es ist zum Glück schattig hier
vom Kirchturm läutet es 11 Uhr
ein alter Mann torkelt vorbei
ich wundere mich
auf der Treppenstufe links neben mir spaziert eine Taube
nickt mit dem Kopf nach Taubenart
ich habe kein Futter für sie
auch von dem grauhaarigen Mann mit Brille und Rucksack
bekommt sie nichts
er sitzt ganz aufrecht
lesend
rechts von mir auf den Stufen
feine
Gesichtszüge
gebräunt
ob er aus Indien stammt?
gegenüber an der Häuserecke musizieren Straßenmusiker
anscheinend Vater Mutter Sohn Tochter
bescheidene instrumentale Ausrüstung
nur Gitarre und Schellentambourin
dazu singen sie mehrstimmig
ich mag ihre Musik
rhythmisch abwechslungsreich
worüber sie wohl singen?
ich stelle mir vor
Lieder über Glück und Unglück
von Schafen und
Ziegen
von verlassenem Land
sicher handeln sie auch von Liebe und Sehnsucht
von Hunger, Vertreibung und Wanderung
große Menschenthemen
Wehmut klingt aus ihren Stimmen
eine Mutter mit Zwillingskinderwagen überquert den Platz
daneben läuft ihr kleines Mädchen und ein noch kleinerer Hund
sie bleibt kurz vor den Musikern stehen
wirft etwas Geld in den Hut
geht weiter
Polizisten nähern
sich
und sprechen mit den Musikanten
diese verstummen und verlassen den Platz
mir gehen traurige Gedanken durch den Kopf
ich denke sie nicht zu Ende
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