vor, dass wir es privat an einem anderen Tag bei ihm nebenbei noch einmal üben sollten, um uns nicht hier zu blamieren. Den Vorschlag fand ich gut und so schlug das Schicksal zu. Anfänglich hatte ich so meine
Schwierigkeiten wegen des Altersunterschieds, Doch Peter zerstreute meine Bedenken und gab mir das Gefühl die tollste und begehrenswerteste Frau auf der Welt zu sein. Trotz meiner Bedenken traf ich mich immer wieder heimlich mit ihm. Das war auf die Dauer aber untragbar, denn ich musste mir immer irgendwelche Ausreden und Lügen ausdenken, um unsere Treffen zu bewerkstelligen. Deshalb beschlossen wir nach ein paar Monaten klaren Tisch zu machen und uns zu unserer Liebe zu bekennen. Peter war zu dieser Zeit noch in der Ausbildung zum Kapitän, war also nach seinem Studium sehr viel auf See, um seine
verschiedenen Patente auszufahren. So war ich die erste Zeit sehr viel auf mich alleine gestellt. Ich zog erst einmal zu einer Freundin, die gerade ein Zimmer frei hatte, da ihr Sohn ausgezogen war. Peter und ich schrieben uns fast täglich und einmal fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, auf seiner nächsten Reise nach Südostasien als seine Verlobte mit zu fahren. So hätte ich die Gelegenheit solch eine Reise ganz umsonst zu machen. Da brauchte ich natürlich nicht lange zu zögern. Einen Job in der Gastronomie würde ich ja jederzeit wieder bekommen. Also kündigte ich und begann mich auf die Reise zu freuen. Dieses Vierteljahr war für mich so
ereignisreich, dass ich denke, ich übermittele mal einiges, was ich in mein Tagebuch geschrieben habe, (ja, ich habe wirklich die ganzen 3 Monate für mich ein Tagebuch geführt.) Die Route war: Hamburg-Felixtown-Rotterdam- le Havre-Algeciras-Piräus- Djeddah- Dubai- Karachi- Colombo- Singapur- Hongkong- Busan- Osaka- Nagoya.keelun Hamburg -Felixtown-Rotterdam-leHavre-Algeciras-Piräus-Djeddah Heute ist der 2.1.1990. Seit 2 Tagen bin ich nun auf der Norasia Pearl. Klingt
sehr gut , der Name, nicht wahr? Das Schiff ist ein Frachter. Ich finde, es ist ein sehr schönes Schiff, obwohl die Besatzung es anders empfindet. Aber sie müssen ja auch arbeiten, und ich darf ein Vierteljahr mit meiner großen Liebe hier Tag und Nacht verbringen. Eine Freundin brachte mich nach Hamburg, wo uns Peter mit großer Freude empfing. Er war vorher schon 3 Monate gefahren, und nun waren wir endlich wieder vereint. 3 Monate ungetrübten Glückes lagen vor uns Peter hatte leider nicht viel Zeit, sich um uns zu kümmern, weil er bei der Löschung der Ladung dabei sein musste. So packten wir meine Sachen in den
Schrank, und machten es uns gemütlich. Um 24.00 Uhr hatte Peter dann endlich Feierabend. Wir tranken zur Begrüßung noch eine Flasche Champagner und begaben uns dann in die Koje. Die Freundin blieb über Nacht da, und fuhr erst am nächsten Tag kurz vor dem Auslaufen wieder ab. Um 11.00 Uhr kam dann der Lotse, der das Schiff bis Finkenwerder leitete. Dort wurde er von einem anderen Lotsen abgelöst, der bis Brunsbüttel mitfuhr. Nun ging es ab in die Nordsee. Erstes Ziel der Reise war Felixtown in England. Es war der 31.12.1989, also Silvester. Von 18.00 -24.00 Uhr hatte Peter Dienst auf der Brücke. Er hat also in dieser Zeit die
Verantwortung für das ganze Schiff. Ich war bei ihm während dieser Zeit und habe mir die Instrumente und Radarschirme erklären lassen. Dies ganze Technik hat mich schon sehr beeindruckt. Doch ich habe nicht allzu viel davon verstanden. Doch dazu muss man eben studiert haben. Kurz vor Mitternacht, dem Jahreswechsel holte ich schnell eine Flasche Sekt aus der Kabine. Die Ablösung, der 2„. Offizier Matthias und seine Freundin Siggi kamen auf die Brücke und wir stießen schnell zwischen Arbeitsübergabe und nautischen Geräten mit Sekt in Kaffeetassen auf das Neue Jahr an. Ob das ein gutes Omen ist. Ich
