Humor & Satire
Cassandra in Coronien

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"Cassandra in Coronien"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2020, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Cassandra in Coronien

Cassandra in Coronien

obwohl mir die Worte fehlen... ich schreib euch was

Ihr Lieben,


nach langer Zeit habe ich mich wieder einmal auf Reisen begeben und bin ins unbekannte Coronien gefahren. Standesgemäß natürlich im Bentley von Papa, und dieser hatte auch darauf bestanden, dass ich Schliemännchen mitnähme, dieser habe schließlich große Sehnsucht nach seiner alten Heimat und nach dem Fettgebäck seiner Ahnen. Die Coronesen nennen es "Berliner", es wird in siedendem Öl ausgebacken und hinterher in Zucker gewälzt.

Diese Tradition ist mir ja aus Troja nicht unbekannt, wird pflegten ja bekanntlich gefangengenommene Hellenen auch in siedendes Öl zu werfen. Die Chose mit dem Zucker haben wir uns allerdings geschenkt, denn wir wollten die Hellenen ja schließlich nicht verspeisen, gell?


Aber ich schweife wieder einmal vom Thema ab. Wo war ich? Ach ja, ich wollte euch von meiner Reise nach Coronien berichten. Dass es sich dabei eher um eine Irrfahrt handeln würde, war mir, beim Zeus!, vorher nicht bekannt, denn sonst wäre ich gewiss in Troja geblieben, in meinem muggeligen Himmelbett mit dem seidenen Baldachin und der Bonbonniere auf dem entzückenden

Tischchen aus Zedernholz. Rückblickend muss ich allerdings feststellen, dass der Dödel Odysseus, ihr wisst schon, der mit dem Hottehüh aus Holz, mit dem er uns damals im Großen Vaterländischen Krieg so sauber hereingelegt hat, dass also Odyl ( so heißt übrigens auch mein Mundwasser!) ganz schön Gedöns mit der Rückfahrt zu Penny hatte. Aber selber schuld, hat ihn ja keiner gezwungen, wegen der stumpfnasigen Helena in den Krieg zu ziehen!


Aber kommen wir zurück zu unseren Schafen, wie die Gallier, ein munteres und sinnenfrohes Völkchen jenseits des Meeres, so drollig sagen. Eure principessa packte also ihren Kapuzenmantel aus veilchenblauer Seide, ein

paar Tageskleider, Unterwäsche und ihren Kulturbeutel (wusstet ihr schon, dass nämlicher in Troja erfunden wurde? Ich bin ja der Auffassung, dass die Dödelhellenen gerade auch wegen dieser kulturellen Errungenschaft den Krieg mit uns gesucht haben. Darin sind sie einem gewissen Schnauzbart aus Ösiland nicht ganz unähnlich!) sowie ihren Lappi, das smarte Fon und ein wenig Reiselektüre ein, die sie gerade aus Amazonien geliefert bekommen hatte.

Nun hätte es eigentlich losgehen können, Papa Priamos und Mama Hekate standen mit verweinten Augen und zerknüllten Taschentüchern in den Händen bereit, ihrer Lieblingstochter fürerst Lebewohl zu sagen.


Nur einer fehlte: das liebe alte Schliemännchen. Papachen schickte ein paar Nubier aus, den lieben Schatz zu suchen, und sie kehrten mit der verstörenden Nachricht zurück, er säße fest. Auf dem Abort. Der Gute hatte sich aus heiterem Himmel einen Dünnpfiff zugezogen, der in die Medizingeschichte eingehen sollte als "Schliemanns Fiasko".

Was war zu tun? Sollte ich allein nach Coronien fahren? Meinen debilen Bruder Paris mitnehmen? Letztere Option kam nicht in Frage, Paris war ein Weiberheld und Hallodri, der seiner bezaubernden Schwester nichts als Schwierigkeiten auf ihrer Rese machen würde. Also rief Papachen den großen Hippokrates an und fragte ihn, wie man den armen Mann

denn therapieren könne. Onkel Hippo (so darf ich ihn nennen, denn er hat mich als Kleinkind auf den Knien geschaukelt), Onkel Hippo empfahl Bettruhe und einen Sud aus Belladonna und Wermut.


Somit mussten wir unsere Reise um eine Woche verschieben. Ich packte also meinen Pompeldur wieder aus und legte mich aus lauter Langeweile auf die Heliosbank, die mir der perfide Apollon geschenkt hatte, um mich gnädig zu stimmen - er hatte nämlich bei Papachen um meine Hand angehalten. Dieser hatte dem sonnigen Rennwagenlenker jedoch kühl erklärt, dann müsse er den Rest seiner Tochter aber auch noch nehmen, aber die Sonnenbank würde jedenfalls in Troja bleiben.

Geschenkt sei nun einmal geschenkt.

Doch irgendwann ist auch eine mehr als langweilige Woche vorbei und wir konnten endlich nach Coronien aufbrechen.


Kennt ihr Coronien? Kennt ihr das Land, wo die 16 Landesfürsten einen Unsinn nach dem anderen auskegeln? Kennt ihr das Land, in dessen dunklem Hain die schwarze Übermutter glüht? Vor Wut, vor Tatendrang, vor was auch immer? Ihr kennt es wohl... man nannte es einmal das Land der Dichter und Denker, dann war es 12 Jahre lang das Land der Schlächter und Henker. Und derzeit - siehe oben.

