Vorwort
Mit dieser Geschichte beteilige ich mich das erste Mal an einem Schreibwettbewerb auf MyStories. Es ist lange her dass ich mir zu einem vorgegebenen Thema eine Geschichte ausgedacht habe, obwohl ich weiß dass ich das kann, aber es kommt am Ende immer auf die Idee an und wie sehr man dahinter steht und sich damit identifizieren und arbeiten kann. Wenn das meine letzte Geschichte sein sollte, dann käme sie dem was ich für mich selbst als gelungen
betrachte ziemlich nah, weshalb ich sie auch gerne hier teile. Viel Spaß mit meinem Beitrag zur SP 87 :)
Julian
Der Hund der im gestern bellte
Moni war 20 Jahre alt und lebte seit einem Jahr alleine in ihrer 1-Zimmer Wohnung. Sie hatte zusätzlich einen kleinen Balkon, sodass sie ab und zu frische Luft schnappen und die Menschen draussen beobachten konnte, denn sonst ging sie ja nie auf die Straße, ausser um einzukaufen. Über ihr wohnte ein Ehepaar mit einem kleinen Jungen und unter ihr ein Handwerker, aber es war meistens sehr ruhig im Haus, da Absprachen und die Mittagsruhe gut eingehalten wurden. In den ruhigen
Momenten konnte Moni das Rauschen der Luft und leise Musik hören, die aus ihrem Radio drang, aber an manchen Tagen, da hörte sie plötzlich ein Bellen und lief dann aus ihrer Wohnung um nachzusehen, woher es kam. Dies geschah jede Woche ungefähr zweimal, und brachte Moni oft um den Verstand, denn ihre Hündin Jacky war vor einem Jahr verunglückt, als sie in einer Fahrstuhltür eingeklemmt wurde. Seitdem hörte sie immer wieder dieses Bellen, egal wo sich zu diesem Zeitpunkt befand. Dies war auch der Grund warum sie sich in
der letztem Zeit nie einen neuen Hund angeschafft hatte, denn Moni sah dies als ein Zeichen dafür, dass sie noch viel Zeit benötigte, um ihre Trauer zu verarbeiten.
Eines Tages wachte Moni schon am frühen Morgen auf und alles war ganz still. Die Vögel, welche sonst um diese Zeit um die Wette zwitscherten, waren nicht zu hören. Auch draußen war niemand zu sehen, wo doch sonst immer dieselben Nachbarn mit hastigen Schritten aus dem Haus stürmten, um rechtzeitig zu ihrer Arbeit zu kommen. Nur die Sonne ging
langsam auf, und da war es wieder: Das Bellen. Moni stand auf, und bewegte sich langsam in Richtung Tür. Während sie eben noch gedacht hatte, es wäre weit weg von ihr, so schien es jetzt ganz nah zu sein, als würde nur die Tür zwischen ihr und dem Geräusch stehen. Moni drückte die Türklinke runter und sie sah und hörte... nichts. Gerade wollte sie wieder in ihre Wohnung gehen, da hörte sie es ein weiteres Mal. Diesmal schaute sie um die Ecke am Fenster und dort stand ein kleiner Plüschhund, der auf Knopfdruck bellte. Sie fing an zu weinen und
nahm ihn mit rein in ihre Wohnung. Nachdem sie den Ton ausgeschaltet und ihn auf die Couch gesetzt hatte, fragte sie sich, warum jemand ausgerechnet neben ihrer Wohnung diesen Plüschhund aufgestellt hatte. War es jemand, der sie kannte? Wusste derjenige von dem Verlust ihrer Hündin?
In den nächsten Tagen gab es keine besonderen Vorkommnisse. Moni hörte kein Bellen mehr und den Plüschhund hatte sie auf einen Schrank im Flur gestellt. Da sie an diesem Morgen in die Stadt gehen wollte, trank sie ihren Kaffee
schnell aus und nahm noch ihre Medikamente. Sie schaute sich noch einmal in ihrer Wohnung um und ging dann zur Tür. Moni wollte gerade hinter sich abschließen, doch ihr Blick fiel noch einmal auf den Schrank im Flur. Der Plüschhund bellte wieder. "Merkwürdig.." Sie war sich doch sicher gewesen, ihn ausgeschaltet zu haben. Während sie die Tür zu machte, war alles ganz ruhig, doch plötzlich hörte sie wieder etwas. Es kam aus dem Gang, der zum Fahrstuhl führte. Wieder ein Bellen. Moni wurde sehr unruhig, aber diesmal wollte sie rausfinden,
woher es kam. Schritt für Schritt lief sie Richtung Fahrstuhl, ganz langsam, denn ihr war auf einmal etwas schwindelig. Am Ende des Ganges angelangt, stand sie vor dem Aufzug und drückte den Knopf. Das Bellen war jetzt deutlich zu hören, doch es störte sie nicht mehr. Niemand sonst war hier, außer sie. Und Jacky, die aufgeregt mit dem Schwanz wedelte. Moni ging auf sie zu und ihr wurde auf einmal sehr warm. Sie nahm ihre Hündin in den Arm und verspürte Glück, da sie jetzt wieder vereint waren. Es wurde immer heller und sie wusste, diese Reise würden sie
gemeinsam antreten. Nach einigen Minuten kam der Fahrstuhl, doch fehlte von der Hündin jede Spur und Moni lag regungslos am Boden mit einem Lächeln im Gesicht und rührte sich nicht mehr.