glaube es fest. So um 00.20 gingen wir in die Bar, ja sogar eine Bar hat das Schiff Dort stand die übrige Besatzung, mit denen wir dann noch einige Gläschen Sekt lenzten .Es war sehr lustig. Dann gingen wir todmüde in unsere Koje. Am nächsten Morgen ab 8.00 hatte Peter wieder Dienst. Ich habe erst einmal ausgeschlafen und bin dann um 10.30 auf die Brücke gegangen. Wir waren schon kurz vor England, und Peter hatte schon den Lotsen geordert, der uns in den Port von Felixtown hinein manövrieren sollte. Der kam und alles klappte wunderbar. Da Neujahrstag war, und keiner hier arbeitete, wurde der Löschtermin auf den 2. Januar 9.00
morgens verlegt. So hatte Peter den ganzen Nachmittag und Abend frei. Wir verabredeten uns mit Matthias und Siggi zu einem Bummel nach Felixtown. Ein typischer englischer Pub wurde angesteuert und wir verkosteten Guiness und den guten schottischen Whisky. Es war ein warmer freundlicher Ort mit einem flackernden Kaminfeuer. Wir genossen ein paar Stunden der Behaglichkeit und ich glaube, wir haben in den Beiden ein paar neue Freunde gefunden. Um 22.30 mussten wir an den Aufbruch denken. Peter musste auf dem Schiff noch einmal nach dem Rechten sehen. Aber der Wachmann hatte alles gut im Griff und wir konnten uns
beruhigt in unsere Koje begeben. Am 3.1. um 4.00 morgens sind wir ausgelaufen. Peter tut mir so leid. Er hat in der letzten Nacht nur 2 Stunden geschlafen. Er hatte gestern von 18.00 – 24.00Uhr Deckswache. Um 8.00 musste er schon wieder auf der Brücke stehen. Ich habe ihn natürlich begleitet. Gleich um 12.00 hat er erst mal Pause. Um 13.00 ist Rotterdam angesagt. Dann muss er wieder das Anlegen des Schiffes mitmachen und das Löschen der Container überwachen. Also ein Traumjob ist es wirklich nicht. Jetzt ist es 22.00 Ich habe mir ein paar Bücher aus der Bücherei geholt und schlage die Zeit mit Lesen tot. Peter hat erst um
24.00 Uhr Feierabend. 4.1. Heute Mittag um 12.00 sind wir ausgelaufen. Die Sicht ist gut. Wir fahren jetzt durch die Straße von Dover. Und morgen gegen 8.00 werden wir in Le Havre sein. 5.1. Gegen 7.00 sind wir in Le Havre eingelaufen. Schade, dass die Containerhäfen so uncharmant sind. Und bei dieser kurzen Liegezeit lohnt es sich auch nicht von Bord zu gehen. So habe ich in der Kabine einige Sachen rutschfest vertäut, denn die nächste Nacht in der Biskaya könnte die See etwas unruhiger werden. Heute nachmittags um 15.00 Uhr sind wir schon wieder ausgelaufen und nun liegen
3 Seetage bis Algeciras vor uns. 6.1. Wir sind jetzt im Golf von Biskaya. Die Dünung ist ziemlich stark. Eine kleine Abwechslung nach dem ewigen Ententeich. Es ist schön, das Meer bei Tage zu beobachten. Verkehr ist auch nicht so viel. Ich versuche mit dem Wachgänger Mr. Tiem krampfhaft ein wenig Konversation in Englisch zu machen. Er ist Kiribati, und versorgt uns immer rührend mit Kaffee. Von 20.00 -24.00 Uhr hat Peter wieder Dienst. Ich gehe gleich hoch zu ihm. Die Nachtwache war traumhaft schön. Sternenklarer Himmel. Peter hat mir die Sterne erklärt. Der Mond schien und fast kein Verkehr im Golf. Ich bin verliebt
und wahnsinnig glücklich. 7.1. Wie immer um 7.20 Uhr aufstehen, frühstücken, und mit dem Staubsauger durch die Kabine gegangen. Anschließend zu Peter auf die Brücke. Es war ein traumhafter Sonnenaufgang. An einem klaren blauen Himmel dunkle Wolken, worunter die Sonne glutrot hervorkam. Hoffentlich sind die Fotos etwas geworden. Von ferne konnte man Portugal sehen. Zum ersten Mal habe ich heute eine Windhose gesehen. Das hat mich sehr beeindruckt. Die Sonne schien, und man konnte sogar schon draußen an der Reling stehen. Die Möwen umkreisten das Schiff, und morgen Abend werden wir in Algeciras