Das liebliche Land der Burgen, des Bieres, des Gammelfleisches, der Bundesliga und der

digitalen Steinzeit war, wie andere Länder auch, von einem heimtückischen Feind heimgesucht worden - einem Virus aus dem Fernen Osten. Dieser (ich meine den Virus, nicht den FO) hatte von Anfang an nur eines im Sinn: die Coronesen zu vernichten. Aber die Regierigen des Landes waren zunächst auf dem Quivive und ließen die meisten Buden, Lehranstalten und Seniorenheime schließen, erließen Reiseverbote und sperrten so die Landsleute zu Hause ein. Nach einigen Wochen waren sie eines der wenigen Länder der bekannten Welt, deren Infektionszahlen wie auch Todesfälle niedrig waren. Und so beschlossen sie, den Untertanen wieder Freilauf zu geben, was dazu führte, dass diese das Borstentier rausließen und die Zahlen

munter nach oben schnellten.


Bei meiner gestrigen Ankunft in der Hauptstadt des großen Landes erfuhr ich, dass unter den 16 Fürsten und der Queen aus Berlin Panik und Irrsinn auszubrechen drohten: man wollte wieder rein in die Kartoffeln und den untertänigsten LandsleutInnen (neue Regel in Coronien, klingt saublöd, is aber politisch korrekt gewollt) das Jahresendfest zum Stubenarrest umwidmen. Ab wann dieser gilt, ob gleich streng überwacht wird, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.


Aber eure principessa hat das blümerante Gefühl, dass hinter dem ganzen Gesumse

kein Plan steckt bzw. die 16 Fürsten (und mit ihnen die Bevölkerung) sich nicht alle daran gleichermaßen halten könnten. Diese nennen das nämlich Föderalismus, was ein politisches Gestaltungsprinzip innerhalb eines Staates ist, an dem die Grande Dame in Berlin wenig rütteln kann. Sie kann nur mit ihnen reden, diskutieren, zu überzeugen versuchen. Und das kostet:

Vor allem Zeit. Aber davon haben die Coronesen ja genügend.



Oder???


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cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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Friedemann 
Hallo Cassandra,
eine gute Idee von Dir, nach Berlin zu reisen, doch leider kommst Du viel zu spät. Hättest Du nämlich der Grasse Dame … Pardon … der Grande Dame und ihren Landesfürsten Deine Meinung kundgetan, dass die Coronesen genügend Zeit haben, hätten sie nämlich viel früher die Notbremse gezogen, weil sie ja - wie üblich - das Gegenteil von dem tun, was Du voraussagst. Oder???
Eine treffende, schwarzhumorige Satire.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Hallo Friedemann,

ganz herzlichen Dank für Deine Beurteilung meiner Satire.
Ja, die Granden aus Berlin und anderswo kommen anscheinend mit den Kommandos der Pferdelenkung nicht zurecht hüh ist eben nicht brr... das wusste der listenreiche Odyl deutlich besser, der kriegte sogar ein Hottehüh aus Holz ins Laufen.

Was mich vor allem erbost, ist die mal so, oder aber doch anders - Politik der Verantwortlichen, die uns eine Rezession einbringen und viele Menschen den Job kosten könnte. Ganz großes Kino, Herrschaften, ganz großes Kino!!!

LG und bleib gesund
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Bissige Satire! Frage mich allerdings, wer die Büchse der Pandora geöffnet hat und wann sie mal wieder geschlossen wird.
Das Leben war und ist ja an sich schon lebensgeführlich.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Das, liebe Bärbel, um einmal mehr den großartigen Vico von Bülow zu zitieren, ist fein beobachtet...
Aber wir zeigen es den Luschets und den Süderboys und den Kratzmännern - wir sorgen eigenverantwortlich für unser aller Gesundheit.

LG
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Genau.
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam "Ob Typhus, Pest Malaria, trink erstmal ein Bavaria!" Diesen Slogan wollte ich vor Jahren einer bekannten Brauerei verkaufen. Die mochten den aber nicht. Weiß gar nicht, wieso. Im Übrigen bin ich bereits im April durch die dunklen und nebelverhangenen Täler von Coronien gewandelt und kann Euch sagen: Es ist wie eine Reise nach Mordor, wenn man den Schnaps vergessen hat.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Herr Unterberg aus dem Auenland
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Du meintest Underberg? Dieses grässliche Gesöff tranken bei den riesigen Familienfesten meiner Kindheit immer die Männer... als Kind habe ich mich vor dem Geruch ge-e-kelt! Und du bist also Herr der Zwiebelringe? Werde dich für höhere Aufgaben nach Baaalin weiterempfehlen. Und dann räumen wir aber mal auf in Coronien!
LG und danke für die Louisdor, cher ami
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam O nein, ich meine Unterberg. So nennt sich Herr Frodo auf Anraten von Gandalf im ersten Teil von "Der Herr der Ringe". In der deutschen Ausgabe natürlich. Ansonsten muss ich mich als gebürtiger Wolfenbütteler für Jägermeister stark machen. Obwohl der vermutlich genauso grauenhaft wie Underberg ist.
Liebe Grüße
Dok
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Und wieder eine Illusion beim Pluto...
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Verehrteste... Ihr trefft den langen Metallstift mal wieder auf den schmerzlosen Kopf. Uneinigkeit war schon immer Erkennungsmerkmal dieser Südfrucht - Republik. Und dem Virus ist ´s egal - der hat Zeit, und pfeift auf den Föderalismus.
lg... harryaltona
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