sein. Übrigens ist Siggi in Le Havre wieder von Bord gegangen. Sie hatte nur ein paar Tage Urlaub. Nun ist Matthias wieder allein. Er kommt aber öfter mal zu uns in die Kabine auf ein Bierchen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich dieses Leben ein Vierteljahr mitmachen darf. 8.1. Heute war wieder ein wunderschöner Sonnenaufgang, auf den nur gutes Wetter folgte. Überhaupt ist in der nächsten Zeit nur „Hoch“ angesagt. Von 11.00- 12.00 habe ich mich in die Sonne gesetzt. 17 Grad waren angezeigt. Heute Abend um 20.00 Uhr ist Algeciras angesagt. Nach dem Anlegen müssen
noch die Container gelöscht werden, und dann können wir wohl an Land gehen. 9.1. Leider war es mit dem Landgang nichts. Wir haben erst gegen 22.00 in Algeciras angelegt. Beim Anlegen fiel einer der Matrosen plötzlich um, zuckte am ganzen Körper und Blut quoll ihm aus Mund und Nase. Das war vielleicht ein Schock für Peter, der für den korrekten Ablauf des Anlegens zuständig ist. Er orderte über Funk sofort einen Krankenwagen, der Herrn Riedel sogleich ins Krankenhaus brachte. Dort stellte sich heraus, dass er Alkoholiker war, seit 4 Tagen keinen Alkohol mehr hatte und dadurch diese Entzugserscheinungen bekam. Kurz
darauf entließ man ihn wieder und die Reederei hat angeordnet, ihn per Flugzeug sofort nach Hause zu schicken. So hat die Besatzung jetzt einen Mann weniger. Heute Mittag um 12.00 sind wir wieder ausgelaufen. Nächstes Ziel ist Piräus. Am 13.1. morgens sollen wir dort sein. 10.1. Auf hoher See entlang der tunesischen Küste. Blackout auf hoher See. Auf der Brücke piepte, knatterte und rauschte nur noch alles. Gott sei Dank war kein Schiff in der Nähe, sonst hätte es haarig werden können. Aber nach 10 Minuten sprang der Hilfsdiesel an und die Hauptmaschine ging dann auch wieder. So ging noch mal alles gut.
Den ganzen Vormittag hat es geregnet, nur nachmittags kam die Sonne ab und zu mal durch. 11.1. Wieder keine Sonne, obwohl das Thermometer 16 Grad zeigt. Morgen hat mein Schatz Geburtstag. Der Kapitän hat ihm heute eröffnet, dass er morgen Abend die Wache für ihn übernimmt. Das war natürlich eine große Überraschung für uns. 12.1. Heute ist nun der große Tag. Mein Peter hat Geburtstag. 27 Jahre wird er alt, und ich hoffe so sehr, dass das 28. Lebensjahr all seine Wünsche und Hoffnungen erfüllt. Was ich dazu tun kann, werde ich tun. Der Tag war traumhaft schön, Die Sonne
schien, das Meer blau. Links konnten wir Sizilien liegen sehen. Abends war Party angesagt. Wir orderten 120 Flaschen Bier. Die Besatzung besteht aus 16 Mann. Ich habe mich hinter die Bar gestellt. So hatte ich auch mal ein bisschen privaten Kontakt mit allen. Um 1.00 Uhr ging dann auch der harte Kern, das Bier war alle, und die Party sehr lustig. Todmüde sanken wir dann in die Koje. 13.1. Mit leichten Kopfschmerzen aufgewacht, die aber schnell vergingen. Ein herrlicher Sonnentag.Nach dem Frühstück auf die Brücke. Die Sonnenstrahlen verwandelten das blaue Meer in eine glitzernde Fläche. Wovon
Tausende Menschen träumen, mir ist es vergönnt, einmal durch die Inselwelt Griechenlands zu fahren. Es ist einfach zauberhaft. Heute Abend um 19.00 Uhr ist Piräus angesagt. Um 19.00 Uhr haben wir es doch nicht geschafft. Es war fast 22.00 Uhr. Der Hafen ist sehr hübsch gelegen, umgeben von einer Bergkette, die von Lichtern funkelte. Von Bord gehen wir also erst morgen. 14.1.Ab 12.00 Uhr hatte Peter frei und wir haben uns in einen völlig überfüllten Bus gezwängt, um nach Athen zu fahren. Erst über einen Flohmarkt. Hier kam doch schon vieles Orientalische durch.
Hinterher sahen diese Straßen katastrophal aus. Nur Müll !! Überhaupt habe ich mir Athen sauberer vorgestellt. Dann mit der U-Bahn zur Akropolis. Wir haben sie leider nur von unten gesehen, da man ½ Stunde hoch laufen müsste.Dafür reichte unsere Zeit aber nicht aus. Überhaupt ist es schwierig, sich in Athen zurecht zu finden. Englisch wird hier gar nicht gesprochen, und die Schilder sind alle in kyrillischer Schrift. Nach einem Kaffee am Fuße der Akropolis sind wir dann zurück, haben in Piräus in einer schmierigen kleinen Taverne nahe beim Hafen einen Souvlaki gegessen und dazu uns eine Flasche Demestica
einverleibt. 16.1. Eigentlich sollten wir gestern gegen 23.00 Uhr auslaufen, aber es klappte nicht, So sind wir heute morgen 1.00Uhr ausgelaufen. Aber der Hafen ist bei den Seeleuten bekannt dafür, dass nichts klappt., Nun sind wir wieder auf hoher See. Durch das Ägäische Meer und an Kreta vorbei, steuern wir jetzt Port Said an. Morgen Nacht sollen wir da sein. Peter und ich haben heute die Leuchtfeuerkataloge in Ordnung gebracht. Es kommen immer wieder neue Blätter heraus. Man muss die Kataloge damit vervollständigen. So kann ich mich wenigstens etwas nützlich
machen. Port Said – Dubai Meeresleuchten 17.1. Um 18.00 Uhr liefen wir Port Said an. Es ist schon ein Erlebnis. Die Händler hieven sich einfach an Bord, breiten ihren Kram aus, und wollen alle s verkaufen, was wir absolut nicht gebrauchen können. Vor allem will hier jeder, ob Lotse, Agent oder die Hafenbehörde vom Kapitän Marlboro
schnorren, Wenn der Kapitän nichts raus rückt, kann es passieren, dass man 2 Tage hier liegt, und einfach nicht in einen Konvoi eingegliedert wird . Die Schiffe fahren nämlich in einem Konvoi durch den Suezkanal. Nun mussten wir nur noch auf das Startsignal zum Abfahren warten. Und es kam. Um 0.30 Uhr sollte es los gehen. Es wurde natürlich 1.30 Uhr. 18.1. Morgens nach dem Aufstehen sofort durchs Fenster geschaut, weil ich doch unbedingt die Wüste sehen wollte, die rechts und links den ganzen Suez begleitet Es ist jetzt schon sehr warm hier. In der Sonne 28 Grad. Wir müssen erst in den Großen Bittersee und dort
ankern. Am Rande des Suez sieht man ab und zu verfallene Häuser, die noch vom letzten Krieg her rühren. Ab und zu eine kleine Siedlung, die aber alle ein wunderschöne Moschee haben. Auch im Bittersee die Händler, die hier an Bord nur die ekelhaften Schmeißfliegen genannt werden. Sie gehen einem aber auch wirklich auf die Nerven, vor allem, dass wir , solange sie an Bord sind, alle Kabinen verschlossen haben müssen. Sie klauen wie die Raben. Um 14.18 Uhr ging es dann wieder weiter an der Stadt Suez vorbei in das Rote Meer Richtung Djeddah. Peter hat wieder ab 20.00 Uhr Wache und gar keine Zeit, sich um mich zu kümmern, weil er nur mit Peilen,
Rechnen und Radarschirmen beschäftigt ist. Aber was sein muss, muss sein. Also ist Lesen angesagt. 19.1. Schon beim Aufstehen knallte die Sonne durch das Bullauge. Ich bin also gleich nach dem Frühstück auf die Brücke, habe mir einen Liegestuhl geholt und mich mit einem Buch in den Schatten gesetzt. Da alle mich vor der Sonne hier gewarnt haben, sie soll sehr gefährlich hier sein, lasse ich es lieber langsam angehen. Um 15.40 Uhr war Überlebensmanöver angesagt. Das heißt, beim Aufheulenden der Sirenen (klang schrecklich) mit Rettungsweste an Deck erscheinen. Peter leitete die Aktion. Wir mussten alle in
den Rettungssatelliten klettern. Jeder bekam seinen Platz zugewiesen und es wurde erklärt, wie man sich anschnallt und wo Proviant und Wasser untergebracht sind. Verhüte Gott, dass wir jemals ernsthaft in so eine Lage kommen. 20.1.Mittags 13.00 Uhr waren wir in Djeddah. Hier merkt man richtig, dass man im Orient ist. Schon der Lotse erschien im Nachthemd, wie wir sein Gewand nannten. Überhaupt wird man hier angestarrt, wie ein seltenes Tier. Frauen dürfen hier überhaupt nicht herum laufen. Eine reine Männerdomäne. Selbst unsere Männercrew darf nur mit behördlicher Genehmigung von Bord. Vor
dem Schiff postierte sich ein wichtig aussehender Wachposten mit Knarre in grauer Uniform und passte auf, dass keiner das Schiff verlässt. Die arbeitende Bevölkerung hier im Hafen sind durchweg, Philipinos, Schwarzafrikaner und Inder. Die Araber selber bekleiden die höheren Posten. Für diese sind wir Ungläubige und werden demnach behandelt. Vor dem Einlaufen musste die Mannschaft alle Alkoholitäten und etwaige Pornos dem Kapitän abgeben, der alles wegschloss. All das ist hier streng verboten. Man muss damit rechnen, dass sie Stichproben machen und die Kabinen durchsuchen. Also das wäre kein Land für mich, obwohl ich mir
gerne mal Mekka angeschaut hätte. Aber das bleibt eine Illusion. Da dürfen wir armselige Frauen nicht hin. Es ist jetzt 19.30 und immer noch sehr warm. Wir sind jetzt der Uhrzeit Deutschlands um 2 Stunden voraus. Es ist vorgesehen, dass wir morgen Mittag wieder auslaufen. Der nächste Hafen soll Dubai sein. 21.1. Wir haben jetzt 5 Seetage vor uns. Es ist so heiß, dass man es nur im Schatten aushält. 36 Grad. Ich liebe das Meer, wenn es etwas bewegt ist, und die Sonne es in eine glitzernde Fläche verwandelt, nur von Schaumkronen durchbrochen. Wir haben beide jetzt das Schwimmbecken gereinigt und Meerwasser rein gepumpt. Nun kann ich
sogar im Wasser vom Roten Meer baden. Es ist sehr salzhaltig. Man kann sich so drauflegen ohne unter zu gehen. Jetzt hat Peter auch mehr Ruhe und Zeit für mich. 23.1. Die Nachtwache war wieder traumhaft. Der Himmel sternenklar. Vor uns das Kreuz des Südens. Dieses Sternbild sieht man in unseren nördlichen Breitengraden überhaupt nicht. Heute müssen wir die Proviant-Listen erneuern. Der neue Zukauf muss immer dem alten Bestand zugeordnet werden und neue Listen angefertigt werden. Das kostet viel Zeit.Aber gemeinsam geht alles schneller. Die Hälfte haben wir geschafft. Morgen machen wir den Rest. Heute Abend ist
Einkauf angesagt. Zweimal die Woche kann man hier beim Kapitän, Zigaretten, Bier Wein und sonstiges einkaufen. Wir fahren jetzt durch den Golf von Aden. Links könne wir Jemen liegen sehen. Ab morgen sind wir im Indischen Ozean. 24.1. Immer noch am Rand von Jemen. Die Sonne brennt und das Meer hat ein wundervolles Blau. Peter hat mit kleine arabische Frachtschiffe, die es schon 200 Jahre gibt gezeigt. Sie heißen Dau. Wir haben das Wasser im Schwimmbecken ausgewechselt. Nun baden wir also im Arabischen Meer. Übrigen haben wir letzte Nacht die Uhr
wieder 1 Stunde vorgestellt. Wir sind jetzt der Zeit Deutschlands 3 Stunden voraus. 26.1. Die letzte Nachtwache war das Größte, was ich je erlebt habe. Peter rief mich um kurz nach 20.00 an: „Komm ganz schnell hoch, ich muss Dir was zeigen!!“ Ich eilte auf die Brücke. Es war Meeresleuchten. Ich hatte wohl schon davon gehört. Aber dieses hat mich einfach umgehauen. Von der Bugwelle gingen leuchtende grüne Streifen ins Meer hinein, die sich dort fortsetzten. Auf dem übrigen Meer nahe dem Schiff blitzte es, als ob Sterne am Himmel an und ausgingen. Ganze Rudel von Delphinen durchkreuzten leuchtend
das dunkle Meer, sprangen aus dem Wasser und entfernten sich wieder. Peter erklärte mir, dass es Plankton sei, kleine Tierchen, die durch die Elektrizität des Schiffes zum Glühen gebracht werden und dadurch leuchten. Diese grandiose Schauspiel dauerte die 4 Stunden Wache an. Nach der Wache sind wir nach vorn in die Back gegangen, um alles aus nächster Nähe zu sehen. Es war zauberhaft. Die Delphine kamen zu Scharen mit wahnsinniger Geschwindigkeit durchs Wasser gepflügt, setzten sich auf die Bugwellen und spielten miteinander. Wir standen mit Tränen in den Augen da und waren völlig fertig. So etwas
Schönes hatte auch Peter in solch einer Intensität noch nicht erlebt. Das macht den Zauber der Seefahrt aus und entschädigt etwas die Mühsal, die er hier hat. Nach einer Stunde sind wir dann in die Kabine und haben erst mal einen Whisky getrunken, um unsere aufgeregten Gemüter zu beruhigen. Wir sind jetzt im Golf von Oman. Morgen sollen wir in Dubai sein.
Memory Wow!!! Liebe Brigitte, ich bin ganz selten neidig, aber mit diesem Erlebnis hast du mich gefangen. Sofort würde ich meinen Rucksack packen und wäre weg (nicht nur wegen dem jungen Kerl :))) Danke für diese schöne Geschichte. Die tat mir jetzt so richtig gut. Lieben Gruß Sabine |
Brigitte Vielen Dank liebe Enya, ja das was für mich ein einmaliges Erlebnis, was ich nie vergessen werde. Ich hatte es vor vielen Jahren schon einmal hier drin, habe es jetzt noch einmal bearbeitet. Ich freue mich, dass du weiter lesen wirst. Es werden noch zwei Fortsetzungen. Liebe Grüße Brigitte |
FLEURdelaCOEUR Sehr interessant, liebe Brigitte, ich habe es sehr gern gelesen. Kann es sein, dass ich es früher schon mal gelesen habe? Liebe Grüße fleur |
Brigitte Ja, ich hatte es früher schon einmal hier reingesetzt. Habe nur den Anfang neu geschrieben. Ich habe es jetzt anders aufgeteilt. Nur noch 2 Fortsetzungen. Damals hatte ich für jeden Hafen ein Buch gemacht. Ich freue mich sehr liebe Fleur, dass du es noch einmal gelesen hast. Wenn ich jetzt zurück denke wundert mich, wo doch die Zeit geblieben ist. Liebe Grüße Brigitte |
FLEURdelaCOEUR Schöne Reiseerlebnisse mit viel erworbener Lebenserfahrung, um die dich mancher beneidet. Ich habe auch einige wenige Gedichte in geänderter Version neu eingestellt. Eins fällt mir gerade ein ... Danke dir! ;-) |